Charakter-Test nicht bestanden

Kaiserslautern. Irgendwo auf dem Weg vom ersten zum letzten Interview verlor Stefan Kuntz am Samstag seine Fassung. Sein Blick war immer finsterer geworden. Der Vorstandschef des so gut wie abgestiegenen Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern rang mit der Fassung: "Es ist ganz furchtbar. Es ging nicht darum, zu gewinnen

Kaiserslautern. Irgendwo auf dem Weg vom ersten zum letzten Interview verlor Stefan Kuntz am Samstag seine Fassung. Sein Blick war immer finsterer geworden. Der Vorstandschef des so gut wie abgestiegenen Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern rang mit der Fassung: "Es ist ganz furchtbar. Es ging nicht darum, zu gewinnen. Wir wussten alle, was unsere Fans erwarten, was das Umfeld erwartet. Und das war vielleicht bei drei Spielern zu sehen." Das 0:2 im Fritz-Walter-Stadion gegen den 1. FC Nürnberg - das 21. Spiel in Serie ohne Sieg - war eine Partie wie jede andere in den vergangenen Wochen. FCK-Mittelfeldspieler Pierre de Wit sagte: "Es war wie immer. Aber alle unsere Spiele in der Rückrunde waren sinnbildlich."Dennoch unterschied sich dieses 0:2 von den anderen Partien. Wille und Stolz sind die Eigenschaften, mit denen Kaiserslautern immer schon auf seinen Fußball blickte. Der Wille, auch im Untergang erhobenen Hauptes zu gehen, war verschwunden. So schwankte die Stimmung bei den 42 552 Zuschauern zwischen Häme und Pfeifkonzert. Sie beschäftigt die Frage nach der Qualität schon länger nicht mehr - aber die nach dem Charakter der Spieler.

FCK-Stürmer Sandro Wagner brandete bei seiner Einwechslung in der 59. Minute die Ablehnung der Westkurve entgegen. Die Einheit zwischen Mannschaft und Anhang, einst so eng in Kaiserslautern, ist ein zerfetztes Band. Kuntz zeigt Verständnis: "Wir werden doch wohl nicht anfangen, den Fehler bei den Fans zu suchen. Dass ein paar Spieler von der Stimmung her nicht mehr auflaufen müssen, ist bitter. Aber das ist nur eine Reaktion darauf, was man gesehen oder gefühlt hat."

Erste "Trainer raus"-Rufe hatten Wagners Einwechslung begleitet. Krassimir Balakow hatte Kapitän Christian Tiffert, der sich einen Verbleib beim FCK vorstellen kann, zur Pause ausgewechselt. Tiffert war Gelb-vorbelastet, hatte das nach eigenen Angaben aber "im Griff". Für Trainer Balakow war es die fünfte Niederlage im fünften Spiel. Auch wenn der Abstieg bei seiner Verpflichtung als Nachfolger von Marco Kurz kaum mehr zu verhindern war, droht er der Trainer zu werden, der ihn besiegelte. Eine Hypothek, denn der FCK-Anhang hat das Gedächtnis eines Elefanten. Das weiß Balakow: "Die Situation war mir bewusst. Aber wir müssen irgendwann raus aus dieser Situation kommen." Auch im Hinblick auf seine Zukunft. "Das ist nur eine Reaktion darauf, was man gesehen oder gefühlt hat."

Stefan Kuntz zur Reaktion der Fans

Am Rande

Die Stadiongesellschaft stundet dem 1. FC Kaiserslautern einen Teil der Stadionmiete für zwei weitere Jahre. Pro Jahr muss der FCK 3,2 Millionen Euro zahlen. Davon sind ihm 600 000 Euro jährlich seit zwei Jahren gestundet worden, weil er nicht genügend Geld verdiente. Das bedeute nun nicht, "dass wir für immer weniger Miete bezahlen müssen", sagt FCK-Pressechef Christian Gruber: "Wenn wir wieder schwarze Zahlen schreiben, müssen die Mietrückstände bezahlt werden, einschließlich bis dahin aufgelaufener Zinsen." dpa

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