Bremen feiert Pokalsieg und Diego

Berlin. Das Vokabular glich dem auf einer Beerdigung. Von "Sinnlosigkeit" war die Rede, von "Beileid" gar. Nach dem DFB-Pokalgewinn von Werder Bremen durch den 1:0 (0:0)-Sieg gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Samstag im Berliner Olympia-Stadion waren das die Worte der Sieger

Berlin. Das Vokabular glich dem auf einer Beerdigung. Von "Sinnlosigkeit" war die Rede, von "Beileid" gar. Nach dem DFB-Pokalgewinn von Werder Bremen durch den 1:0 (0:0)-Sieg gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Samstag im Berliner Olympia-Stadion waren das die Worte der Sieger. Trainer Thomas Schaaf philosophierte spät am Abend minutenlang über seine vier bis fünf allesamt misslungenen Versuche, sich nach dem Abpfiff der Bierdusche durch seine Spieler zu entziehen: "Weglaufen ist völlig sinnlos!" Und Torhüter Tim Wiese sagte auf die Frage, was er nach dem Schlusspfiff mit seinem Gegenüber Rene Adler, der beim Treffer von Mesut Özil (59. Minute) eine unglückliche Figur abgegeben hatte, zu besprechen hatte: "Ich habe ihm mein Beileid ausgesprochen."

Doch damit hatte sich die Hilfe bei der Trauerarbeit der Leverkusener auf Bremer Seite erledigt. Bei Bayer ging es dagegen richtig los - im "Europa"-Center am Kudamm. Nach Platz neun in der Liga war die Saison ohnehin an Mittelmaß kaum zu überbieten. Das verlorene Finale, der sechste Vize-Titel in elf Jahren, bedeutete auch, dass Leverkusen zum zweiten Mal in Folge nicht im Europapokal spielt.

"Wenn man zurückliegt, sollte man schon mehr Risiko gehen", eröffnete Bayer-Kapitän Simon Rolfes das verbale Trommelfeuer gegen den eigenen Trainer, weil Bruno Labbadia (Foto: dpa) erst fünf Minuten vor Spielende einen dritten Stürmer eingewechselt hatte. Angreifer Patrick Helmes, der trotz Interesse vom VfB Stuttgart bei Bayer bleiben will, wunderte sich über ein Interview Labbadias, in dem dieser Spieler und Management am Endspiel-Tag kritisiert hatte: "Unprofessionell!" Und die ersten Sargnägel nahm schließlich Stefan Kießling in die Hand. Gefragt, ob er an eine Zukunft Labbadias in Leverkusen glaube, erklärte der Stürmer: ",Schwer zu sagen. Die Rückrunde war katastrophal . . . "

Der Trainer darf demnach nicht unbedingt auf Gnade hoffen, wenn sich Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser ("Wir müssen Kompromisse finden.") und Sportdirektor Rudi Völler ("Es hat sich viel angestaut. Das kommt alles auf den Tisch.") heute mit ihm treffen. Labbadia, der beim Hamburger SV und bei Zweitligist 1. FC Kaiserslautern gehandelt wird, sagt aber: "Die Final-Niederlage ist eine Enttäuschung. Ich habe aber das Gefühl, dass sie mit mir weiter arbeiten wollen." Obwohl die Mannschaft beim Bankett nach dem Finale und beim Rückflug am Sonntag kein Wort mit ihm sprach . . .

Zur gleichen Zeit feierten die Werder-Stars mit 20 000 Fans vorm Rathaus in Bremen. Im Mittelpunkt "Di-i-i-i-ieee-go!", wie Anhänger auf die seit der Weltmeisterschaft 2006 in allen Stadien gegrölte Melodie des Songs "Seven Nation Army" der Band "White Stripes" dichteten. Der Brasilianer hat Werder mit einem Traumpass auf Torschütze Özil "eine verkorkste Saison gerettet", wie Wiese sagte. Es war das Abschiedsgeschenk des 24-Jährigen, der zu Juventus Turin wechselt. 5,7 Millionen Euro war es wert. So viel gibt es für den Pokalsieg. Zudem spielt Werder in der Europa Liga. Da war auch das Vokabular Siegern angemessen: "Vielen Dank für alles", schrie Diego vom Rathaus-Balkon: "Ich liebe Werder Bremen!"

Bremen leiht den bolivianische Nationalstürmer Marcelo Moreno Martins von Schachtjor Donezk aus. Karim Haggui wechselt ablösefrei von Leverkusen zu Hannover 96.

Auf einen Blick

Uefa-Cup-Sieger FCR Duisburg besiegte Turbine Potsdam im Pokal-Finale der Frauen mit 7:0 (2:0) hat. FCR-Trainerin Martina Voss sah darin nichts Gutes: "Das ist nicht die Werbung, die wir wollen." Denn ein Endspiel, in dem ein Gegner dermaßen dominiert, ergibt für viele keinen Sinn. Auch diesmal verirrten sich zum Frauen-Finale nur 2000 Fans in das Stadion. Das der Männer sahen 74 200. mod

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