Bolt muss plötzlich ganz neue Fragen beantworten

Oslo · Heute startet Usain Bolt zum ersten Mal seit seiner Niederlage von Rom. Die Skepsis ist groß seit der vergangenen Woche, aber seine Botschaft vor dem Rennen in Oslo lautet: Alles ist gut. Was zählt ein verlorenes Rennen?

Krise? Welche Krise? Eine Woche nach seinem verlorenen 100-Meter-Rennen in Rom ist das Selbstbewusstsein von Usain Bolt genauso groß wie der Rummel um den Sprinter aus Jamaika. "Ich fühle mich wunderbar. Ich bin immer positiv", sagte der Olympiasieger und Weltrekordhalter vor seinem Start heute beim Diamond-League-Meeting in Oslo. Wer ihm das nicht glaubt, sollte sich nur einmal vor Augen führen, wie Bolt seine Zeit zwischen den Rennen in Rom und Oslo verbracht hat. Am Sonntag wurde er als Ehrengast zum Tennis-Turnier in Paris eingeladen, wo er Rafael Nadal den Siegerpokal überreichte. Am Dienstagabend gab Bolt dann eine Pressekonferenz in Oslo - aber nicht im Medienhotel am Hauptbahnhof, sondern in einem mit Kronleuchtern behängten Prunksaal der russischen Botschaft. Im Nebenraum gab es Sekt und frische Erdbeeren, vom Garten aus einen schönen Blick auf den Oslofjord.

Die Russen gaben deshalb die Gastgeber, weil die Leichtathletik-Weltmeisterschaft - Bolts großes Ziel - in diesem Jahr in Moskau stattfindet. "Das Einzige, was zählt, ist diese WM", meinte der Jamaikaner: "Für mich ist nur wichtig, dass ich mich in die Form bringe, die nötig ist, um die 100 und 200 Meter bei der WM zu gewinnen."

Trotzdem war eines anders am Dienstagabend in Oslo. Die Journalisten kamen diesmal nicht, um lockere Sprüche vom schnellsten Mann der Welt zu hören. Sie wollten hören, wie er mit der aufkommenden Skepsis nach seiner Niederlage in Rom gegen Justin Gatlin (USA) umgeht. Ist Bolt satt? Hat ihn seine Oberschenkelverletzung im Frühjahr doch weiter zurückgeworfen? Oder ist der Vorsprung auf seine Rivalen nicht mehr so groß? Fragen wie diese werden nun gestellt. "Ich trainiere sehr gut, ich fühle mich sehr gut, und meine Oberschenkel-Probleme habe ich überstanden", sagte Bolt: "Wenn mein Trainer sich keine Sorgen macht, dann mache auch ich mir keine Sorgen. Und mein Trainer macht sich keine Sorgen zur Zeit."

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