Bolts Fehlstart sorgt für kontroverse Diskussionen

Daegu. Nach dem kürzesten 100-Meter-Rennen seines Lebens hat Usain Bolt einen Tag gebraucht, um sich zu Wort zu melden. "Na klar, ich bin extrem enttäuscht, dass ich meinen Weltmeister-Titel nicht verteidigen konnte", hieß es in einer Erklärung des 25-jährigen Jamaikaners gestern: "Ich muss nun nach vorne schauen, weil es keinen Sinn macht, an die Vergangenheit zu denken

Daegu. Nach dem kürzesten 100-Meter-Rennen seines Lebens hat Usain Bolt einen Tag gebraucht, um sich zu Wort zu melden. "Na klar, ich bin extrem enttäuscht, dass ich meinen Weltmeister-Titel nicht verteidigen konnte", hieß es in einer Erklärung des 25-jährigen Jamaikaners gestern: "Ich muss nun nach vorne schauen, weil es keinen Sinn macht, an die Vergangenheit zu denken."Der Weltrekordler hatte nach seinem Fehlstart-Debakel bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Daegu fluchtartig das Stadion verlassen. Sein spektakuläres Aus entfachte eine hitzige Kontroverse um die Fehlstart-Regel. "Ich weiß, dass ich in guter Verfassung bin, und werde mich nun auf die 200 Meter am Freitag konzentrieren", sagte Bolt: "Danach laufe ich noch die 4x100-Meter-Staffel und ein paar Rennen, bis die Saison zu Ende ist."

Trotz der Niederlage erwies sich Bolt als fairer Sportsmann. Gleich zu Beginn der Erklärung gratulierte er dem neuen Sprint-Weltmeister und Teamkameraden Yohan Blake "und den anderen Athleten zum Gewinn der Medaillen". Er bedankte sich auch bei allen, die ihn nach der Bauchlandung trösteten und ihm alles Gute wünschten: "Ich werde alles versuchen, mein Bestes über 200 Meter zu geben, und euch stolz zu machen", erklärte Bolt.

Während der schnellste Mann der Welt den Schuss nach hinten verarbeiten musste, entbrannte eine Debatte über die Fehlstart-Regel, jeden zu schnell gestarteten Läufer zu disqualifizieren. "Diese Regel tötet uns", sagte US-Sprinter Walter Dix, der hinter Yohan Blake Silber gewann. Auch der Drittplatzierte Kim Collins (St. Kitts und Nevis) meinte: "Die Regel ist nicht richtig."

"Es ist ein außergewöhnlicher Fall. Das IAAF-Council hat das Recht, technische Regeln zu ändern", erklärte Nick Davies, Sprecher des Weltverbandes IAAF, gestern: "Es gibt keinen Zweifel, dass es auf den Tisch kommt, aber dies ist kein Showgeschäft. Wir sind nicht hier, um einen Superstar laufen zu lassen." Für das deutsche Council-Mitglied Helmut Digel kommt das gar nicht in Frage. "Das kommt nicht auf die Tagesordnung. Regel ist Regel", sagte der Tübinger kategorisch: "Wegen so eines Lausbuben ändern wir die Regel nicht. Bei Dwain Chambers hat niemand etwas gesagt - und nur weil Usain größer ist, soll etwas geändert werden? Nein!" Der britische Ex-Europameister Chambers hatte ebenfalls wegen Fehlstarts im Halbfinale "Rot" gesehen. Auch die Vorlauf-Disqualifikation seiner Teamkollegin, 400-Meter- Olympiasiegerin Christine Ohuruogu, erregte die Gemüter nicht.

Digel fordert sogar eine Verschärfung der Regel. "Sie ist noch nicht perfekt. Wir sollten es wie im Schwimmen machen, wo ein Fehlstarter nicht zurückgepfiffen, sondern erst am Ende des Rennens disqualifiziert wird", meinte er. Die bestehende Regel 162,7 ist seit 1. Januar 2010 in Kraft. Vorher flog ein Athlet erst raus, wenn er den zweiten Fehlstart in einem Rennen verursacht hatte. Das IAAF-Council tagt bereits am Sonntag in Daegu.

Für eine Beibehaltung der Regel plädierte Idriss Gontschinska, Cheftrainer der deutschen Läufer. "Das ist zwar ein immenser Druck für Athleten und Trainer. Aber hätten wir diese Regel auch in Frage gestellt, wenn es einen anderen Läufer getroffen hätte? Ich glaube nicht", sagte er.dpa

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