„Caipirinha, Bier, Whiskey. Das Ailton“

Bremen · Viele Tore, eine Menge Emotionen und noch mehr Tränen: Das Abschiedsspiel von Ailton wurde zur großen Feierstunde. Großen Applaus gab es auch für den langjährigen Werder-Trainer Thomas Schaaf und Torhüter Tim Wiese.

80 Minuten lang durfte Ailton Gonçalves da Silva nochmals in seinem "Haus" spielen. Als Schiedsrichter Babak Rafati am Samstag das Abschiedsspiel für den Kultkicker beendete, brachen beim Südamerikaner alle Dämme. Zu den Klängen von "My Way" von Frank Sinatra kamen Frau Rosalie und Ailtons vier Kinder auf das Spielfeld und nahmen ihren hemmungslos weinenden Mann und Vater in die Arme. "Das war sehr emotional", sagte der 41-jährige Brasilianer.

Mit den 42 000 Zuschauern im ausverkauftem Bremer Weserstadion blickte "das Ailton ", seine Familie im Arm auf einem Sofa am Mittelkreis sitzend, danach auf die Videoleinwand. Zu sehen gab es Highlights aus seinen sechs Jahren bei Werder Bremen . Für 21 Vereine ging er auf Torejagd, doch an der Weser hatte er seine schönste Zeit. "Im Fußball wirst du schnell vergessen, aber hier in Bremen wirst du das nicht. Es ist unfassbar. Zehn Jahre nach meinem Weggang ist ein ganzes Stadion da für Ailton und diese Mannschaft", sagte der Stürmer.

Mit "dieser Mannschaft" meinte Ailton das Bremer Erfolgsteam, mit dem er 2004 Meister und Pokalsieger, mit 28 Treffern Torschützenkönig und als erster ausländischer Profi Deutschlands Fußballer des Jahres wurde. Ob Trainer Thomas Schaaf oder Stars wie Mittelfeld-Regisseur Johan Micoud , Abwehrchef Valérien Ismaël oder Fabian Ernst - sie alle waren zur Abschiedsgala erschienen.

Verlernt hat die Doublesieger-Truppe anscheinend wenig. Mit 8:4 gewannen sie gegen die Ailton-Allstars mit Bundesliga-Größen wie Giovane Elber , Paulo Sergio, Dede oder Sergej Barbarez . Der Star des Tages traf dreimal. Auch seine zwölfjährige Tochter Alexandra konnte sich in die Torschützenliste eintragen, denn Spaß stand im Mittelpunkt der Veranstaltung. So gönnte sich der frühere Nationalspieler Mario Basler vor der Ausführung einer Ecke ein Schluck aus einem vollen Bierbecher, den ihm ein Fan gereicht hatte. Für eine Zigarette fehlte die Zeit.

Doch nicht nur Ailton wurde in Bremen gefeiert - der langjährige Bremer Coach Schaaf wurde ebenfalls jubelnd empfangen. Auch der frühere Bremer Schlussmann Tim Wiese bekam eine Menge Applaus. "Es war sehr schön, wieder in sein Wohnzimmer zurückzukehren", meinte der ehemalige Nationaltorhüter.

Für Ailton wird es als Profi keine Angebote mehr geben. Es wird bei 106 Treffern in 219 Bundesligaspielen bleiben, die er für Werder, Schalke 04 , den Hamburger SV und den MSV Duisburg markierte. Über seine weiteren Zukunftspläne gibt es noch keine genauen Angaben. Nach seinem Abschiedsspiel gab es sowieso erstmal Wichtigeres: "Jetzt Ailton frei", sagte er in seinem bekannten Kauderwelsch. "Caipirinha, Bier, Whiskey . Dann nach Hause. Das Ailton ."

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