Chelseas Geld schießt keine Tore mehr

Neapel. Wenn eine Pose den Zustand einer Fußball-Mannschaft beschreiben kann, dann wurde der FC Chelsea am Dienstagabend verkörpert durch Ashley Cole. Er taumelte im Stadion des SSC Neapel in der 82. Minute rückwärts auf der eigenen Torlinie, brachte mit letzter Kraft die Beine zusammen und verhinderte so das 1:4, das womöglich schon das endgültige Champions-League-Aus bedeutet hätte

Neapel. Wenn eine Pose den Zustand einer Fußball-Mannschaft beschreiben kann, dann wurde der FC Chelsea am Dienstagabend verkörpert durch Ashley Cole. Er taumelte im Stadion des SSC Neapel in der 82. Minute rückwärts auf der eigenen Torlinie, brachte mit letzter Kraft die Beine zusammen und verhinderte so das 1:4, das womöglich schon das endgültige Champions-League-Aus bedeutet hätte. Chelsea verlor so nur 1:3 - ein Ergebnis, das den Spielern von Trainer Andre Villas-Boas im Achtelfinal-Hinspiel gar schmeichelte.Es gehört zu den Ungerechtigkeiten der Sportwelt, dass die fulminant stürmenden Neapolitaner in drei Wochen noch ein Rückspiel in London zu überstehen haben. Man würde sie nach ihrer Leistung direkt ins Viertelfinale befördern wollen. Nur zwei Fehler hatten die Italiener begangen: Sie hatten dem Gast aus England die Führung geschenkt, gnädiger-, vielleicht fatalerweise. Und sie hatten kein viertes Tor erzielt. Es hätte nicht viel gefehlt, und den FC Chelsea hätte das gleiche italienische Schicksal ereilt wie den FC Arsenal vor einer Woche beim 0:4 beim AC Mailand. So konfus präsentierte sich der englische Vize-Meister. Weil aber Cole erfolgreich abwehrte, konnte Villas-Boas sagen: "Es ist nicht unmöglich, ein 1:3 umzudrehen." Der Portugiese, den viele aus dem Chelsea-Umfeld lieber heute als morgen zum Ex-Trainer machen würden, sagte noch: "Ein paar Dinge müssen besser werden." Das mochte man unterschreiben, jedoch nicht ohne zuvor "ein paar" durch "so ziemlich alle" zu ersetzen.

Nach allem, was man zuletzt über Chelsea erfahren hatte, wirkte die Vorstellung in Neapel nur folgerichtig: ein Kapitän John Terry, dem rassistische Beleidigungen vorgeworfen werden und deswegen der Prozess gemacht wird, und eine Mannschaft, die in der Liga seit Mitte Januar nicht siegen kann und folglich als Tabellenfünfter nur einen Europa-League-Platz belegt. Zusammen ergibt sich ein unrühmlicher Tiefpunkt der Ära Roman Abramowitsch: Hunderte Millionen Euro hat der russische Oligarch in den vergangenen Jahren in den Club gepumpt, jetzt könnte er langsam den Spaß an seinem Spielzeug verlieren.

England, vor nicht allzu langer Zeit das Maß aller Fußball-Dinge, befindet sich vor einem historischen Tiefpunkt: Manchester United und Manchester City wurden nach der Gruppenphase in die Europa League strafversetzt. Arsenal ist so gut wie ausgeschieden - und Chelsea mit mindestens einem halben Bein draußen. In diesem Jahr könnte keine englische Mannschaft unter den besten Acht Europas sein. Das gab es zuletzt 1996. Vor satten 16 Jahren. dapd

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