Carrie Schreiner schreibt Geschichte"Ich werde voll angreifen"

Völklingen. Der erste Titelgewinn eines Mädchens in der Geschichte des ADAC Kart Masters, Deutschlands stärkster Kartserie, ist perfekt. Die 13-jährige Völklingerin Carrie Schreiner vom RMW Motorsport Team sicherte sich Mitte Juli beim 4. Meisterschaftslauf in Liedolsheim bei Karlsruhe mit zwei zweiten Plätzen vorzeitig die Krone in der X30 Junior Klasse

Völklingen. Der erste Titelgewinn eines Mädchens in der Geschichte des ADAC Kart Masters, Deutschlands stärkster Kartserie, ist perfekt. Die 13-jährige Völklingerin Carrie Schreiner vom RMW Motorsport Team sicherte sich Mitte Juli beim 4. Meisterschaftslauf in Liedolsheim bei Karlsruhe mit zwei zweiten Plätzen vorzeitig die Krone in der X30 Junior Klasse.Dabei sah es für die schnelle Kartamazone anfangs gar nicht gut aus. Sowohl der Trainingsmotor wie der Rennmotor kollabierten schon nach wenigen Runden in den freien Trainings. Rudi Wangard, RMW-Seniorchef und "Motorenpapst" des Teams, stand vor einem Rätsel. So etwas hatte er in seiner langen Laufbahn noch nie erlebt. Die Fahrerin haderte in der entscheidenden Saisonphase mit ihrem Schicksal, und die Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Der letzte Ersatzmotor musste für das Qualifying herhalten.

Nun zeigte Carrie eindrucksvoll, dass sie mental das Zeug zum Champion hat. Mit dem vermeintlich leistungsmäßig etwas schwächeren Aggregat stellte sie in einem extrem spannenden Zeittraining mit circa 20 Fahrern innerhalb von weniger als einer halben Sekunde ihr Kart mit einer Bestzeit von 45,2 Sekunden in die zweite Startreihe. Carrie und vor allem auch Rudi Wangard fiel ein "Stein vom Herzen", dass die Technik hielt.

Aber sonntags drohte neues Unheil. Diesmal vom Himmel: Regen, Sonne, Regen im ständigen Wechsel. Ein Reifenpoker deutete sich an. Das Warm-Up war noch völlig nass, zum Rennstart herrschten bereits Mischbedingungen. Trainer und Mechaniker Christian Wangard entschied sich wie auch fast alle anderen Fahrer aus Sicherheitsgründen für gebrauchte Regenreifen.

Wie so oft hatte Carrie mal wieder einen exzellenten Start und kam trotz der ungünstigen Außenbahn bereits als Zweite aus den ersten beiden Kurven heraus. In der zweiten Runde griff sie dann vehement den Führenden an. Dieser wehrte sich mit grenzwertigen Blockademanövern und hielt damit das ganze nachfolgende Feld auf. Aber schon kurze Zeit später fand Carrie doch einen Weg vorbei, setzte sich sofort deutlich ab und fuhr einem scheinbar sicheren Sieg entgegen. Aber sie hatte die Rechnung ohne ihren Teamkollegen Daniel Ostermann gemacht. Nur von Platz 21 gestartet, hatte er nichts zu verlieren und setzte auf Slicks. Gegen Rennmitte, inzwischen bei strahlendem Sonnenschein, war er etwa drei Sekunden schneller als die Regenreifen-Fraktion und zog auch in der vorletzten Runde mühelos an seiner Teamkollegin vorbei. Für Carrie war Rang zwei kein Problem, denn ihr einzig verbliebener Meisterschaftskonkurrent Julian Müller war in einen der zahlreichen Crashs verwickelt und schied kurz vor Schluss sogar ganz aus.

Das zweite Rennen war weit weniger dramatisch. Bei komplett trockener Strecke hielt Carrie Schreiner nach dem Start ihren zweiten Platz und musste nur in der Anfangsphase heftige Attacken ihrer Hintermänner abwehren. Danach setzte sie sich hinter ihrem Teamkollegen Max Schröder vom restlichen Feld ab und fuhr ohne Risiko einen ungefährdeten zweiten Platz nach Hause. Die Meisterschaft war endgültig perfekt.

