Fußball-WM in Russland Breitner: „Es war ja kein Plan da“

München · Ex-Nationalspieler äußern scharfe Kritik, vor allem an den Weltmeistern von 2014.

 Paul Breitner glaubt, dass es in der Nationalelf „drunter und drüber geht“.

Paul Breitner glaubt, dass es in der Nationalelf „drunter und drüber geht“.

Foto: dpa/Guillaume Horcajuelo

Die deutschen Fußball-Nationalspieler waren noch nicht in der Heimat gelandet, da prasselte schon heftige Kritik und Spott von allen Seiten auf Manuel Neuer und Co. ein. „Selbstherrlich“, „einer deutschen Elf nicht würdig“, „eine Katastrophe“, hieß es nach dem Desaster von Russland, von „Altherren-“ oder „Zeitlupenfußball“ war hämisch die Rede.

Viele ehemalige Nationalspieler und Experten, alle in höchstem Maße „geschockt“ vom Auftritt des DFB-Teams, forderten deshalb harte Konsequenzen. „In dieser Truppe geht alles drunter und drüber“, wetterte 1974er-Weltmeister Paul Breitner in der tz: „Es war ja kein Plan da. Ich habe niemanden gesehen, der versucht hat, die Mannschaft aus ihrer Lethargie zu führen.“ Der 66-Jährige befürchtet nach der laut Rekordnationalspieler Lothar Matthäus „größten Blamage der deutschen Fußball-Geschichte“ nun auch für die Bundesliga „tiefgehende Folgen – und zwar bereits für die nächste Saison. Das lässt sich der Fan nicht bieten. Die Diskussion über satte Profis, die es nicht mehr nötig haben, wird jetzt gnadenlos aufgetischt“, behauptete Breitner.

Auch über die künftige Besetzung der Nationalelf muss es nach Meinung von Ex-Bundestrainer Berti Vogts Diskussionen geben. „Ich gehe davon aus, dass sich der DFB von vielen Spielern trennen wird. Sie haben es nicht verdient, weiter für unsere Nationalmannschaft zu spielen. Das war einer deutschen Elf nicht würdig“, sagte der Europameister-Trainer.

„Der Mannschaft fehlten Typen mit Ecken und Kanten“, fügte Lothar Matthäus an. Auch wenn Löw laut Matthäus „ab sofort zu Recht in der Kritik steht“ und Breitner dem Bundestrainer „den Vorwurf“ machte, „dass er keine feste Mannschaft und keinen Plan hatte“ – Vogts traut dem 58-Jährigen den Umbruch zu. „Die Verantwortlichen kennen sich aus im Fußball. Sie haben hoffentlich gesehen, wer nicht mehr dazugehören darf“, sagte er.

Im Fokus der Schelte standen die Ex-Weltmeister von 2014. „Die Mannschaft hat nie funktioniert. Sie hat keine Leidenschaft gezeigt. Und viel schlimmer: Sie war selbstherrlich“, schrieb Rekordnationalspieler Matthäus in der Fußball-Bild. Das Nationaltrikot habe für die Spieler „gefühlt eine Million Tonnen“ gewogen, meinte ZDF-Experte Oliver Kahn: „Man hatte in den drei Spielen nicht das Gefühl gehabt, dass eine Achse vorhanden ist.“ Er habe „Apathie“ gespürt. Niemand sei in der Lage gewesen, „diese Mannschaft zu führen“, monierte auch Ex-Nationalspieler Mario Basler.

Ehrenspielführer Uwe Seeler war ebenfalls enttäuscht. „Nur immer die Bälle hin und her spielen, damit gewinnt man kein Spiel. Wenn ich den Ball habe, muss ich ihn auch reinhauen“, sagte der 81-Jährige. Die Spieler müssten „selbstkritisch sein und Demut zeigen“, sagte der ehemalige Leverkusener Geschäftsführer Reiner Calmund, mahnte aber auch, nicht die gesamten Strukturen infrage zu stellen. Die „Ehemaligen“ hätten ja lange genug vor so einer Situation „gewarnt“, meinte Uli Stein im kicker, „wir wurden aber immer als dumme Schwätzer abgetan. Es muss jetzt zu einem Umbruch kommen.“

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