Eishockey Ein Ausnahme-Talent auf Draisaitls Spuren

Füssen · Dominik Bokk spielt mit der deutschen U20 bei der WM in Füssen. Die Rechte an dem 18-Jährigen hält bereits ein NHL-Club.

Die Vergleiche mit Leon Draisaitl hört Dominik Bokk immer häufiger. Viele Experten trauen dem 18-Jährigen zu, in der Profiliga NHL eine ähnliche Rolle zu spielen wie der Stürmer der Edmonton Oilers. Doch das größte deutsche Eishockey-Talent seit Draisaitl bremst die hohen Erwartungen. „Leon hat es sehr gut gemacht, ich brauche noch ein, zwei Jahre“, sagt Bokk.

Statt in der besten Liga der Welt für die St. Louis Blues, die ihn im Sommer in der ersten Runde des NHL-Draft auswählten, läuft der Angreifer bei der U20-WM in Füssen auf – zum Auftakt an diesem Sonntag (16.30 Uhr) gegen Österreich. Mit dem klaren Ziel Aufstieg. „Es ist ein herrliches Gefühl, eine WM in Deutschland zu spielen“, sagt er.

In der Heimat auf dem Eis zu stehen, ist für den gebürtigen Schweinfurter ein seltenes Vergnügen geworden. Seit fast eineinhalb Jahren spielt er in Schweden – weil er seinen deutschen Altersgenossen längst enteilt ist. Bei den Växjö Lakers wirbelte Bokk zunächst im Juniorenteam, durfte aber schon nach wenigen Monaten in die Profimannschaft. Im Sommer wählte ihn St. Louis als 25. Spieler seines Jahrgangs – und als fünften Deutschen in der NHL-Talenteverteilung in der ersten Runde nach Olaf Kölzig (1989), Marco Sturm (1996), Marcel Goc (2001) und Draisaitl (2015).

„Geschwindigkeit und Technik gepaart mit Esprit“ – das sah Blues-Chefscout Bill Armstrong in dem Junioren-Nationalspieler. Reif für die NHL war er allerdings noch nicht. „Die Eisflächen sind extrem klein, da wird ein anderes, sehr physisches Eishockey gespielt“, meint Bokk, der bei einem Turnier der Liga-Neulinge vor Saisonbeginn „meine Qualitäten nicht zeigen konnte“.

Also entschied er sich zusammen mit den Blues, noch ein Jahr in Schweden dranzuhängen. Mittlerweile spielt er beim Meister Växjö in der zweiten Sturmreihe und in der ersten Powerplay-Formation. Drei Tore und sieben Vorlagen stehen zu Buche, „es macht mir Riesenspaß“. Bei seiner schwedischen Gastfamilie ist er ausgezogen, in einer neuen Wohnung „gleich neben der Eishalle“ steht er nun auf eigenen Füßen.

„Das Jahr lief perfekt“, sagt Bokk, „eigentlich so, wie ich es geplant hatte“. Wann er sein Debüt in der NHL geben darf, weiß er noch nicht. „Vielleicht holen sie mich noch in dieser Saison“, sagt er: „Ansonsten versuche ich, mir im nächsten Jahr einen Platz zu erkämpfen.“

Zunächst jedoch will er bei der U20-WM zeigen, was er kann. „Ich bin für die Tore zuständig“, sagt er. Einer, der „in einer Sekunde vier Tricks“ macht, wie sein früherer Kölner Jugendtrainer Rodion Pauels schwärmt. Kostproben seines Könnens würde er gerne auch in der A-Nationalmannschaft zeigen. Vielleicht bei der WM im Mai in der Slowakei. Vielleicht an der Seite von NHL-Star Leon Draisaitl.

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