Chancenlos und nicht zu ersetzenMorgenstern ist der Top-Favorit auf den Titel

Oberstdorf. Der Traum von einem Triumph bei der Vierschanzentournee wird sich für Martin Schmitt auch im 15. Anlauf nicht erfüllen. Im Spätherbst seiner Karriere hat der viermalige Weltmeister die Weltspitze aus den Augen verloren. Die Chancen auf Podestplätze sind trotz eines Sondertrainings vor Weihnachten gleich null

Oberstdorf. Der Traum von einem Triumph bei der Vierschanzentournee wird sich für Martin Schmitt auch im 15. Anlauf nicht erfüllen. Im Spätherbst seiner Karriere hat der viermalige Weltmeister die Weltspitze aus den Augen verloren. Die Chancen auf Podestplätze sind trotz eines Sondertrainings vor Weihnachten gleich null. "Bei der Tournee will ich von Beginn an jeden Sprung nutzen, um noch besser zu werden. Wenn es optimal läuft, kann ich unter die besten Zehn kommen. Die Favoriten sind aber andere", sagt Schmitt vor dem Auftaktspringen in Oberstdorf am Mittwoch.Für Bundestrainer Werner Schuster ist der 32-Jährige, der dem deutschen Skisprung mit seinen Erfolgen kurz vor und nach der Jahrtausendwende zu einem längst wieder abgeebbten Boom verhalf, nicht mehr die Nummer eins in der Mannschaft. "Es ist nicht damit zu rechnen, dass er nach ganz vorne springt", sagt Schuster. Die Kohlen sollen Jüngere aus dem Feuer holen: Severin Freund oder Pascal Bodmer.

Immerhin hat Schuster den einstigen Vorzeigespringer, der bei den Fans trotz seiner seit nunmehr fast zehn Jahren anhaltenden Sieglosigkeit immer noch hoch im Kurs steht, nicht ganz abgeschrieben: "Bei Martin bin ich von den arrivierten Springern am zuversichtlichsten, dass er die Kurve kriegt. Er ist von seiner richtigen Form zwar ein Stück entfernt. Aber früher oder später wird bei ihm der Knopf aufgehen."

Nach einem verkorksten Saisonstart mit Platz 23 in Lillehammer als bestem Ergebnis hatte Schmitt die Tournee-Generalprobe in Engelberg ausgelassen und in Sonderschichten vor den Festtagen um seine Form gekämpft. Wie weit er dabei vorangekommen ist, wird sich in der Qualifikation für das Auftaktspringen zeigen (heute ab 16 Uhr, live im ZDF).

Der Bundestrainer weiß, dass er beim ersten Saison-Höhepunkt nicht nur auf die Jugend setzen kann. "Wir werden die Arrivierten brauchen, ohne sie geht es noch nicht", räumt Schuster ein. Dies trifft vor allem auf Schmitt zu. Sportlich ist der Mannschafts-Olympiasieger von 2002 zu ersetzen, als Aushängeschild einer Sportart garantiert nicht.

Schmitt selbst schätzt seine Situation realistisch ein. "Ich kriege mit, was über mich geredet wird. Ich weiß aber, was ich für meinen Sport und die Entwicklung getan habe. Ich zerfließe deshalb nicht im Selbstmitleid, sondern schaue nach vorne", sagt der Routinier. An ein Karriere-Ende verschwendet er keinen Gedanken: "Ich habe mich schon entschieden, dass ich nach dieser Saison nicht aufhöre." dpa

Oberstdorf. Österreichs Top-Duo Thomas Morgenstern und Andreas Kofler will der Alpen-Republik den dritten Tournee-Gesamtsieg in Serie bescheren. Doch auch der viermalige Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz und Polens Skisprung-Held Adam Malysz sind heiß auf das Siegerauto im Wert von über 30 000 Euro. Dieses Quartett wird bei der 59. Vierschanzentournee nach Ansicht vieler Experten den Erfolg unter sich ausmachen.

Davon ist auch Bundestrainer Werner Schuster überzeugt, dessen Schützlinge bei den Wettbewerben in Oberstdorf (29. Dezember), Garmisch-Partenkirchen (1. Januar), Innsbruck (3. Januar) und Bischofshofen (6. Januar) nur eine Außenseiterrolle spielen. Allerdings will sich der deutsche Trainer nicht auf einen Sieger festlegen: "Morgenstern ist hungrig, hat noch nie gewonnen und gehört auf jeden Fall zum Kreis der Favoriten. Kofler ist definitiv wieder in der Spur, seinen Titel zu verteidigen. Malysz kommt in die Gänge und zählt zum Favoritenkreis. Und ich würde auch Ammann nicht abschreiben."

Bei den Buchmachern ist Weltcup-Spitzenreiter Morgenstern der Top-Favorit. Der 24-Jährige, der in dieser Saison vier Wettbewerbe in Serie gewann, legt eine bei ihm bisher ungekannte Lockerheit an den Tag. "Ich habe mir lange genug Gedanken gemacht über Ergebnisse, Platzierungen, andere Leute und und und. Ich möchte jetzt meinen Weg gehen", berichtet Morgenstern - und fügt hinzu: "Ich zerbreche mir nicht den Kopf über den Tournee-Sieg, sondern will einfach weiterhin mit Freude Skispringen." dpa

Hintergrund

Die meisten Siege bei der Vierschanzentournee:

Fünf Siege: Janne Ahonen (Finnland): 1999, 2003, 2005, 2006, 2008.

Vier Siege: Jens Weißflog (Oberwiesenthal): 1984, 1985, 1991, 1996.

Drei Siege: Björn Wirkola (Norwegen): 1967, 1968, 1969; Helmut Recknagel (Zella-Mehlis): 1958, 1959, 1961.

Zwei Siege (unter anderem): Jochen Danneberg (Oberhof): 1976, 1977; Matti Nykänen (Finnland): 1983, 1988; Andreas Goldberger (Österreich): 1993, 1995. dpa