Bostons Nein wirft einen langen Schatten

Kuala Lumpur · Boston ist aus der Olympia-Bewerbung für 2024 ausgestiegen. Die Sportmacht USA ist brüskiert, Hamburgs Chancen aber kaum gestiegen. Zudem steht am Freitag die umstrittene Wahl zwischen Peking und Almaty an.

Das Aus des Hamburger Konkurrenten Boston ist für das IOC ein herber Dämpfer - und die Vergabe der Winterspiele 2022 an einen der umstrittenen Bewerber Peking oder Almaty wird für weitere negative Schlagzeilen sorgen: IOC-Präsident Thomas Bach steht bei seinem angestoßenen Reformprozess ein Rückschlag bevor.

Mit Boston zog sich erneut ein "demokratischer" Olympia-Bewerber zurück. Gescheitert ist Bostons Bewerbung aus finanziellen Gründen und wegen mangelnder Unterstützung der Einwohner. Bürgermeister Marty Walsh wollte die Kandidatur nur unterstützen, wenn sie komplett privat finanziert und kein Steuergeld dafür ausgegeben worden wäre. Walsh hatte am Montag noch mal betont, er werde kein Dokument unterzeichnen, "das einen Dollar Steuergeld für einen Penny an Mehrkosten für Olympia aufs Spiel setzt". Das Stadtoberhaupt spielte damit auf einen entsprechenden Vertrag an, der dem IOC finanzielle Garantien der Stadt zugesichert hätte.

Der Rückzug Bostons, ein Szenario, das auch noch in Deutschland droht - auch wenn in Hamburg die Zustimmungswerte besser sind als in Boston. Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) rief mit Blick auf die anstehenden Bürgerbefragung am 29. November in Hamburg zur Geschlossenheit auf: "Die aktuelle Entwicklung zeigt, wie wichtig es ist, die Kräfte in der Ausrichterstadt und im ganzen Land zu bündeln."

Das DOSB-Vorstandsmitglied Bernhard Schwank sieht trotz des Rückzugs die Hamburger Olympiachancen als unverändert an. "Die USA werden eine andere Stadt ins Rennen schicken, und dann werden sie ein starker Mitkonkurrent sein", sagte der stellvertretende Geschäftsführer der Hamburger Bewerbungsgesellschaft. In Los Angeles steht bereits ein möglicher Nachfolger in den Startlöchern.

Doch das Nein von Boston ist auch ein Rückschlag für das IOC. Nachdem gleich mehrere Städte - darunter auch München - eine Kandidatur für die Winterspiele 2022 zurückgezogen hatten, setzte sich diese Reihe jetzt auch bei Sommerspielen fort. Bach kann diese Entwicklung nicht gefallen, zumal das IOC bei der Session am Freitag in Kuala Lumpur den Gastgeber der Winterspiele 2022 bestimmt. Kandidaten sind nach der Absage von Städten wie München, Oslo, St. Moritz oder Stockholm nur noch die umstrittenen Bewerber Peking und Almaty.

Peking gilt als Favorit auf die Gastgeber-Rolle - obwohl sich im Vergleich zu den Sommerspielen 2008 die Menschenrechtssituation eher verschlimmert hat und das Ziel der "kompakten Spiele" verfehlt wird. Auch Hörmann betonte: "Dass es kritische Diskussionen vor, bei und nach der Wahl bis hin zur Durchführung der Spiele gibt, ist klar."

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