Büskens hat Bock auf Sensation

Herr Büskens, Sie kommen aus Düsseldorf, waren lange "auf Schalke" und sind jetzt in Fürth. Wo ist ihre Heimat?Mike Büskens: Als ich 1992 nach Schalke kam, war ich immer der Düsseldorfer. Jetzt bin ich immer der Königsblaue. Da haben sich wohl meine Wurzeln in der öffentlichen Wahrnehmung leicht verschoben

Herr Büskens, Sie kommen aus Düsseldorf, waren lange "auf Schalke" und sind jetzt in Fürth. Wo ist ihre Heimat?Mike Büskens: Als ich 1992 nach Schalke kam, war ich immer der Düsseldorfer. Jetzt bin ich immer der Königsblaue. Da haben sich wohl meine Wurzeln in der öffentlichen Wahrnehmung leicht verschoben. Das zeigt, dass ich mit jedem meiner Vereine eine hohe Identifikation habe. ,Auf Schalke' hatte ich eine hoch emotionale Zeit mit drei Titeln, mit wahnsinniger Leidenschaft. Im Ruhrgebiet wird Fußball gelebt. Die Leute sind verrückt nach Fußball, dieser Wahnsinn, diese Faszination eint uns. Da habe ich als Spieler sehr gut hingepasst.

Und Fürth?

Büskens: Die Fürther haben mir auch wahnsinnig viel gegeben. Sie gaben mir die Chance in einer sportlich schwierigen Phase auf Tabellenplatz 15. Sie haben auf die Risikokarte gesetzt, sich für einen entschieden, der zwar 15 Spiele als Interimstrainer hinter sich hatte und als Co-Trainer, ansonsten aber nur in der 3. Liga tätig war. Es gab damals genügend erfahrene Trainer auf dem Markt. Ich denke, dass beide Seiten das nicht bereut haben. Ich werde logischerweise Fürth immer im Herzen tragen.

War es schwierig, den Fußball-Wahnsinn aus dem Ruhrgebiet nach Fürth zu transportieren?

Büskens: Der war hier nur auf ganz kleinem Niveau existent. Das habe ich nie verstanden. Ich war viele Jahre in einer Region beheimatet, in der Fußball einen wahnsinnig großen Platz im Leben der Leute einnimmt. In Fürth war es so, dass ich mich hier am Anfang gefragt habe: Wieso finden wir nur knapp 5500 Sympathisanten, wieso können wir nicht mehr Leute erreichen? Wir konnten die Leute dann mitnehmen, haben eine Euphorie entfacht, die der Leistung des Vereins in den letzten 15 Jahren entspricht. Mit einem für Zweitliga-Verhältnisse unterdurchschnittlichen Etat immer oben mitzuspielen, ist schon eine Leistung.

Und dann haben Sie die als unaufsteigbar geltenden Fürther in die Eliteklasse geführt.

Büskens: Der mehrmals verpasste Aufstieg hatte Narben hinterlassen. Deshalb war es ganz, ganz bedeutend, dass wir uns jetzt Bundesligist nennen können. Das ist phänomenal.

Ist das Duell gegen Schalke der Höhepunkt des Jahres für Sie?

Büskens: Mein Job ist es, mit Fürth die Klasse zu halten. Da werde ich alles dafür reinschmeißen, was in mir steckt, unabhängig, ob königsblaue, rotweiße oder was weiß ich für Trikots getragen werden. Aber: Logischerweise hege ich Sympathie für Schalke. Ich habe 18 wunderschöne Jahre da erlebt, von denen ich nicht einen Tag missen möchte. Ich freue mich sehr darauf, alte Wegbegleiter zu treffen. Angefangen von Huub Stevens, unter dem ich drei Titel holen durfte. Ich habe Bock darauf, mich mit ihnen zu messen. Ich habe Bock darauf zu gewinnen. Danach können die Blauen bis aufs Rückspiel alle Spiele gewinnen. Sie sollen Champions League, DFB-Pokal und Meisterschaft gewinnen. Ich wünsche ihnen alles Glück der Erde, nur in den beiden Spielen will ich gewinnen.

Laut Bilanz ist Fürth ja Favorit. Daheim hat Fürth in einem Pflichtspiel nie gegen Schalke verloren, in den 80er Jahren in den letzten beiden Partien hießen die Ergebnisse 2:1 und 3:3.

Büskens: Mit diesen Ergebnissen könnte ich perfekt leben.

Sie haben mit Gerald Asamoah und Edu ja eine kleine Schalke-Filiale aufgemacht. Warum?

Büskens: Ich weiß, es ist gefährlich, aber ich war in beiden Fällen zu 100 Prozent überzeugt, dass es uns hilft. Ich wusste, welche Mentalität Asamoah mitbringt: Er will immer gewinnen. Er hat aus seinem Talent wahnsinnig viel gemacht: Er hat bei zwei Weltmeisterschaften mitgespielt, und er ist auch durch Täler gegangen. Ich wusste, er knickt nicht ein, wenn es auf Kleinigkeiten ankommt. Er hat dann in der Zweitliga-Rückrunde entscheidende Tore für uns gemacht. Das war ein Schachzug, der sich rentiert hat.

Und das Gleiche erhoffen Sie sich von Edu?

Büskens: Wir haben halt viele unerfahrene Spieler, die brauchen Korsettstangen. Auch Edu hat das auf höchstem Niveau bewiesen. Wenn ich mich an das Champions-League-Spiel bei Inter Mailand (5:2, zwei Tore von Edu, Anmerkung der Redaktion) erinnere, geht mir das Herz auf. Er hat sich seine Bescheidenheit und Demut bewahrt, lässt hier nicht den vermeintlich großen Star raushängen. Ich hoffe, die beiden helfen uns, schnell in der Bundesliga anzukommen und ein fester Bestandteil zu werden.

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