Nach dem Rennen strahlten Pilotin Carrie Schreiner und Coach Christian Wangard zusammen um die Wette. Wangard meinte: "Vier Siege und drei zweite Plätze in acht Rennen. Verdienter kann man eine Meisterschaft nicht mehr gewinnen. Speziell nach den Anfangsproblemen an diesem Wochenende hat Carrie einen tollen Job gemacht. Sie ist zur Zeit zweifellos der beste X30 Juniorfahrer in Deutschland." Die Gelobte selbst meldete sich nach ihrem Erfolg auch zu Wort: "Ich bin überglücklich und danke allen, die mir geholfen haben: Christian und dem ganzen RMW-Motorsport- Team, meinem Mentaltrainer Thomas Baschab, meinen Sponsoren, all meinen vielen Freunden aus der Kartszene und natürlich vor allem meinen Eltern, ohne deren Unterstützung ich jetzt nicht hier wäre." red

Liedolsheim. Besser hätte das vorletzte Rennen des ADAC Kart Masters für ihn kaum ausgehen können: Cedric Piro trotzte Mitte Juli der engen und winkeligen Strecke in Liedolsheim und steckte sogar einen Ausrutscher weg. Nach seinem Sieg hat er nun Großes vor.

Auf ein fulminant spannendes Wochenende blickte der junge Pilot, der unter dem Dach des deutschen Herstellers "Mach1" fährt, zurück. Warum? "Weil das Finale einfach der Hammer war", sagte Piro. Im Zeittraining mit Platz fünf ins Wochenende gestartet, holte der Pilot der Klasse KF3 in den Vorläufen einen achten sowie dritten Rang. Damit startete er in dem 39 Teilnehmer starken Feld auf der sechsten Position - "eine recht gute Ausgangslage", wie er meinte.

Doch die enge Strecke in Liedolsheim verschonte ihn im Finale keineswegs: Direkt am Start des ersten Rennens wurde Cedric Piro von einem Kontrahenten in die Wiese geschoben, konnte sein Kart jedoch halten und kämpfte sich ins vorbeifahrende Feld zurück. Mit starken Manövern und eisernem Willen schaffte er es noch bis auf Platz elf. "Das war ein hartes Stück Arbeit", gab er zu.

Im zweiten Rennen ließ der Heusweiler die Kontrahenten blass werden, kämpfte sich vom elften Rang auf Platz eins vor und machte sich auf der schwierigen Liedolsheimer Strecke einen Namen. Piro sicherte sich den vierten Rang in der Gesamtwertung. "Ich bin super happy", freute sich der Youngster, "mein Kart lief perfekt, das Team hat einfach klasse gearbeitet." Ein besonderer Dank galt deshalb seinen Mechanikern: "Auch meinen Sponsoren Voit, Besaplast, Arden und Jungbluth Fördertechnik sei ein großes Dankeschön ausgesprochen." Für das ADAC Kart Masters Finale in Wackersdorf am 21. und 22. September peilt er erneut eine Führungsposition an: "Der Titel ist theoretisch noch möglich. Deshalb werde ich voll angreifen, um mein großes Ziel zu erreichen." red

"Sie ist zur Zeit zweifellos der beste X30 Juniorfahrer in Deutschland."

Christian Wangard,

 In ihrem Kart (unten) ist Carrie Schreiner zuhause. Grund zu feiern gibt es ständig. Auf unserem Bild oben verpasst Trainer Christian Wangard der starken Fahrerin eine Sektdusche. Fotos: Schreiner/SZ

In ihrem Kart (unten) ist Carrie Schreiner zuhause. Grund zu feiern gibt es ständig. Auf unserem Bild oben verpasst Trainer Christian Wangard der starken Fahrerin eine Sektdusche. Fotos: Schreiner/SZ

 Kartfahrer Cedric Piro (vorne) fuhr in Liedolsheim von Rang elf auf Platz eins. Foto: Niemann

Kartfahrer Cedric Piro (vorne) fuhr in Liedolsheim von Rang elf auf Platz eins. Foto: Niemann

Trainer von Carrie Schreiner

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