Bis der Stein oben liegen bleibt

St Ingbert · Jürgen Doberstein wollte sich nach der Trennung von seinem Boxstall mit einem WBO-Titelkampf auf einem WM-Kampf vorbereiten. Doch dieser platzte. Nun boxt der St. Ingberter am 25. Juli in Kaarst gegen den Belgier Matingu Kindele.

 Jürgen Doberstein (rechts) besiegte William Gare im Kampf um den Intercontinental-Gürtel der World Boxing Foundation (WBF). Seit dem Duell im September 2013 stand er nicht mehr im Ring. Foto: Wieck

Jürgen Doberstein (rechts) besiegte William Gare im Kampf um den Intercontinental-Gürtel der World Boxing Foundation (WBF). Seit dem Duell im September 2013 stand er nicht mehr im Ring. Foto: Wieck

Foto: Wieck

Wer kennt ihn nicht, diesen Sisyphos, auf ewig dazu verdammt, diesen großen schweren Stein immer und immer wieder den Berg hochzurollen. Nur um kurz vor dem Gipfel zu sehen, wie er wieder den Berg herunterrollt. Der Ausdruck für sinnfreie Arbeit schlechthin. So sinnlos ist der Kampf, den Profi-Boxer Jürgen Doberstein aus St. Ingbert austrägt, nicht. "Ich weiß, dass meine Zeit kommen wird", wiederholt er immer wieder mit einer fast unmenschlichen Gelassenheit. Obwohl seine Situation nicht die ist, die er sich vor zwei Monaten erhoffte.

Kurz vor seinem Kampf in Kaarst bei Düsseldorf am 26. Juli um 18 Uhr in der ISA-Arena lacht er zwar noch, nur nicht so frei wie bei seinem letzten öffentlichen Auftritt. Angesichts der Tatsache, dass der Kampf gegen den Belgier Matingu Kindele nicht das erhoffte Duell um den Intercontinental-Titel der World Boxing Organization (WBO) ist, wirkt Doberstein reservierter. Sein WBO-Titelkampf in Halberstadt , der ihn nah an einen WM-Kampf hätte katapultieren können, wurde abgesagt. Vielleicht ein Grund, warum die Zusammenarbeit mit dem kürzlich vorgestellten "Match-Maker" Tino Groth bereits Vergangenheit ist.

Mehr als "es hat einfach nicht mehr funktioniert" wollte Doberstein dazu nicht sagen. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Klar, es gab schon Situationen, in denen ich nicht wusste, wie es weitergehen sollte." Trotzdem scheint der 25-Jährige, der den Weg zum Weltmeister-Titel nach der Trennung von DOG Event ohne Boxstall gehen will, nicht unterzukriegen. Jeden Rückschlag nimmt er mit einem "Kopf hoch, weiter geht's" hin. Und er macht sich wie Sisyphos sogleich daran, den Stein wieder hoch zu rollen. "Viele denken, ich würde einen Schritt zurückmachen, aber vielleicht nehme ich ja nur Anlauf", sagt er und muss lachen. Für jede Situation einen Spruch parat - dabei will Doberstein nur boxen.

"Ich brauche jetzt diesen Kampf", sagt er. Schließlich stand er seit der "Nacht der Champions" im September 2013 in der Saarbrücker Saarlandhalle nicht im Ring. Seitdem ist er die Nummer drei in Deutschland und die Nummer 32 der Welt - und wartet geduldig auf seine Chance. "Ich will zeigen, dass ich der Beste in Deutschland bin", sagt Doberstein, "dafür trainiere ich wie ein Freak". Bis dass der Stein endlich oben liegen bleibt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort