Butts kluger Schachzug

Herr Butt, in der Saison 1999/2000 waren Sie mit Anthony Yeboah bester Torjäger des Hamburger SV. Sie erzielten neun Treffer, lagen in der Torjäger-Liste der Bundesliga vorm heutigen Trainer der "kleinen" Bayern, Mehmet Scholl. Für Bayern II haben Sie schon einen Elfmeter verwandelt

Herr Butt, in der Saison 1999/2000 waren Sie mit Anthony Yeboah bester Torjäger des Hamburger SV. Sie erzielten neun Treffer, lagen in der Torjäger-Liste der Bundesliga vorm heutigen Trainer der "kleinen" Bayern, Mehmet Scholl. Für Bayern II haben Sie schon einen Elfmeter verwandelt. Wann erzielen Sie Ihr erstes Tor für die "großen" Bayern? Oder hat Ihnen der etatmäßige Schütze, Spaßvogel Franck Ribéry, eine Strafe angedroht, falls Sie bei einem Elfmeter nach vorne eilen sollten?

Butt: Nein, nein, eine Strafe hat mir der Franck nicht angedroht. Aber in unserer Mannschaft haben wir so viele gute Elfmeterschützen. Trotzdem: Wenn der Trainer und die Mannschaft es wollen, dass ich Elfmeter schießen soll, gehe ich nach vorne und übernehme natürlich die Verantwortung.

Eines Ihrer Hobbys ist Schach. Experten sagen, dass es ein kluger Schachzug von Ihnen war, im Juli 2008 im besten Torwart-Alter von 34 Jahren von Benfica Lissabon nach München zu wechseln. Titan Oliver Kahn hatte seine Karriere beendet, der junge Michael Rensing musste mit seinen 24 Jahren ein mehr als schweres Erbe antreten.

Butt: Es ist immer ein kluger Schachzug zum FC Bayern zu gehen. Denn in München hast du immer die Möglichkeit, auf einem absoluten Top-Niveau zu spielen und wirst mit hohen, sportlichen Herausforderungen konfrontiert. Man ist fast jedes Jahr in der Champions League dabei und trifft auf die besten Mannschaften Europas, ja der Welt. Und das ist eben für einen Fußballer das Größte.

Eine Ihrer Eigenschaften ist Zielstrebigkeit. Ihr Motto lautet: "Fange nicht an aufzuhören und höre nicht auf anzufangen". In Ihrer Karriere sind Ihnen Titel verwehrt geblieben. Was bedeutet dies für Sie? Und was war eigentlich Ihr Höhepunkt in der bisher titellosen Karriere, und was Ihre größte Niederlage?

Butt: Natürlich spielt man Fußball, um Titel zu gewinnen. Und deshalb bin ich auch zum FC Bayern gegangen. Aber trotzdem bin ich mit meiner bislang titellosen Karriere sehr zufrieden. Ich habe mich mit dem HSV und Leverkusen für die Champions League qualifiziert, stand gegen Real Madrid 2002 im Endspiel der Champions League und wurde im selben Jahr für die Weltmeisterschaft nominiert. Das waren schon Höhepunkte, tolle Erlebnisse. Auf der anderen Seite war es natürlich enttäuschend, dass ich 2002 mit Bayer Leverkusen sowohl das Champions-League-Finale gegen Madrid als auch das DFB-Pokalendspiel gegen Schalke verloren habe, Vize-Meister in der Liga und mit dem DFB-Team Vize-Weltmeister geworden bin. Vier Mal Zweiter ist zwar bitter, aber das muss auch einer erst mal erreichen in einer Saison.

Ihr Vertrag läuft aus. Eigentlich sind Sie jetzt schon der Gewinner unter dem neuen Trainer Louis van Gaal. Schließlich schenkte er dem Routinier gegenüber dem Jüngeren das Vertrauen. In welcher Rolle sehen Sie sich selbst - auch in Bezug auf eine Vertragsverlängerung?

Butt: Ich freue mich jetzt erst einmal, dass ich spiele und wieder die Nummer eins bin. Ich habe aber erst ein Spiel gemacht und will mich darauf nicht ausruhen. Die Saison ist noch sehr, sehr lang, da kann man jetzt noch nicht von Vertragsverlängerung reden. Ich konzentriere mich derzeit in erster Linie auf die unmittelbar anstehenden Aufgaben, was dann der weitere Saisonverlauf bringen wird, muss man abwarten.

An diesem Samstag, 15.30 Uhr, geht's zu Borussia Dortmund. Vom Bayern-Ensemble waren weit mehr als die Hälfte der Spieler in dieser Woche auf Länderspiel-Reise oder verletzt. Wie bereitet ein Trainer eine Rumpf-Truppe auf solch einen Klassiker vor mehr als 80 000 Zuschauern vor?

Butt: Die Situation ist doch nicht neu für den FC Bayern. Wenn Länderspiel-Periode ist, ist immer über die Hälfte der Spieler für ihre Nationalmannschaften auf Reisen. Die Spieler wissen aber auch genau, worauf es ankommt und können damit gut umgehen, wenn man sich auf ein Spitzenspiel wie am Samstag in Dortmund nur zwei Tage vorbereiten kann. Zudem wurden die wichtigen Dinge in der Vorbereitung ja erarbeitet. Und da der FC Bayern fast ausnahmslos über hochkarätige Spieler verfügt, sollte diese kurze Vorbereitung mit dem gesamten Kader kein Problem darstellen. Man hat ja zuletzt gegen Wolfsburg gesehen, wie es gehen kann beim FC Bayern: Da kommt Arjen Robben am Donnerstag von Madrid nach München, macht am Freitag nur das Abschlusstraining mit und avanciert am Samstag gegen den Meister beim 3:0 mit zwei Treffern zum herausragenden Spieler.

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