Brady krönt sich zum Besten der Besten

Houston · So dramatisch, so spektakulär war der Super Bowl noch nie: Die New England Patriots siegen nach einer historischen Aufholjagd.

() Mit Tränen in den Augen herzte Tom Brady nach dem epischen Super-Bowl-Triumph seine Ehefrau Gisele Bündchen und schloss seine schwer kranke Mutter Galynn in die Arme. So emotional wie nie zuvor feierte der Star-Quarterback seinen fünften Titelgewinn mit den New England Patriots im dramatischsten Finale in der Geschichte der National Football League (NFL). Mit einer historischen Aufholjagd führte Brady seine Mannschaft im 51. Super Bowl zum 34:28 (28:28, 3:21)-Sieg nach Verlängerung gegen die Atlanta Falcons - und krönte sich zum erfolgreichsten Spieler der Football-Historie.

"Ich war so froh, dass alle hier waren", sagte der 39-Jährige in Richtung seiner Familie: "Ich bin so stolz auf die Jungs, die Mannschaft, die Trainer - es ist unglaublich. Wir werden uns für den Rest unseres Lebens daran erinnern."

Im ersten Endspiel der NFL, das nicht in der regulären Spielzeit entschieden wurde, sah alles nach dem ersten Triumph für die Falcons und deren lange überragenden Quarterback Matt Ryan aus. Die Patriots lagen bereits mit 3:28 zurück, schafften angetrieben vom nervenstarken Brady aber eine nie da gewesene Rückkehr und holten alleine im Schlussabschnitt einen Rückstand von 19 Punkten auf. Nie zuvor hatte eine führende Mannschaft in einem Super Bowl einen Vorsprung von mehr als zehn Zählern noch verspielt. "Er ist der Beste der Geschichte, kein Zweifel", schwärmte sein verletzter Mitspieler Rob Gronkowski von Brady. "Er ist der Michael Jordan des Football", ergänzte Duron Harmon.

Mit seinem fünften Super-Bowl-Triumph setzte sich Brady an die Spitze der Rekordliste für Quarterbacks. Er wurde zudem zum vierten Mal als wertvollster Spieler des Finals ausgezeichnet und warf erfolgreiche Pässe über eine Distanz von 466 Yards (426 Meter) - ebenfalls Bestmarken. Auch die fünf Titel von Bill Belichick sind für einen Cheftrainer unerreicht. "Sieg für die Ewigkeit", titelte die Zeitung "Boston Globe".

In der Nacht zu Montag feierte Hunderte Fans auf den Straßen von Boston den Triumph der Patriots. Bürgermeister Marty Walsh gratulierte auf Twitter der "besten Mannschaft, dem besten Trainer und dem besten Quarterback aller Zeiten" und kündigte eine gigantische Siegesparade an. Vergessen war die Affäre New Englands um zu wenig aufgepumpte Bälle, die Brady eine Vier-Spiele-Sperre zu Beginn dieser Saison eingebracht hatte. Bei der Siegerehrung erhielt NFL-Chef Roger Goodell deswegen immer noch kräftige Buhrufe der Patriots-Fans.

"Das ist der süßeste Sieg von allen", erklärte Patriots-Besitzer Robert Kraft im Rückblick und berichtete von einem Gespräch mit Brady vor der Partie: "Ich habe gesagt: ,Wir müssen das für deine Mutter gewinnen'. Weil ich weiß, wie wichtig sie für ihn ist. Sie hat sich Chemotherapie und Bestrahlung unterzogen." Mit einem blauen Tuch auf dem Kopf besuchte Galynn erstmals in dieser Saison eine Partie ihres Sohns, der ihr den Sieg widmete. "Ich habe das ganze Spiel über nur gebetet", sagte sie.

Der Patriots-Triumph hatte viele Helden. Ballfänger Julian Edelman hielt die Hoffnungen nach der spektakulären Halbzeit-Show von Lady Gaga mit einem schier unglaublichen Fang - bedrängt von gleich drei Verteidigern - kurz vor Schluss aufrecht. Der ebenfalls überragende Running Back James White erzielte in der Verlängerung mit seinem dritten Touchdown die entscheidenden Punkte.

In der Zuschauerrolle war Sebastian Vollmer. Bei New England fehlte der Deutsche wie schon die gesamte Saison verletzt. Er dürfte aber voraussichtlich ebenfalls einen der begehrten Meister-Ringe erhalten. "Super Bowl Champion!", twitterte der Rheinländer.

Die Falcons mit ihrem Star Ryan verpassten den ersten NFL-Titel. Sie unterlagen wie 1999 bei ihrer ersten Final-Teilnahme. "Es gibt nichts, was man so wirklich sagen kann", meinte Ryan, der vor dem Finale zum wertvollsten Spieler der regulären Saison gekürt worden war. Mit 31 Jahren bleiben Ryan aber noch mehrere Chancen auf den ersehnten Titel - aber Brady dürfte nach Erwartung von US-Medien noch drei bis fünf Jahre dranhängen. Am Ende eines geschichtsträchtigen Abends blieb übrigens nur ein Problem für ihn. "Jemand hat mein Trikot gestohlen", klagte Brady und meinte später lachend: "Vermutlich wird es bald bei Ebay auftauchen."