Fußball-Bundesliga Ein „Geisteskranker“ erregt die Gemüter

München · Böses Foul des Leverkuseners Bellarabi an Bayerns Rafinha. Weltmeister Tolisso erleidet Kreuzbandriss.

 Unter den Blicken der Bayern-Spieler zeigt Schiedsrichter Tobias Welz (Mitte) die Rote Karte gegen Bayer Leverkusens Karim Bellarabi – nur sieben Minuten nach dessen Einwechslung. Rafinha liegt verletzt am Boden.

Unter den Blicken der Bayern-Spieler zeigt Schiedsrichter Tobias Welz (Mitte) die Rote Karte gegen Bayer Leverkusens Karim Bellarabi – nur sieben Minuten nach dessen Einwechslung. Rafinha liegt verletzt am Boden.

Foto: dpa/Tobias Hase

Nach dem Schock um den schwer verletzten Corentin Tolisso und den Ausfall von Rafinha klagten Uli Hoeneß und Niko Kovac an. „Das Foul von Bellarabi war natürlich geisteskrank. Das ist vorsätzliche Körperverletzung“, empörte sich Hoeneß, der Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters Bayern München, über die Szene, bei der Rafinha einen Innenbandteilriss am linken Sprunggelenk erlitt: „So einer gehört drei Monate gesperrt – und zwar für Dummheit.“ Viel schlimmer als Rafinha erwischte es vier Tage vor dem Start der neuen Champions-League-Saison aber Tolisso: Nach seinem Kreuzband- und Außenmeniskusriss im rechten Knie humpelte der Weltmeister an Krücken zum Mannschaftsbus.

„Wir haben den dritten Spieltag, und ich habe das Gefühl, dass wir Freiwild sind“, sagte der aufgebrachte Trainer Kovac: „Das ist nicht das erste Mal. Ich will keinen an den Pranger stellen, aber so langsam reicht es mir.“ Drei Verletzte in zwei Heimspielen lautet die alarmierende Zahl, die die zum Teil überzogene Wortwahl nach sich zog.

Die Bayern räumten nach dem teuer erkauften 3:1 gegen Schlusslicht Bayer Leverkusen ein, dass beim Aus des Weltmeisters viel Pech dabei war. „Für die Verletzung von Tolisso kann keiner was. Im Gegensatz zum Hoffenheim-Spiel, wo es in der ersten Halbzeit teilweise körperverletzend war, kann man das heute nicht sagen“, sagte Hoeneß: „Man kann Leverkusen nicht vorwerfen, dass sie überhart gespielt haben.“

Die angeschlagenen Nationalspieler Mats Hummels (Achillessehne) und Leon Goretzka (Hüfte) mussten auf der Tribüne trotzdem mitansehen, wie sich vor dem Auswärtsspiel am Mittwoch bei Benfica Lissabon die nächsten Kollegen verletzten. Kingsley Coman fällt wegen eines Syndesmosebandrisses monatelang aus, bei Tolisso muss mit einem halben Jahr Pause gerechnet werden. „Wir haben das in den letzten Spielen teuer bezahlt“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach dem Sieg durch Treffer von Tolisso, Arjen Robben und James Rodríguez.

Kapitän Manuel Neuer stufte die böse Aktion von Karim Bellarabi als „brutal“ ein. „Das ist nicht nur Rot, das ist Doppel-Rot“, echauffierte sich Kovac. Der ehemalige Nationalspieler Bellarabi, der sich am Sonntag entschuldigte, wurde nur sieben Minuten nach seiner Einwechslung vom Platz gestellt. „Ich hätte keine Rote Karte gegeben“, entgegnete Bayer-Sportchef Rudi Völler. „Aber es war ein dummes Foul.“

Sein mutloses Null-Punkte-Team um den früh in der Kritik stehenden Trainer Heiko Herrlich enttäuschte nach einem turbulenten Elfmeterstart. Wendell verwandelte einen wiederholten Strafstoß zum 1:0. Danach spielten nur die Bayern. „Sehr souverän, nie in Gefahr gekommen“, lobte Hoeneß. Gerede über Personalnot wischte er rasch beiseite. „Wir haben noch einen Kader, der groß genug ist, um das alles aufzufangen“, sagte Hoeneß nach dem ersten von sieben Spielen in 22 Tagen.

Ganz so leicht, wie sich der Präsident das vorstellt, ist es aber nicht. Im Mittelfeld ist das Angebot nach dem Tolisso-Ausfall für Kovac weiter groß. Nach der Verletzung von Rafinha (33) gibt es für die Außenverteidiger Joshua Kimmich und David Alaba dagegen keinen Ersatz mehr. „Du brauchst alle Spieler, und jetzt fallen schon mal zwei weg“, sagte der herausragende Robben.

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