„Bobo“ kämpft, aber das Märchen bleibt aus

Saarbrücken · Der 1. FC Saarbrücken steht vor dem Aus in der Tischtennis-Champions-League. Bei der 1:3-Heimniederlage am Freitagabend gegen Olimpia Unia Grudziadz hätte FCS-Trainer Slobodan Grujic beinahe einen Einzelsieg gefeiert.

 FCS-Trainer Slobodan Grujic war am späten Freitagabend nah dran an der Sensation. Foto: Schlichter

FCS-Trainer Slobodan Grujic war am späten Freitagabend nah dran an der Sensation. Foto: Schlichter

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Es hätte ein Tischtennis-Märchen werden können. Seit einer Knieoperation im vergangenen Jahr hatte Slobodan Grujic, der Trainer des Bundesligisten 1. FC Saarbrücken , nicht mehr selbst trainiert. Am Freitagabend aber musste der 42-Jährige an die Platte - und das im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Olimpia Unia Grudziadz aus Polen. Die Verletzung des Franzosen Adrien Mattenet zwang den FCS zu der Umstellung. Grujic war, weil die Talente aus der zweiten Mannschaft nicht spielberechtigt sind, die einzige Option.

Als Grujic zur Platte schritt, stand es 1:1. Der formschwache Bojan Tokic hatte zum Auftakt gegen den gebürtigen Chinesen Wang Yang, der einen slowakischen Pass besitzt, keine Chance - 0:3 (8:11, 8:11, 10:12). Tiago Apolonia glich danach aus. Er besiegte den Japaner Yoshida Kaii mit 3:2 (11:13, 14:12, 11:5, 5:11, 11:8).

Und nun also Grujic, mit dessen Niederlage gegen den Ukrainer Yaroslav Zhmudenko fest gerechnet wurde. Doch "Bobo" zauberte eine Klasse-Leistung aus dem Ärmel, und die etwa 300 Zuschauer, die trotz des Schneefalls in die Joachim-Deckarm-Halle gekommen waren, trauten ihren Augen nicht. Grujic spielte von Beginn an offensiv und setzte seinen Gegner immer wieder unter Druck. Und mit ein wenig Glück lag er mit 11:9 und 12:10 vorne. Plötzlich war der Glaube da, das Hinspiel zu gewinnen, mit einem Erfolg ins Rückspiel am kommenden Freitag nach Polen zu reisen. Doch Grujic konnte das Tempo nicht halten, auch wenn das Publikum ihn nach vorne peitschte. Die konditionellen Probleme waren bei jedem Ballwechsel sichtbar. Mit 3:11 und 6:11 gingen die Sätze drei und vier an Zhmudenko. "Ich habe gekämpft, ich habe alles versucht", sagte Grujic: "Leider hat es nicht gereicht." Im fünften Durchgang lag er noch einmal mit 7:5 in Führung. Doch der 15 Jahre jüngere Zhmudenko drehte den Entscheidungssatz, gewann ihn mit 11:9 und brachte die Gäste mit 2:1 in Führung. Und da Tokic auch gegen Yoshida Kaii mit 0:3 verlor (8:11, 9:11, 8:11), braucht der FCS im Rückspiel "ein kleines Wunder", wie Grujic sagte: "Aber so lange es eine Chance gibt, glaube ich an meine Mannschaft."

Ob er selbst wieder antreten muss, ist noch nicht klar. Vielmehr aber, dass Tokic sich steigern muss. Auch gestern im Bundesliga-Spiel beim TTC Schwalbe Bergneustadt haderte er mit seiner Leistung und musste sich Steffen Mengel geschlagen geben (9:11, 7:11, 11:6, 6:11). Dass der FCS die Partie gewann, den ersten Sieg im Jahr 2016 feierte und die Tabellenführung in der Bundesliga behauptete, lag an Apolonia und Mattenet-Vertreter Tamas Lakatos aus der zweiten Mannschaft. Apolonia besiegte erst Benedikt Duda mit 3:2 (8:11, 7:11, 11:8, 11:5, 11:5), später Steffen Mengel mit 3:0 (11:8, 11:9, 11:6). Dazwischen hatte Lakatos gegen Ricardo Walther mit 3:1 gewonnen (11:5, 8:11, 11:7, 11:5).

Für den FCS steht nun am kommenden Wochenende wieder ein doppeltes Programm an. Erst das Rückspiel am Freitag in Polen mit der Hoffnung, eventuell die Sensation zu schaffen. Dann am Sonntag das Liga-Heimspiel gegen Rekordmeister Borussia Düsseldorf (15 Uhr, Joachim-Deckarm-Halle) - mit Timo Boll und Patrick Franziska, der ab kommender Saison das Trikot des FCS tragen wird.

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