2. Handball-Bundesliga Bei der HGS hapert es in der Offensive

Saarlouis · Selbstkritische Töne bei Handball-Zweitligist HG Saarlouis vor dem Heimspiel gegen Dessau-Roßlauer HV.

 Trainer Philipp Kessler (Mitte) und seine Mannschaft wollen morgen gegen Dessau an die Leistung aus dem Spiel gegen Dresden anknüpfen.

Trainer Philipp Kessler (Mitte) und seine Mannschaft wollen morgen gegen Dessau an die Leistung aus dem Spiel gegen Dresden anknüpfen.

Foto: Ruppenthal

Mitte vergangener Woche war die Euphorie bei der HG Saarlouis groß. Nach dem Trainerwechsel von Jörg Bohrmann zu Philipp Kessler setzte der Handball-Zweitligist mit dem deutlichen 33:24-Heimsieg über den HC Elbflorenz Dresden ein starkes Zeichen. Nur vier Tage später setzte es in Düsseldorf eine 19:28-Pleite – und die Freude war dahin. Am morgigen Samstag gegen den Dessau-Roßlauer HV geht es für Cheftrainer Kessler und Co. quasi wieder von vorne los. Das Spiel wird um 19.30 Uhr in der Stadtgartenhalle angepfiffen.

„So schnell geht das im Sport“, weiß der HG-Trainer, „ich war am Sonntagabend schon sehr enttäuscht darüber, wie wir uns präsentiert haben. Aber mit der Videoanalyse am Montag wurde das Thema abgeschlossen.“ Noch lange nicht abgeschlossen ist dagegen die Suche nach einem potenziellen Ersatz für Kreisläufer Peter Walz, der wegen einer schweren Knieverletzung bis zum Saisonende ausfällt. „Wir müssen den Markt sondieren und schauen, ob wir nachverpflichten können oder nicht. Diesbezüglich befinde ich mich im engen Austausch mit unserem Vorsitzenden Richard Jungmann“, sagt Kessler.

Trotz der schweren Verletzung von Walz war vor einer Woche eine gewisse Aufbruchsstimmung zu verspüren. „Nicht nur im Umfeld, auch in der Mannschaft. Aber Kessi muss seine Vorstellungen erst einmal installieren“, sagt HG-Kapitän Martin Murawski. Der 29-Jährige weiß, von was er spricht. Er hat in seiner Laufbahn schon vier vorzeitige Trainerwechsel mitgemacht. „Vielleicht haben wir nach dem Sieg mit dem neuen Trainer gedacht, dass es einfach so weitergeht, ohne etwas dafür zu investieren“, spekuliert er und warnt: „Selbst die Leistung vom vergangenen Mittwoch wird am Samstag nicht ausreichen. Dessau hat eine sehr eingespielte, aggressive Mannschaft.“ Philipp Kessler spricht beim Tabellenfünften sogar von der „Mannschaft der Stunde“ in der 2. Bundesliga: „Da wartet ein schöner Brocken auf uns. Aber vielleicht ist es genau das, was wir jetzt brauchen, um uns wieder beweisen zu können.“

Dass sich auch Kessler selbst erst beweisen muss, liegt auf der Hand. „Es ist gut angelaufen. Er versucht, viel Struktur und Akribie einzubringen. Dabei spielt ihm sein pädagogischer Hintergrund in die Karten. Dazu kommt eine Mannschaft, die Lust hat, mit ihm zu arbeiten“, findet Murawski und ergänzt selbstkritisch: „Trotzdem sind es wir Spieler, die auf dem Feld stehen und das auch umsetzen müssen, was er vorgibt. Wenn das nicht endlich passiert, wird sich nichts ändern. Da können wir noch so oft den Trainer wechseln.“

Wenn es bei der HG hapert, dann hapert es im Angriff, für den mit Julius Lindskog Andersson und Falk Kolodziej vor der Runde gleich zwei neue Spielmacher verpflichtet wurden. Auch hier war die Euphorie groß – vor allem mit Blick auf den Schweden Andersson. Vielleicht zu groß? „Mir hat damals schon nicht gefallen, wie er hochgejubelt wurde“, erinnert sich Kessler. „Vielleicht wurden ihm die Vorschusslorbeeren nicht gerecht“, meint Murawski, „ich würde ihn so einschätzen, dass es ihn nicht weiter kümmert. Aber vielleicht sieht er sich auch unter einem gewissen Druck.“ Außerdem müsse man Neuverpflichtungen ein halbes Jahr einräumen, um im Spielsystem des neuen Teams anzukommen. „Das betrifft nicht nur Julius und Falk, sondern vor allem Arthur Muller, der noch nicht das Leistungspotenzial abrufen konnte, das wir von ihm erwartet haben“, stellt „Muri“ klar und ergänzt: „In dieser Phase dann auch noch einen neuen Trainer zu bekommen, macht es nicht einfacher. Wir müssen uns einfach in Geduld üben. Spätestens nach der Winter-Vorbereitung werden wir wieder ganz andere Akzente setzen können.“

Geduld ist gut. Will die HG aber nicht wieder bis zum letzten Spieltag oder gar darüber hinaus um den Klassenverbleib zittern, muss sie schnellstmöglich punkten. Auch gegen die „Mannschaft der Stunde“.

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