Bei den Miezen gehen die Lichter aus

Trier. Das Jahr 2011 steht für den deutschen Frauenhandball unter keinem guten Stern. Die Nationalmannschaft ist chronisch erfolglos und nicht für die Olympischen Spiele in London qualifiziert, die Liga plagen wirtschaftliche Sorgen. Nach dem Rückzug der Kickers Sindelfingen und den aktuellen Problemen der Bad Wildungen Vipers hat es nun auch die DJK/MJC Trier erwischt

Trier. Das Jahr 2011 steht für den deutschen Frauenhandball unter keinem guten Stern. Die Nationalmannschaft ist chronisch erfolglos und nicht für die Olympischen Spiele in London qualifiziert, die Liga plagen wirtschaftliche Sorgen. Nach dem Rückzug der Kickers Sindelfingen und den aktuellen Problemen der Bad Wildungen Vipers hat es nun auch die DJK/MJC Trier erwischt. "Das ist kein gutes Zeugnis für die Liga. Wir müssen dringend einige Dinge ändern", sagt Liga-Chef Berndt Dugall.Trier fehlen Medienberichten zufolge mindestens 150 000 Euro im Etat, die Spielerinnen warten seit September auf ihre Gehälter - wieder einmal hat der deutsche Meister von 2003 mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Trainer Thomas Happe hat die Konsequenzen bereits gezogen und ist von seinem Posten zurückgetreten. Am späten Mittwochabend stellte der Club den Meistertrainer von 2003, Dago Leukefeld, als Interimscoach vor (die SZ berichtete). "Trier hat mir so viel gegeben, nun kann ich etwas zurückgeben", sagt Leukefeld.

Diesmal könnten die erneuten Etat-Lücken aber das endgültige Bundesliga-Aus in Trier bedeuten. "Unter den jetzigen Voraussetzungen macht das keinen Sinn mehr. Wie die Zukunft aussieht, steht derzeit in den Sternen, aber es macht uns überhaupt keinen Spaß mehr", sagt MJC-Präsident Martin Rommel. Rommel bestätigt die ausstehenden Gehaltszahlungen, betont aber, dass man zumindest die Gehälter für September und Oktober alsbald zahlen wolle. "Alles weitere hängt von Gesprächen mit Sponsoren ab", sagt Rommel. Er gehe davon aus, dass man zumindest die Saison zu Ende spielen werde.

Ob es danach ein weiteres Jahr Bundesliga-Handball in Trier geben wird, scheint mehr als fraglich, denn abgesehen von ihren wirtschaftlichen Problemen haben die Miezen auch sportlich nichts zu bieten. In acht Saisonspielen gab es acht Niederlagen - die Lichter gehen aus. Da passt es ins Bild, dass der Trainer ausgerechnet vor dem vielleicht vorentscheidenden Spiel im Kampf um den Klassenverbleib heute Abend gegen Celle (19.30 Uhr, Arena Trier) geht. "Das Team hat sich dafür entschieden, dass wir am Freitag alles geben wollen", versichert Kapitän Silvia Solic.

Seit der Meisterschaft 2003 und dem Rückzug des damaligen Mäzens Edmund Krix schleppen die Miezen ihre Altlasten von einer Saison in die nächste. Die Verbindlichkeiten aus der Saison 2010/2011 wurden zwar getilgt - wohl auch mit Geldern aus der laufenden Spielzeit. Fakt ist: Die Spielerinnen warten seit vier Monaten auf ihre Gehälter.

Dass sie dem Verein trotz der prekären Lage dennoch die Treue halten, spricht für den Charakter der Truppe. Langfristig sollten sich die Spielerinnen eine andere Perspektive suchen, denn Liga-Chef Dugall macht wenig Hoffnung auf eine Zukunft. "Ich muss mir erst einen Überblick über die Lage verschaffen, aber die Perspektiven sind nicht sehr gut", sagt Dugall und ergänzt: "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Trier für die kommende Saison keine Lizenz beantragt."

Mit Blick auf die Handball-Weltmeisterschaft 2017 im eigenen Land hat Dugall daher nur einen Wunsch: "Die Vereine müssen begreifen, dass sie im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten wirtschaften. Und dazu gehört, dass die Personalkosten gesenkt werden und alle Vereine dabei an einem Strang ziehen." sid/red

Foto: DJK/MJC Trier

"Unter den jetzigen Voraus-

setzungen macht das keinen Sinn mehr."

Martin Rommel, DJK/MJC Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort