Bewährung in schwieriger Zeit

München. "Der deutsche Sport bricht auf zu neuen Ufern. Wir wollen den Wert des Sports mit seinen Werten steigern." Das hatte Thomas Bach bei der Gründung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in der Frankfurter Paulskirche gesagt. Den großen Worten an historischer Stelle folgt nun, vier Jahre später, im nüchternen Umfeld eines Münchner Hotels eine erste Abrechnung

 Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, stellt sich an diesem Samstag zur Wiederwahl. Foto: dpa

Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, stellt sich an diesem Samstag zur Wiederwahl. Foto: dpa

München. "Der deutsche Sport bricht auf zu neuen Ufern. Wir wollen den Wert des Sports mit seinen Werten steigern." Das hatte Thomas Bach bei der Gründung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in der Frankfurter Paulskirche gesagt. Den großen Worten an historischer Stelle folgt nun, vier Jahre später, im nüchternen Umfeld eines Münchner Hotels eine erste Abrechnung. Der Dachverband von 23 Millionen Mitgliedern in 91 000 Vereinen zieht an diesem Samstag auf seiner Vollversammlung Bilanz und blickt nach vorn. Sportkanzler Thomas Bach und seine Regierung stellen sich zur Wiederwahl. Nur Eberhard Gienger, verantwortlich für Leistungssport, wird nicht mehr antreten und wohl von der Schwimmer-Präsidentin Christa Thiel ersetzt.

Die Ortswahl München für das Treffen der Spitzenfunktionäre ist dabei genauso Programm wie die Teilnahme von Innenminister Thomas de Maizière als staatlicher Garant und Unterstützer. Die Bewerbung für die Winterspiele 2018 soll in der bayerischen Metropole einen neuen nationalen Schub bekommen. Demnächst machen sich die Meinungsforscher des IOC auf den Weg, um den olympischen Zustimmungsfaktor in Stadt und Land zu ermitteln. Der 6. Juli im südafrikanischen Durban wird zu einem bedeutungsvollen Wahltag. Er kann nach drei misslungenen Bewerbungen Olympia-Glück zurück nach Deutschland und München bringen - oder eine erneute Depression auslösen. Beides hätte auf den Sport erhebliche Auswirkungen.

Der deutsche Sport - was ist das eigentlich? Zu ihm gehören die großen Erfolge - etwa der Behindertensportlerin Verena Bentele (Biathlon und Skilanglauf), der Biathletin Magdalena Neuner, des Rennfahrers Sebastian Vettel, des Golfers Martin Kaymer und der Nationalmannschaften im Fußball. Ebenso aber auch das Wirken von 4,5 Millionen Ehrenamtlichen und die jährlich eine Million Absolventen des Sportabzeichens. Der Spitzensport löst wöchentlich millionenfache Emotionen aus, setzt Milliarden um. Breitensport ist Vergnügen, Gesundheitsvorsorge und Sozialisation - Sport als größter Mobilisator. Um zu bündeln und besser zu fördern, um seine Interessen in der Gesellschaft stärker vertreten zu können, sind die Verbandsvorgänger Deutscher Sportbund (DSB) und Nationales Olympisches Komitee (NOK) 2006 zum DOSB vereinigt worden.

Seine Erfolge und Probleme drücken sich in unterschiedlichen Fakten aus: starke Auftritte bei Olympischen Sommer- und Winterspielen. In den vier vergangenen Jahren von 200 auf 250 Millionen Euro gewachsene Zuwendungen des Bundes vor allem für den Spitzensport. Stagnierende oder gesunkene Einnahmen der Landessportbünde als Träger des Breitensports. Rund eine Milliarde Euro aus dem Konjunkturprogramm II für Bau und Erneuerung von Sportanlagen. Gleichzeitig Stopp des gerade erst angelaufenen Goldenen Plans Ost, der für eine gleichwertige Infrastruktur des Sports im Osten Deutschlands Investitionen von sieben Milliarden Euro errechnet hatte. Stagnation der Vereinsmitgliedschaften bei 23 Millionen, zunehmende Überalterung in den Vereinen.

Walter Schneeloch, als DOSB-Vizepräsident verantwortlich für Breitensport und Sportentwicklung, rechnet die krisenhafte Finanzsituation noch hinzu: "Die Kommunen sind so was von klamm. Sie sparen vor allem auch am Sport." Es sei allerdings eine "Kolportage", wenn behauptet werde, der DOSB vernachlässige den Breitensport: "Wir werden in München zeigen, dass wir mehr erreicht haben, als wir uns vorgenommen hatten. Doch Breitensport ist nicht medienwirksam, da geht vieles leider unter."

Bach, der mit Generaldirektor Michael Vesper ein Tandem bildet, sieht den DOSB auf Kurs. Die Stimme des Sports werde in Politik und Gesellschaft wahrgenommen. Dem großen Ziel, der Aufnahme des Sports in das Grundgesetz, ist er jedoch noch nicht entscheidend näher gekommen. Weil die CDU blockiert, steht der Sport im Warteraum der Verfassung. So lange das so bleibt, fehlt ihm die gewichtigste Anerkennung als gestaltende gesellschaftspolitische Kraft. dpa

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