Bereit für den ewigen Schmerz

Kailua-Kona · Jan Frodeno hat in kürzester Zeit den Umstieg von der olympischen auf die Ironman-Distanz geschafft. Am Samstag debütiert der Mann vom LAZ Saarbrücken im „Wimbledon des Triathlons“, bei der WM in Hawaii.

Für die Konkurrenten ist er ein ganz heißer Sieganwärter. Jan Frodeno selbst aber gibt sich vor seinem Hawaii-Debüt bescheiden. "Ich möchte einfach ein starkes Rennen abliefern, vom Anfang bis zum Ende. Es wird ein langer Tag, es kann so viel passieren", sagte der Triathlon-Olympiasieger von 2008, der an diesem Samstag (18.25 Uhr unser Zeit/ab Mitternacht hr-Fernsehen) um die WM-Krone in Kailua-Kona kämpfen wird.

"Frodo" hat sich auf das "Wimbledon des Triathlons", wie der 33-Jährige das Rennen in Hawaii bezeichnet, akribisch vorbereitet. Erst absolvierte er ein knüppelhartes Trainingslager im spanischen Girona, seit mehr als zwei Wochen holt er sich den Feinschliff auf Hawaii . Dass er ein kräftezehrendes Rennen über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen durchstehen kann, hat er mit dem WM-Silber über die halbe Ironman-Distanz 70.3 vor vier Wochen in Kanada und vor allem mit seinem dritten Platz bei der EM Anfang Juli in Frankfurt bewiesen.

Nur: Frankfurt ist eben nicht Hawaii . Die Tücken der Strecke rund um Kona hat der Athlet des LAZ Saarbrücken daher akkurat studiert. Über das berühmte EnergyLab, in dem sich in den vergangenen Jahren im abschließenden Marathonlauf das ein oder andere Drama ereignete, sagt Frodeno beispielsweise trocken: "Zu keiner Zeit ein cooler Platz."

Erst die Wellen im Pazifik, dann die Mumuku-Winde auf dem Rad, zum Abschluss Einsamkeit und glühende Schuhsohlen auf der Laufstrecke inmitten der Lavafelder - "das ist kein Maximalschmerz", sagte Frodeno der Tageszeitung "Die Welt", "sondern ein langsamer, ewig anhaltender Schmerz."

Weil er aber unter anderem in Frankfurt von Krämpfen geplagt ein formidables Rennen ablieferte, gehört er für seine Konkurrenten auf Hawaii zum Favoritenkreis. "Er ist der Eisenmann mit der größten Geschwindigkeit", sagte Europameister Sebastian Kienle, der in Frankfurt an seinem 30. Geburtstag mit Streckenrekord triumphiert hatte. Kienle belegte bei seinen beiden Hawaii-Teilnahmen erst den vierten (2012) und dann den dritten Rang (2013) und besitzt daher vielleicht noch bessere Aussichten auf den Sieg als Frodeno. "Tiefstapeln kann ich nicht mehr. Ich kann und will mich nicht verstecken", sagte Kienele vor dem Rennen .

Ob Frodeno oder Kienle - ein Erfolg würde den deutschen Triathleten in jeglicher Hinsicht sehr gut zu Gesicht stehen. 2006 hatte Normann Stadler als bis dato letzter Deutscher auf Hawaii triumphiert. Die Chancen auf den nächsten deutschen Sieg stehen jedenfalls richtig gut.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort