Braunlage statt Las Vegas

Halle · In der Glitzerwelt von Amerika ist Marco Huck vor einem Jahr krachend gescheitert. Mit alten Tugenden startet der entthronte Box-Weltmeister an diesem Samstag seine Mission zur Rückkehr in die Weltspitze.

Das Kämpferherz von Marco Huck schlägt wieder. Vor seinem Duell um die IBO-Weltmeisterschaft an diesem Samstag (22.45 Uhr/RTL) in Halle /Westfalen mit dem Briten Ola Afolabi strotzt der Cruisergewichtler vor Energie. Nachdem er im Vorjahr die bitterste Niederlage seiner Karriere kassiert und seinen WBO-Gürtel nach sechs Jahren an Krzysztof Glowacki verloren hatte, besann sich der 31-Jährige auf ein altes Erfolgsrezept.

"Huck reloaded" hat der gebürtige Serbe seine Mission zur Rückkehr auf den Weltmeister-Thron in einem der großen Verbände fast folgerichtig getauft. Genau das soll das Comeback in seinem "Wohnzimmer" in Halle sein: ein Neubeginn. "Ich gehe zurück auf null, starte von Anfang an durch, um wieder in die Weltspitze zu kommen, wo ich hingehöre", sagte er unlängst: "Es ist der wichtigste Kampf in meinem Leben."

Trainer-Legende Ulli Wegner hatte den Kickbox-Europameister einst zum Boxer ausgebildet und zum Weltmeister geformt. Noch immer ist Hucks Stil explosiv, offensiv und spektakulär, dabei bisweilen aber auch enorm riskant. Selbst bei der krachenden Pleite gegen den Polen Glowacki hatte er seinen Kontrahenten anfangs zu Boden geschickt - und ging letztlich dennoch selbst K.o., vor allem aufgrund seiner nachlassenden Deckung.

Denn für seinen furiosen Boxstil braucht Huck seit jeher viel Energie. Energie, die ihm im Vorjahr beim Kampf in New Jersey offenkundig fehlte. Die Vorbereitung in Las Vegas war alles andere als ideal verlaufen, vor allem die hohen Temperaturen in seiner Trainingshalle hatten Huck zu schaffen gemacht. Inzwischen bezeichnet er das missratene Amerika-Abenteuer als "größten Fehler meiner Karriere".

Vor seinem vierten Duell mit Afolabi fuhr Huck deshalb bewusst ein Kontrastprogramm. Statt in der Glitzerwelt von Las Vegas zu trainieren, zog er sich wie früher unter Wegner in die deutsche Provinz zurück. Diesmal fiel die Wahl auf den niedersächsischen Luftkur- und Wintersportort Braunlage: "Abgeschiedenheit, Konzentration. Ich brauchte das."

Zusätzlich legte der Berliner den Fokus wieder vermehrt auf die körperliche Fitness. Ein Video zeigt ihn bei Steigerungsläufen in der Winterwunderwelt im Oberharz - ganz im Stile von Film-Held Rocky Balboa. Auch die überraschende Entscheidung, Cheftrainer Conny Mittermeier kurzfristig durch Fitnesscoach Varol Vekiloglu zu ersetzen, passt in dieses Bild.

"Die Akkus waren lange nicht mehr so voll", sagt Huck und gibt sich wildentschlossen, alle Kritiker, die ihm nach dem Niederschlag im Vorjahr das vorzeitige Karriereende prophezeiten, Lügen zu strafen: "Man kann mal verlieren, aber dann muss man sich aufraffen. Da zeigt sich der wahre Mann."

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