Blau-gelbe Stadt mit grüner Linie

Nikosia. Die "grüne Linie" macht Nikosia zur einzigen geteilten Stadt der Welt - doch im Moment ist die Hauptstadt Zyperns blau-gelb. APOEL Nikosia, der griechisch geprägte Fußballclub, dessen wichtigste Spieler Ende der 50er Jahre an vorderster Front gegen die britischen Besatzer kämpften, ist die Sensation der Champions-League-Saison

 Feiertag in Nikosia: Die Spieler von APOEL lassen sich von ihren heißblütigen Fans für ihren 2:1-Sieg gegen den FC Porto feiern. Foto: Katia Christodoulou/dpa

Feiertag in Nikosia: Die Spieler von APOEL lassen sich von ihren heißblütigen Fans für ihren 2:1-Sieg gegen den FC Porto feiern. Foto: Katia Christodoulou/dpa

Nikosia. Die "grüne Linie" macht Nikosia zur einzigen geteilten Stadt der Welt - doch im Moment ist die Hauptstadt Zyperns blau-gelb. APOEL Nikosia, der griechisch geprägte Fußballclub, dessen wichtigste Spieler Ende der 50er Jahre an vorderster Front gegen die britischen Besatzer kämpften, ist die Sensation der Champions-League-Saison. Der "Athletische Fußballclub der Hellenen von Nikosia" führt nach einem 2:1 (1:0)-Coup gegen den FC Porto weiter die Gruppe G an - die einzige neben Gruppe H mit vier Landesmeistern.17 Millionen Euro beträgt der Marktwert des Kaders laut Internetportal transfermarkt.de, und dennoch kann nicht mal Hulk APOEL aufhalten. Der Stürmer des Europa-League-Siegers Porto hatte in der 89. Minute den Ausgleich für die Gäste erzielt, doch mit dem Schlusspfiff schlug der Brasilianer Gustavo Manduca zurück. Nun steht die Tür ins Achtelfinale ganz weit offen. "Das ist eine richtig große Sache für uns und ganz Zypern", sagte Trainer Ivan Jovanovic. Hulk allein hat einen Wert von 31 Millionen Euro, Portos Kader bringt es auf 211 Millionen. Dennoch sah der FC kein Land. Die Führung für Nikosia hatte Aílton erzielt (42., Foulelfmeter).

APOEL Nikosia war immer und ist ein Spiegelbild der komplizierten politischen Lage auf Zypern. Am 8. November 1926 wurde der Verein in einem Süßwarenladen gegründet und galt als panhellenisch, das heißt auf Vereinigung mit Griechenland bedacht. Im griechischen Bürgerkrieg stellte sich APOEL dann auf die Seite der rechten Kräfte, worauf sich der bis heute größte Rivale vom Verein abspaltete: Omonia Nikosia, die Grünen. Wenn es zum Derby kommt, geht's zur Sache, links gegen rechts, und das nicht immer friedlich.

APOELs Anhänger gelten bis heute als panhellenisch-nationalistisch, die griechische Flagge dominiert die Kurve - und immer wieder tauchen Hakenkreuze und andere Nazi-Symbole auf. Sport und Politik liegen stets eng beisammen. Das war auch so, als türkische Truppen 1974 den Norden Zyperns besetzten. Viele der APOEL-Mitglieder sollen im Widerstand aktiv gewesen sein. Indirekt führte dies zum Ausschluss des Vereins aus dem Europapokal, als die zyprische Regierung ein Verbot aussprach, 1986 gegen Besiktas Istanbul anzutreten.

Da die politische Lage auf Zypern ruhig ist, kann sich der Rekordmeister (21 Titel, Omonia hat 20) komplett auf den Sport konzentrieren. Noch nie hat es eine zyprische Mannschaft ins Achtelfinale der Champions League geschafft, lange waren Teams von der Insel "Prügelknaben". Auch in der Saison 1963/1964, als APOEL im Pokalsieger-Cup 1:16 bei Sporting Lissabon verlor - bis heute die schlimmste Niederlage der Europapokal-Geschichte.

Doch diese Zeiten sind lange vorbei, heute wird der Abwehr des Überraschungsteams eine "perfekte Organisation" bescheinigt. Nikosia ist blau-gelb, dank APOEL, oder genau gesagt "Athlitikos Podosfairikos Omilos Ellinon Lefkosias". sid

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