Breite Zustimmung, leise Kritik

Hamburg · In einem Monat fällt die Entscheidung zwischen Hamburg und Berlin als deutschem Bewerber für die Olympischen Spiele 2024. Die Hansestadt eröffnete gestern den Endspurt im Bewerberrennen.

Die Stadt Hamburg ist mit einem hochkarätig besetzten "Olympia-Gipfel" in den Endspurt des Bewerberrennens mit Berlin um die Ausrichtung der Sommerspiele 2024 gestartet. "Hamburg muss sich zutrauen, sich selbst wieder auf die Weltkarte zu setzen", sagte Hamburgs Sportsenator Michael Neumann, einer von 33 Teilnehmern aus Sport, Politik und Wirtschaft, am Runden Tisch im Mittelkreis der Hamburger O2-World. Ab dem Wochenende ermittelt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in einer womöglich vorentscheidenden Telefonumfrage, welche der beiden Städte die breitere Zustimmung in der Bevölkerung genießt. "Unser Konzept ist nicht in Stein gemeißelt. Wir wollen die Kreativpotenziale unserer Stadt nutzen", sagte Neumann: "Wir wollen emotionalisieren und informieren."

Eine mögliche Olympia-Ausrichtung in der Hansestadt stieß in der Diskussionsrunde auf breite Zustimmung. "Es sind viele, viele gute Leute da, die einen Gedanken haben, die Olympischen Spiele nach Hamburg zu holen", sagte Dietmar Beiersdorfer am Rande der Veranstaltung. Der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV bezeichnete das Konzept, "das die ganze Stadt mit einbezieht", als "sehr bodenständig". Es seien viele Lehren aus den vergangenen Sünden bei Großveranstaltungen gezogen worden. "Ich glaube, es würde dem Gemeinschaftsgefühl bei einer immer stärker werdenden Individualisierung helfen", sagte Beiersdorfer. Dies betonten auch die anwesenden Wirtschaftsvertreter. Laut Kaffee-Unternehmer Albert Darboven wären Olympische Spiele in der Hansestadt "ein gutes Geschäft". Günther Bonz, Präsident des Unternehmerverbandes des Hafens, sprach von einem "Schub für die Stadt".

Der Hamburger Grünen-Fraktionschef Jan Kerstan, dessen Partei in der Hansestadt künftig wohl mit der bislang allein regierenden SPD koalieren wird, äußerte die Sorge, dass man den "schönen Bildern wie bei der Elbphilharmonie" hinterherjage. "Die Finanzen müssen geklärt sein. Da müssen wir noch nacharbeiten", sagte Kerstan. Der frühere Wimbledon-Champion Michael Stich , 1992 in Barcelona gemeinsam mit Boris Becker Olympiasieger im Doppel, unterstrich die Bedeutung der sportlichen Wettkämpfe. "Es geht um den Sport. Die Menschen wollen Wettkämpfe sehen und nicht irgendwelche Gebäude", sagte Stich.

Am 21. März dieses Jahres entscheidet in Frankfurt eine außerordentliche Mitgliederversammlung des DOSB über den deutschen Bewerber. Fünf Tage zuvor wird das Präsidium des DOSB entweder Berlin oder Hamburg vorschlagen. Spätestens bis zum 15. September müssen die Bewerber dann beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) benannt werden.

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