Biedermann geht auf Schlussbahn

Wuppertal · Weltrekordler Paul Biedermann geht achteinhalb Monate vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro auf die Zielgerade seiner Karriere. Der 29-Jährige bestreitet gerade in Wuppertal seine vorletzte DM und zwei Wochen später seine letzte EM.

Nein, über die Trennung von Britta Steffen möchte Paul Biedermann nicht reden. Das deutsche Schwimm-Traumpaar ist Vergangenheit, der Weltrekordler blickt nur nach vorne - auf die letzte Bahn seiner Karriere mit dem Ziel Rio. "Es hängt über all den Sachen, die man macht. Überall haftet Olympia dran", betont der 29-Jährige.

Die Abschiedstour des Ex-Weltmeisters beginnt an diesem Wochenende in Wuppertal bei seiner letzten Kurzbahn-DM und geht zwei Wochen später in Israel bei seiner letzten internationalen Meisterschaft weiter. "Natürlich ist es die letzte, aber ich sehe es nicht mit Wehmut", sagt Biedermann mit Blick auf die Kurzbahn-EM in Netanya (2. bis 6. Dezember): "Ich freue mich, dass es dort noch mal zur Sache geht."

Auf die Langbahn-EM in London (9. bis 22. Mai 2016) verzichtet der Hallenser. Die Konzentration gilt im nächsten Jahr einzig und allein Rio. Seine Bronzemedaille über 200 Meter Freistil bei der WM im vergangenen Sommer hat ihn bestärkt, dass der Traum von olympischem Edelmetall bei seinen dritten Spielen endlich Realität werden kann: "Es hat mich sehr motiviert, der Abstand zum ersten Platz war nicht so groß." 24 Hundertstelsekunden fehlten Biedermann in Kasan zu Gold.

Eine Olympiamedaille ist das Einzige, was dem Doppel-Weltmeister von 2009 noch fehlt. Gewonnen hat er in zwölf Jahren so viel, dass er gar nicht mehr weiß, wo all die Medaillen geblieben sind. "Teilweise in Kisten auf dem Dachboden, teilweise verschenkt", sagt er. 30 Mal stand er beim Welt- und Europameisterschaften auf dem Podest, 41 deutsche Meistertitel listet der Deutsche Schwimm-Verband auf, er selbst zählt nicht mehr mit, "höchstens mein Vater".

An einen Sieg kann Biedermann sich aber besonders gut erinnern - an sein erstes DM-Gold 2003 in Gelsenkirchen, über die 800 Meter Freistil, die er schon lange nicht mehr schwimmt: "Ich weiß noch, dass ich mich danach auf den Startblock gestellt und den dicken Mann markiert habe - ein bisschen rumgepost."

Ein Jahr zuvor war er in Goslar zum ersten Mal bei einer Kurzbahn-DM an den Start gegangen - als 16-Jähriger auf Tuchfühlung mit seinen Vorbildern: "Da habe ich all die Leute getroffen, die ich vorher nur aus dem Fernsehen kannte, bin mit ihnen eingeschwommen. Alles war voll, alles war neu." Vor allem zum damaligen Doppel-Europameister Thomas Rupprath und der fünfmaligen Weltmeisterin Hannah Stockbauer blickte er auf.

Die ersten Medaillen waren ihm besonders wichtig. Denn als Jugendlicher war er meist hinterher geschwommen. "Meine Freunde konnten bei den Siegerehrungen gleich vorne bleiben, weil sie auf den nächsten Strecken wieder Medaillen gesammelt haben. Und ich habe nie eine bekommen", erinnert er sich, erst mit "13 oder 14" gab es endlich Bronze bei einer Jahrgangsmeisterschaft. Die letzte in der Sammlung soll in Rio dazu kommen. Weltmeister Marco Koch hat zum Auftakt der deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Wuppertal eine glänzende Vorstellung geboten. Über 400 Meter Lagen verbesserte der 25-Jährige gestern den fünf Jahre alten deutschen Rekord von Yannick Lebherz um 3,21 Sekunden. Der Weltmeister über die 200 Meter Brust schlug auf seiner Nebenstrecke nach 4:01,87 Minuten an. "Ich habe nur eine Woche lang Lagen trainiert", sagte Koch.

Über 400 Meter Lagen der Frauen hatten sich zuvor Meisterin Franziska Hentke und Juliane Reinhold das Ticket für die Kurzbahn-EM (2. bis 6. Dezember) gesichert. In Abwesenheit der erkrankten Titelverteidigerin Sarah Köhler holte über 800 Meter Freistil Alina Jungklaus den Sieg und die EM-Norm. Über 1500 Meter Freistil unterboten Meister Ruwen Straub, Florian Wellbrock und Henning Mühlleitner aus Saarbrücken die Norm. Am Abend gewannen dann die Schwimmer der SSG Saar Max Ritter Gold über 4 x 50 Meter. Es schwammen Christoph Fildebrandt, Tim Pallmann, Marlene Hüther und Annika Bruhn, die zudem Dritte über 400 Meter Lagen wurde.

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