Fußball Die Profi-Karriere endet ohne Groll

Bliesransbach · Der Bliesransbacher Marius Schley hat beim FC Schalke 04 nicht den Sprung nach oben geschafft. Jetzt ist er zurück.

 Von Schalke wieder zurück nach Hause: Marius Schley steht vor seinem Heimatort Bliesransbach.

Von Schalke wieder zurück nach Hause: Marius Schley steht vor seinem Heimatort Bliesransbach.

Foto: Heiko Lehmann

Entspannt und mit vielen positiven Gedanken sitzt Marius Schley auf einer Bank auf dem Bliesransbacher Feld und genießt die Aussicht auf seinen Heimatort. „Ach, das hat mit irgendwie schon gefehlt. Die Natur in unserer Heimat ist schon klasse, das gab es auf Schalke nicht“, sagt der 22-Jährige und atmet tief durch.

Vor sechs Jahren war der Bliesransbacher aus der Jugend des 1. FC Saarbrücken ins Fußball-Internat des FC Schalke 04 gewechselt. Der Traditionsverein aus dem Ruhrpott wollte Schley unbedingt – und der damals 16-Jährige hatte, wie alle jungen Kicker, den Traum, Fußballprofi werden zu können. „Das war seltsam am Anfang. Die Betreuung im Internat war toll, aber von jetzt auf gleich von zu Hause weg und in eine eigene Wohnung – das war ganz neu. Es hat ein paar Monate gedauert, bis ich richtig angekommen war“, erzählt Schley. Was er damals zuhause aufgab, war ihm durchaus bewusst, sagt er heute. „Ich musste einen Teil meiner Jugend mit meinen Freunden aufgeben. Aber dieses Opfer wollte ich bringen“, sagt er.

Sechs Jahre später steht fest: Marius Schley hat es nicht geschafft. Er hat den Sprung, wie etwa sein Vorbild Nationalspieler Jonas Hector aus Auersmacher, in den Profifußball nicht gepackt. Nach der Zeit in der Schalke-Jugend kickte Schley in der U23 der Königsblauen in der Oberliga und Regionalliga. „In den Profibereich zu kommen, ist wahnsinnig schwer. Das schafft pro Saison vielleicht einer von 100 jungen Spielern in Deutschland. Neben dem Talent braucht man in den richtigen Spielen auch etwas Glück. Dennoch möchte ich die Zeit nicht missen und würde alles noch einmal so machen. Ich habe mit menschlich und fußballerisch enorm weiterentwickelt“, sagt der 22-Jährige.

Im Mai 2015 feierte der Bliesransbacher mit der Schalker U19 seinen bislang größten sportlichen Erfolg. Im Finale um die deutsche Meisterhaft schlug Schalke die TSG Hoffenheim mit 3:1. Schley wurde in der Partie genau wie der heutige Nationalspieler Leroy Sané (Manchester City) eingewechselt. Kapitän der Mannschaft war Thilo Kehrer (Paris Saint-Germain). Kehrer und Sané sind die einzigen dieses Jahrgangs, denen bislang der große Durchbruch gelang.

„Ich hätte auch in der kommenden Saison noch für die Schalker spielen können. Aber ich wollte jetzt einen Schlussstrich ziehen und nicht, bis ich 30 bin, als Profi in der 3. Liga oder in der Regionalliga spielen. Viele wissen danach nicht, wie es weitergeht“, sagt der Defensivspieler. Er will das vermeiden.

Im Oktober beginnt Schley mit der Ausbildung zum Polizeikommissar in Saarbrücken. Fußballerisch geht es für ihn beim Oberligisten SV Röchling Völklingen weiter. Dort spielt auch sein Freund Lars Birster, der ebenfalls aus Bliesransbach stammt. Beide haben in der Jugend zusammengespielt und könnten in der kommenden Saison die Bliesransbacher Innenverteidigung in Völklingen bilden. „Lars war natürlich auch ein Grund, warum ich nach Völklingen bin. Dort kann ich auch noch Fußball auf einem sehr guten Niveau spielen und gleichzeitig meine Ausbildung machen“, erzählt der Ex-Schalker.

Bevor das Training der Völklinger am vergangenen Montag losging, waren Marius und Lars noch mit ihren besten Freunden vom Saarlandligisten SV Auersmacher zum Feiern auf Mallorca. „Es ist, glaube ich, kein Geheimnis, dass Lars und ich irgendwann in Auersmacher spielen werden. Aber zunächst wollen wir noch in Völklingen angreifen. Vielleicht können wir ja um den Aufstieg in die Regionalliga mitspielen. Das Wichtigste ist aber, dass ich endlich wieder zurück in meiner Heimat bin“, sagt Schley und blickt immer noch auf das Bliesransbacher Feld, sein wahres Zuhause.

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