Fußball-Nationalmannschaft Bierhoff verteidigt Wahl von Saudi-Arabien als Gegner

Eppan · Sportlich ohne Wert, aber wichtiger Handelspartner.

Oliver Bierhoff bringt die Frage nur kurz in Verlegenheit, dann antwortet er gewohnt souverän. „Die Botschaft in Riad und das Auswärtige Amt haben uns zugeraten“, sagt der DFB-Direktor Nationalmannschaft über den letzten WM-Test der deutschen Weltmeister morgen (19.30 Uhr/ARD) in Leverkusen gegen Saudi-Arabien.

Sportlich ist die Begegnung für Bundestrainer Joachim Löw von geringem Wert, die „Grünen Falken“ sind als 67. der Weltrangliste der schwächste aller WM-Teilnehmer. Angesichts der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien ist die Gegnerwahl zudem politisch umstritten. Bierhoff verweist auf einen „Öffnungsprozess“ im Königreich, „den wir mit Bildern aus einem Familienstadion fördern wollen, wo selbstverständlich Frauen und Kinder sitzen“.

„Nichts davon ist per se falsch“, sagt Omid Nouripour dazu. Der außenpolitische Sprecher der Bundestags-Grünen betont aber, man dürfe „den Effekt nicht überschätzen“. Es sei „nicht Aufgabe der Politik, ihre Probleme dem Sport aufzubürden“, ergänzt er: „Sie sollte kritische Punkte selbst klären und lieber Rüstungsexporte absagen als Fußballspiele, wenn sie Druck ausüben will.“

Trotz jüngster Berichte über einen angeblichen Handelsstopp: Saudi-Arabien ist laut Auswärtigem Amt nach den Emiraten Deutschlands zweitwichtigster arabischer Handelspartner, Deutschland seinerseits Saudi-Arabiens drittgrößter Lieferant. Und das, obwohl sich die Zahl der jährlich vollstreckten Todesurteile seit 2013 auf zuletzt 146 fast verdoppelt hat. Freie Meinungsäußerung ist nur teilweise möglich, öffentliche Religionsausübung für Nicht-Muslime verboten.

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