"Boxenstopp" in Karlsbrunn

9 Uhr. Ungewöhnlich spät für ihre Verhältnisse klingelt bei Marathonläuferin Susanne Hahn an diesem Samstagmorgen zu Hause in Troisdorf bei Bonn der Wecker. "Unter der Woche stehe ich so gegen 6.30 Uhr auf und am Wochenende gegen 8 Uhr", sagt Hahn. Dass sie und ihr Mann Frank, der auch ihr Trainer ist, sich diesmal eine Stunde mehr gegönnt haben, hat einen Grund

9 Uhr. Ungewöhnlich spät für ihre Verhältnisse klingelt bei Marathonläuferin Susanne Hahn an diesem Samstagmorgen zu Hause in Troisdorf bei Bonn der Wecker. "Unter der Woche stehe ich so gegen 6.30 Uhr auf und am Wochenende gegen 8 Uhr", sagt Hahn. Dass sie und ihr Mann Frank, der auch ihr Trainer ist, sich diesmal eine Stunde mehr gegönnt haben, hat einen Grund. "Ich bin gestern Abend bei einem Zehn-Kilometer-Lauf in Oelde im Münsterland gestartet. Da ist es sehr spät geworden." Sechste ist sie geworden, und damit ist Hahn zufrieden: "Es war der erste Wettbewerb nach Düsseldorf. Ich wusste also nicht so genau, wo ich stehe. Aber es war ein sehr gleichmäßiger Lauf."

10.15 Uhr. Nach einem ausgiebigen Frühstück aktualisiert Susanne Hahn ihre Internetseite mit den Ergebnissen aus Oelde. Die Homepage ist so etwas wie ihr Baby. "Es macht mir einfach Spaß, an der Seite zu arbeiten. Außerdem weiß so jeder, was ich gerade so mache." Aber nicht nur sportlich hält Hahn ihre Fans im Internet auf dem Laufenden. Sie veröffentlicht auch jeden Monat ein lateinisches Sprichwort und eines ihrer Lieblings-Rezepte. Susanne Hahn kocht und backt gerne. "Da weiß man immer, was drin ist", sagt sie.

11.30 Uhr. Rund 270 Kilometer sind es von Bonn nach Karlsbrunn, wo Susanne Hahns Schwiegereltern wohnen. Im Auto kann sie noch ein wenig dösen, während ihr Mann fährt. Der Mittagsschlaf, den sie sonst zur Regeneration zwischen den Trainingseinheiten einlegt, fällt diesmal aus. "Marathon-Training macht sehr müde, da brauche ich viel Schlaf", erklärt die Sportlerin. Momentan trainiert Susanne Hahn noch zu Hause. Im Juli fährt sie für drei Wochen ins Trainingslager ins Bundesleistungszentrum nach Kienbaum bei Berlin. Vor der WM hat sie einschließlich des Citylaufs in Völklingen noch vier Rennen eingeplant, darunter ein Halbmarathon. Dass sie die WM-Norm so früh geschafft hat, darüber ist Hahn sehr froh. "Es trainiert sich leichter mit einem sicheren Ziel vor Augen", erklärt sie. Die Uni - Hahn promoviert in Bonn in Germanistik und ist wissenschaftliche Hilfskraft - muss in der Marathon-Saison hintenanstehen.

15.30 Uhr. Während es draußen vor sich hin nieselt, trinkt Susanne Hahn im Wohnzimmer ihrer Schwiegereltern gemütlich eine Tasse Tee - und nascht dabei kleine Amerikaner. "Die habe ich selbst gebacken", verrät sie und beißt herzhaft zu. Wenige Stunden vor dem Wettkampf noch Süßes? "Vor einem Marathon muss ich schon strenger darauf achten. Oft esse ich dann Pellkartoffeln mit Quark oder einfach nur Brot und trinke sehr viel", erklärt Hahn. Über die kürzeren Distanzen sei das weniger dramatisch. "Da kann man auch gar nicht so wählerisch sein. Je nachdem, wo man startet, muss man essen, was da ist. In Belgien habe ich vor einem Cross-Lauf mal Steak und Pommes gegessen", erinnert sie sich lachend.

17.15 Uhr. Bei einem Spaziergang vertritt sich Susanne Hahn noch einmal die Beine. "Vor Wettkämpfen mache ich kein Lauftraining. Manche Läufer brauchen das, um richtig auf Touren zu kommen. Ich lasse es lieber ruhig angehen", erklärt sie und wirft einen Blick zum Himmel. Immer noch grau, aber trocken. "Wenn es so bleibt, bin ich zufrieden."

19 Uhr. In Völklingen angekommen, holt sich Susanne Hahn ihre Startunterlagen ab. Als Lokalmatadorin erhält sie die Startnummer eins, die sie sich an ihr pinkfarbenes Renntrikot heftet. Viele Leute begrüßen die Sportlerin herzlich. Sie bleibt immer wieder kurz stehen und wechselt ein paar Worte mit ihnen. Kurz darauf steht sie an der Strecke und feuert die Läufer des Hauptlaufes an. Susanne Hahn wirkt entspannt. "Ich bin vor den Rennen nicht mehr so nervös wie früher. Außerdem kennen ich ja die Strecke." Dann läuft sie sich warm und bespricht mit ihrem Mann noch einmal die Strategie. Für den Citylauf hat sie sich vorgenommen, das Saarland gegen die vielen Afrikanerinnen im Feld gut zu vertreten.

20.20 Uhr. Startschuss für den Lauf der Asse. Rund 30 Läufer gehen auf die Strecke, sechs Runden á einen Kilometer. Susanne Hahn reiht sich ganz vorne im Frauenfeld ein. Fünf Runden bleibt sie dran an einer Gruppe von Afrikanerinnen, die in Europa auf der Jagd nach Preisgeldern ihre Saison begonnen haben. Dann muss sie abreißen lassen. Als Siebte überquert sie nach 19:31 Minuten die Ziellinie: "Ich bin zufrieden mit meiner Zeit. Sie ist auf dem Niveau, das ich auch in den letzten Jahren hier gelaufen bin", sagt Hahn. "Die Afrikanerinnen waren einfach zu schnell."

21.45 Uhr. Mit einem strahlenden Lächeln steigt Susanne Hahn von der Bühne, auf der die Siegerehrung stattfindet. Als beste Saarländerin des Rennens wurde auch sie ausgezeichnet. "Es ist schön, dass in der Saarland-Wertung auch die regionalen Läufer gewürdigt werden", sagt sie. Ihr Fazit zu Völklingen: "Einfach wieder toll."

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