Bei der WM droht der Bildschirm schwarz zu bleiben

Düsseldorf · Bei der Handball-Europameisterschaft im Januar lief es Spitze: Das deutsche Team gewann, die Liebhaber des Ballsports feierten bei den Übertragungen von ARD und ZDF. Bei der kommenden WM in Frankreich ist das anders.

 Beim Titelgewinn der deutschen Handballer bei der EM sahen fast 13 Millionen Fernsehzuschauer den Triumph der Mannschaft von Trainer Dagur Sigurdsson. Für die WM sieht es schlecht aus. Foto: Wolf/dpa

Beim Titelgewinn der deutschen Handballer bei der EM sahen fast 13 Millionen Fernsehzuschauer den Triumph der Mannschaft von Trainer Dagur Sigurdsson. Für die WM sieht es schlecht aus. Foto: Wolf/dpa

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Den Handball-Fans droht bei der nächsten Weltmeisterschaft wieder ein Bildschirm-Blackout bei der Weltmeisterschaft. Die Spiele der deutschen Europameister in Frankreich werden im Januar wohl nicht im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein. Der Rechteinhaber beharrt auf technischen Einschränkungen. Diese haben bereits bei der WM 2015 in Katar dazu geführt, dass frei empfangbare Fernsehsender chancenlos waren und der Bezahlfernsehen-Anbieter Sky für seine Kunden einen Coup landete.

Seit mehreren Monaten bemühen sich ARD und ZDF um Verhandlungen. Vergeblich - der Rechteinhaber BeIN Sports zeigt sich offensichtlich so stur wie vor der WM in Katar. "Es gibt leider keine Fortschritte", sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky zu den Bemühungen der Sender. "Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass es noch klappt, kann ich nicht in Prozent ausdrücken."

Sie tendiert gegen Null - wenn es nicht noch eine Überraschung gibt. Die Sender haben "mehrfach schriftlich und in Gesprächen Interesse an einer Live-Berichterstattung von der WM 2017 beim Rechtehalter hinterlegt", sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. Auf ein Schreiben von Juli haben sie "keine Rückmeldung mehr erhalten". Das Problem ist laut Balkausky: "Man müsste einen neuen Satelliten installieren." Dies sei aber nicht nur aus Kostengründen unangemessen. BeIN Sports besteht offenbar darauf, dass die TV-Signale der WM für Satelliten-Kunden verschlüsselt werden. ARD und ZDF müssten rund 18 Millionen Haushalte ausschließen, die via Satellit ihre Programme empfangen. Das betreffe alle "frei empfangbaren deutschen Fernsehsender", erklärte Gruschwitz. Vom Rechteinhaber gab es keine Stellungnahme.

Profiteur könnte wieder Sky sein, der zumindest schon mit dem Rechteinhaber gesprochen hat. Der Abonnement-Sender war bereits 2015 kurzfristig eingesprungen und hatte die Handballfans unter seinen Abonnenten glücklich gemacht. "Interessante Sportrechte sehen wir uns immer an", sagte Sky-Sprecher Ralph Fürther. "Ob die Handball-Weltmeisterschaft bei Sky läuft, kann ich aktuell nicht sagen." Mögliche Interessenten wären auch Streaming-Anbieter wie die Perform-Gruppe, die unter anderem das zahlungspflichtig Online-Portal "DAZN" betreibt. "DAZN möchte den Fans jederzeit die besten verfügbaren Inhalte bieten. Wir haben deshalb den Sportrechtemarkt ständig im Auge, um attraktive, verfügbare Rechte auf DAZN anbieten zu können. Selbstverständlich ist die Handball WM ein sehr interessantes Live-Recht, das wir uns sehr genau ansehen", sagte Managing Director Kay Dammholz.

Wie lukrativ Handball für Medienunternehmen ist, hat zuletzt die EM gezeigt. Der 24:17-Erfolg im EM-Finale gegen Spanien bescherte der ARD mit 12,98 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 42,0 Prozent absolute Topwerte. Bei Weltmeisterschaften sind die Quoten erfahrungsgemäß noch höher. Das WM-Finale im Jahre 2007 sahen rund 16 Millionen Menschen. Solche Werte gibt es sonst nur bei Live-Übertragungen der Fußball-Nationalmannschaft.

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