3:3 nach 3:0 gegen Hoffenheim Eine gefühlte Niederlage

Dortmund · Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund vergibt ohne Favre und Reus eine 3:0-Führung gegen 1899 Hoffenheim.

 Mit betretenen Mienen klatschten die Profis von Borussia Dortmund am Samstag nach dem Spiel ihren Fans Applaus. Sie hatten gegen Hoffenheim ein schon gewonnen geglaubtes Heimspiel noch fahrlässig aus der Hand gegeben. „Das darf nicht passieren“, sagte Julian Weigl (links).

Mit betretenen Mienen klatschten die Profis von Borussia Dortmund am Samstag nach dem Spiel ihren Fans Applaus. Sie hatten gegen Hoffenheim ein schon gewonnen geglaubtes Heimspiel noch fahrlässig aus der Hand gegeben. „Das darf nicht passieren“, sagte Julian Weigl (links).

Foto: dpa/Bernd Thissen

Es war nur ein Versprecher, doch er spiegelte die Gefühlswelt bei Borussia Dortmund ziemlich genau wider. „Die Niederlage“, sagte Sebastian Kehl, der Chef der Lizenzspielerabteilung, nach dem bitteren 3:3 (2:0) gegen die TSG Hoffenheim, „äh, ich meine natürlich das Unentschieden, haben wir uns selbst anzukreiden.“

Nach dem Abpfiff sanken die Spieler enttäuscht zu Boden, nur die wenigen Fans der TSG feierten und sangen im Oberrang. Dieser Punktgewinn fühlte sich für den Tabellenführer wie eine Niederlage an. „Das Unentschieden tut weh“, gab Kehl zu. Vor allem, weil Bayern München die Gunst der Stunde nutzte und mit dem 3:1-Heimsieg gegen den FC Schalke 04 bis auf fünf Punkte an den BVB heranrückte. „Ich hoffe, dass sie nervös werden und die Flatter bekommen“, sagte Bayerns Joshua Kimmich.

Danach hatte es am Samstag zunächst nicht ausgesehen. Trotz der Abwesenheit des Kapitäns Marco Reus und des erkrankten Trainers Lucien Favre hatte der BVB bis zur 75. Minute nach Treffern von Jadon Sancho (32.), Mario Götze (43.) und Raphaël Guerreiro (66.) mit 3:0 geführt. Dann traf Sancho noch den Pfosten. Doch dann brach der Tabellenführer ein. Ishak Belfodil (75., 87.) und Pavel Kaderabek (83.) drehten die Partie und versetzten den Dortmundern einen herben Dämpfer. „Wir haben eine unglaublich gute Mentalität gezeigt“, schwärmte Gäste-Trainer Julian Nagelsmann. Trotzdem „stehen wir immer noch auf Platz eins“, sagte Dortmunds Co-Trainer Edin Terzic, der Favre vertrat: „Wir haben eine junge Mannschaft, der wir Fehler zugestehen.“

Und diese Mannschaft hat gerade die erste kniffligere Situation in einer bislang herausragenden Saison zu meistern. Schon beim 1:1 in der Liga bei Eintracht Frankfurt und beim Aus im DFB-Pokal gegen Werder Bremen hatte der BVB eine Führung aus der Hand gegeben.

Der Verlauf des Hoffenheim-Spiels war aber noch dramatischer. Er erinnerte fast an das 4:4 im Derby gegen Schalke 04 im November 2017 – da hatte der BVB sogar 4:0 geführt. „Das darf nicht passieren, dann müssen wir es einfach auch mal verteidigen“, forderte Julian Weigl. Dass Trainer Favre krank im Bett lag und nicht an der Seitenlinie eingreifen konnte, ließ Weigl nicht gelten: „Wir haben unsere Automatismen, und die Co-Trainer haben ihre Sache gut gemacht.“ Zumal Favre auch während des Spiels im ständigen Austausch mit seinen Assistenten Manfred Stefes und Terzic stand und versuchte, via Telefon einzuwirken. Letztlich vergebens.

„Ganz leicht ist es nicht zu erklären“, gab Kehl zu: „Wir haben angesprochen, dass Hoffenheim mit Wucht und Körpergröße kommen wird. Wir haben uns nicht mehr richtig gewehrt, nicht die Ruhe gehabt.“ Bei allem Ärger mahnte der Ex-Profi aber auch an, nun nicht in Hektik zu verfallen. „Wir sind im Erfolgsfall ruhig geblieben, und das werden wir auch jetzt so machen“, sagte er – wohlwissend, dass sich die Chance zur Wiedergutmachung am Mittwoch (21 Uhr/Sky) in der Champions League bietet. Das Achtelfinal-Hinspiel bei Tottenham Hotspur „wird ein ganz anderes Spiel“, meinte Kehl: „Es ist gut für uns, dass wir erst einmal auswärts ranmüssen.“ Dann wohl wieder mit Favre an der Seitenlinie, aber höchstwahrscheinlich erneut ohne den am Oberschenkel verletzten Reus.

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