Borussia Neunkirchen auf dem Weg zur Rettung?

Neunkirchen · Borussia Neunkirchen scheint gerade noch einmal vor einer erneuten Pleite davonzukommen. Zumindest machte Insolvenzverwalter Marc Herbert den Borussen-Anhängern bei der Mitgliederversammlung Hoffnung.

Den jüngsten Entwicklungen zufolge scheint Fußball-Oberligist Borussia Neunkirchen der Rettung vor der Insolvenz einen großen Schritt näher gekommen sein. Statt wie bisher vermutet 110 000 Euro fehlen dem Club nur noch 30 000 bis 40 000 Euro . Und das ohne ein angedachtes Darlehen bei der Sparkasse Neunkirchen. Möglich gemacht hat dies vor allem der vorgezogene Abruf eines Zuschusses der Sportplanungskommission für den Umbau des Tennenplatzes zu einem Kunstrasenplatz in der Höhe von knapp 55 000 Euro .

Insgesamt hat der Verein 310 000 Euro Schulden . Etwa 40 000 Euro liquide Mittel besitzt der Verein nach dem Verkauf des Borussia-Käfers (34 000 Euro brutto), hinzu kommt das Geld der Sportplanungskommission. Allein damit könnte der Club eine für ein Insolvenzeröffnungsverfahren beachtliche Rückzahlungs-Quote von etwa 32 Prozent erreicht. Zum Vergleich: Bei der ersten Insolvenz des Vereins vor zwölf Jahren wurden zwischen 13 und 14 Prozent der etwa 1,56 Millionen Euro Schulden zurückgezahlt - etwa 210 000 Euro . Allerdings handelt es sich bei den Gläubigern teilweise um öffentlich-rechtliche Einrichtungen wie die Bundesagentur für Arbeit (75 000 Euro ) und das Finanzamt (10 000 Euro ), die wohl nur bei einer höchstmöglichen Quote zustimmen würden. Gleichwohl muss der Insolvenzverwalter alle Gläubiger gleich behandeln.

Eine Schlüsselrolle spielt derzeit Giuseppe Ferraro. Der Unternehmer war bis Mitte März Vorsitzender des Vereins und ist der größte Einzelgläubiger (140 000 Euro ). Auf der Mitgliederversammlung am Freitag wiederholte Insolvenzverwalter Herbert das Ziel, mit Ferraro einen "Nullvergleich" auszuhandeln. Grundlage dafür sei laut Herbert eine mögliche persönliche Haftbarkeit des Unternehmers, sofern der Verein bereits während seiner Amtszeit zahlungsunfähig gewesen sei. Das Protokoll einer früheren Mitgliederversammlung lege diesen Verdacht nahe, wonach die einvernehmliche Lösung für beide Seiten eine gute wäre.

"Ich sage es mal so: Wenn man dem Verein so hilft, wie ich es getan habe, und dann nachher als Insolvenzverschlepper hingestellt wird, erhöht das nicht unbedingt meine Bereitschaft, dem Verein weiter zu helfen, auch wenn ich diesem Verein nach wie vor sehr verbunden bin", sagte Ferraro auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen, ganz im Gegenteil: Wir, also meine Firma, mein Umfeld und ich haben der Borussia sehr geholfen. Insofern sind wir nach wie vor offen für Gespräche, weil es dabei bleibt, was ich immer gesagt habe: Ich bin und bleibe Borusse." Fest steht: Schon als Ferraro Verantwortung übernahm, stand es schlecht um den Verein. Zwischen Januar 2011 und Mitte Dezember 2013 gehörte auch der jetzigen Vereinsvorsitzende Martin Bach dem Vorstandsteam Ferraros an. Vorher war Bach im Aufsichtsrat des Vereins tätig.

"Mir wurde vor meinem Amtsantritt eine Höhe der Verbindlichkeiten von 80 000 Euro genannt", erinnert sich Ferraro, "die wahre Höhe der Verbindlichkeiten war mit über 500 000 Euro deutlich höher. Um eine Insolvenz zu vermeiden und den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, sind umfangreiche Anstrengungen unternommen worden." Dazu gehörten nach Ferraros Angaben Sponsoring-Beträge in sechsstelliger Höhe, das Aushandeln von Stundungen und Zahlungsvereinbarungen mit Gläubigern, ein Großteil der Kosten für den Bau des Kunstrasenplatzes, ein Kredit in Höhe von 170 000 Euro und die deutliche Reduzierung der Verbindlichkeiten. "Jetzt der Person, die maßgeblich diese Erfolge zu verantworten hat, Insolvenzverschleppung vorzuwerfen, ist, vorsichtig formuliert, eine sehr spezielle Sichtweise der Dinge", sagte Ferraro.

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