Bremen giert nach dem Triumph für die Ewigkeit

Istanbul. Als der Feuerwehrwagen vorfuhr, beschlich einige im Werder-Tross ein mulmiges Gefühl: Erst nach nervenzehrender Warterei und mit 49 Minuten Verspätung setzte sich der Sonderflug AB 1004 von Bremen nach Istanbul in Bewegung. Doch die Panne bei der Abreise zum Uefa-Cup-Finale soll kein schlechtes Omen sein

Istanbul. Als der Feuerwehrwagen vorfuhr, beschlich einige im Werder-Tross ein mulmiges Gefühl: Erst nach nervenzehrender Warterei und mit 49 Minuten Verspätung setzte sich der Sonderflug AB 1004 von Bremen nach Istanbul in Bewegung. Doch die Panne bei der Abreise zum Uefa-Cup-Finale soll kein schlechtes Omen sein. Der unbändige Siegeswille der Nordderbys soll Werder Bremen zum größten internationalen Triumph der Vereinsgeschichte treiben: Im Hexenkessel von Istanbul wollen die Bremer gegen Schachtjor Donezk an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/Sat.1) eine missratene Bundesliga-Saison vergessen lassen und 17 Jahre nach dem Pokalsieger-Coup in Lissabon den Uefa-Cup in den türkischen Nachthimmel stemmen.

"Wir haben die große Chance, eine verkorkste Saison zu einer ganz super-tollen Saison zu machen", feuerte Antreiber Torsten Frings sein Team vor der verspäteten Abreise an, die nach Angaben von Co-Pilot Sascha Fast durch Formalitäten und Sicherheitsmaßnahmen verursacht wurde. Für Frings wäre ein Triumph bei der letzten Auflage des Uefa-Cups "ein supergeiler Titel". Werders Cup-Spezialisten setzen gegen den ukrainischen Vizemeister auf die Qualitäten, die sie in den verrückten Derby-Wochen gegen den gedemütigten Hamburger SV gezeigt haben. "Was man in so einem Finale braucht, hat die Mannschaft in dieser Saison oft gezeigt, vor allem gegen den HSV - die Siegermentalität", sagte Sportdirektor Klaus Allofs voller Selbstbewusstsein: "Das braucht man für die Endspiele." Dass dabei drei Stammspieler fehlen, darunter Spielmacher Diego und Abwehrchef Per Mertesacker, schreckt die Bremer nicht, die noch um den Einsatz von Frank Baumann (Adduktorenprobleme) bangen. "Ausfälle haben uns immer enger zusammengeschweißt", sagte Clemens Fritz.

Zwölf Jahre nach den Eurofightern von Schalke 04 kann erneut ein deutscher Club den Uefa-Cup gewinnen. Es wäre die vorläufige Krönung der zehnjährigen Ära unter Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs. "Wir haben die Meisterschaft gewonnen, wir haben den Pokal gewonnen, aber noch nicht so einen Titel", sagt Allofs: "Das wäre sensationell." Werder würde in die Geschichtsbücher eingehen als letzter Sieger des Uefa-Cups, denn der traditionsreiche Wettbewerb wird abgeschafft und kommende Saison durch die Europa League ersetzt. Der Endspiel-Sieger ist direkt dafür qualifiziert.

Dass Werder bis ins Finale gekommen ist, liegt an den besonderen Fähigkeiten der Mannschaft, die sie in der Liga nur selten gezeigt hat, aber bei den Höhepunkten in den Pokalwettbewerben abrufen konnte. Schmerzlich ist vor allem Diegos Ausfall, doch Torwart Tim Wiese verweist auf die positiven Erfahrungen gegen den AC Mailand: "Es ist schwer, aber wir können auch ohne ihn gewinnen." Für den Brasilianer wird Mesut Özil als Spielmacher, für den verletzten Mertesacker Sebastian Prödl im Abwehrzentrum agieren. Markus Rosenberg ersetzt den gesperrten Hugo Almeida. "Donezk ist eine offensivstarke Mannschaft", erklärte Frings: "Denen musst du die Lust nehmen, Fußball zu spielen."

Auf einen Blick

Donezks Weg ins Finale: 16tel-Finale: Tottenham Hotspur 2:0/1:1. Achtelfinale: ZSKA Moskau 0:1/2:0. Viertelfinale: Olympique Marseille 2:0/2:1. Halbfinale: Kiew 1:1/2:1.

Bremens Weg ins Finale:

16tel-Finale: AC Mailand 1:1/2:2. Achtelfinale: AS St. Etienne 1:0/2:2. Viertelfinale: Udinese Calcio 3:1/3:3. Halbfinale: Hamburger SV 0:1/3:2.

Der Sieger des Finales ist automatisch für die Gruppenphase der neu geschaffenen Europa League in der kommenden Saison qualifiziert und kassiert eine Prämie von 2,5 Millionen Euro. dpa

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