BMW vorne in Hör- und Sichtweite

München. Wir sitzen am Medien-Stammtisch in der "BMW Mobile Tradition" an der Ecke Schleißheimer Straße und BMW-Allee im Norden von München. Eine nicht öffentliche Schatzkammer historischer Renn- und Straßenfahrzeuge der Bayerischen Motoren Werke (BMW), Studien und erstaunlicher Unikate

 BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen (links) und sein bestes Pferd im Stall: Topfahrer Nick Heidfeld. Foto: dpa

BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen (links) und sein bestes Pferd im Stall: Topfahrer Nick Heidfeld. Foto: dpa

München. Wir sitzen am Medien-Stammtisch in der "BMW Mobile Tradition" an der Ecke Schleißheimer Straße und BMW-Allee im Norden von München. Eine nicht öffentliche Schatzkammer historischer Renn- und Straßenfahrzeuge der Bayerischen Motoren Werke (BMW), Studien und erstaunlicher Unikate. Uns gegenüber funkelt ein schwarzer Rolls Royce Phantom II Drophead Coup&;, Baujahr 1930, mit einer Auflage von 1392 Stück. Dieser Schatz lässt den Hausherrn Mario Theissen kalt. Seine dunklen Augen funkeln, wenn sein Blick auf den glänzenden, schlanken, weiß-blauen mit roten Streifen gezierten Formel-1-Boliden schweift. Der bayerisch-schweizerische Renner ist sein adoptiertes "Kind". Gezeugt von BMW-Technikdirektor Willy Rampf und seinem Team, hat der F1.08 seinen Angehörigen in seiner erst drei Rennen jungen Karriere schon viel Freude bereitet: drei Mal auf dem Podium, zwei Mal Zweiter, ein Mal Dritter. Ergebnis: BMW Sauber führt erstmals in seiner jungen Geschichte die Konstrukteurs-Wertung an.

"Diese Situation genießen wir", sagt Theissen - und lässt es sich schmecken. Geschmorte Kalbsschulter auf Gemüse mit getrüffelten Kartoffelgratin, dazu ein Gläschen Rotwein 2004er Barbera d'alba Alfredo Prunetto Piemont. Doch das ist nicht unbedingt seine Welt. Als gebürtiger Eifelaner aus Monschau erinnert sich der promovierte Techniker an alte Zeiten gerne zurück und verrät: "Ein Eintopf mit Gemüse gilt heute noch in meiner Heimat als gut bodenständiges Essen."

Die jüngsten Erfolge will Theissen, 55, ebenfalls aus- und weiterkosten - und schmunzelt: "Das war ein Saisonstart nach Maß. Wir sind nicht mehr die dritte Kraft wie im Vorjahr, sondern haben uns in den drei ersten Rennen unter den drei Teams (Ferrari, McLaren-Mercedes, BMW Sauber, Anmerkung der Redaktion) etabliert. Entsprechend groß ist die Motivation."

Theissen hat den ersten Grand-Prix-Sieg im Blick: "Es stimmt mich zuversichtlich, dass wir nicht zu weit weg sind." Und so lautet die spannende Frage vor dem Europa-Auftakt: Wie gut funktionieren die neuen Teile, mit denen die BMW-Boliden in Barcelona an den Start gehen werden? Theissen ist sich sicher: "Es steckt noch einiges in unserem BMW Sauber. Wir wissen ganz genau, dass wir in der Aerodynamik das Potenzial noch nicht ausgeschöpft haben."

Was seine Fahrer betrifft, so hat "Mister Perfect" eine glasklare Meinung: "Nick Heidfeld ist die Konstante im Team. Er hat nahtlos an die Leistungen von 2007 angeknüpft. Nick ist schwer zu schlagen, erkennt Chancen, versteht es, sie zu nutzen." Fahrer Nummer zwei, der Pole Robert Kubica, der in Bahrain die erste Pole Position für das Team herausgefahren hatte, habe nach dem für ihn schwierigen Jahr (Unfall in Kanada) einen Riesensprung gemacht: "Jetzt ist er wieder der Alte. Er wirft das Auto wieder um die Ecken. Von ihm können wir noch einiges erwarten. Ich sehe derzeit keinen Grund, mich woanders umzuschauen", sagt Theissen. Damit wischt er Gerüchte um ein Interesse am Renault-Doppel-Weltmeister Fernando Alonso weg.

Für Theissen kommt der Erwartungsdruck nicht nur von außen, "er kommt viel mehr von innen. Das Team hat schließlich zwei, drei Jahre Gas gegeben, um nach vorne zu kommen. Jetzt sind wir vorne in Hör- und Sichtweite." Das sollen die Konkurrenten Ferrari und McLaren-Mercedes auch in Barcelona zu spüren bekommen.

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