Behrenbruch ist der "König der Athleten" Stabhochsprung-Qualifikation wird zur Zirkusnummer

Helsinki. Europas "König der Athleten" kommt aus Deutschland. Pascal Behrenbruch hat das erste deutsche EM-Gold eines Zehnkämpfers seit Joachim Kirst (1971 für die DDR) gewonnen. Im Ziel des 1500-Meter-Laufes stützte Behrenbruch erschöpft seine Hände auf die Knie. Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht, langsam hob er die Arme gen Himmel

 Pascal Behrenbruch feiert nach dem 1500-Meter-Lauf seine Goldmedaille bei den Zehnkämpfern. Foto: Kappeler/dpa

Pascal Behrenbruch feiert nach dem 1500-Meter-Lauf seine Goldmedaille bei den Zehnkämpfern. Foto: Kappeler/dpa

Helsinki. Europas "König der Athleten" kommt aus Deutschland. Pascal Behrenbruch hat das erste deutsche EM-Gold eines Zehnkämpfers seit Joachim Kirst (1971 für die DDR) gewonnen. Im Ziel des 1500-Meter-Laufes stützte Behrenbruch erschöpft seine Hände auf die Knie. Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht, langsam hob er die Arme gen Himmel. Gold-Mission erfüllt: Behrenbruch hat sich erstmals zum "König der Athleten" gekrönt. Der 27 Jahre alte Frankfurter triumphierte mit der europäischen Saisonbestleistung von 8558 Punkten. "Da ist ein richtig geiles Ding rausgekommen", sagte Behrenbruch mit einem glücklichen Lächeln. Seine persönliche Bestleistung übertraf der Hesse im Olympiastadion von 1952 damit gleich um 119 Zähler. "Ich will nochmal 100 Punkte drauflegen in London. Das muss ich jetzt noch machen", sagte der Sieger. Silber ging an Kasjanow (8321), Bronze an den Russen Ilja Schkurenjow (8219). Norman Müller (Halle/Saale) wurde Siebter. Mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) lag Behrenbruch lange über Kreuz. Im November 2011 zog er nach Tallinn, Andrej Nazarow und Erki Nool sind dort seine neuen Trainer. Zum Umweg über Estland hatte sich der Hesse entschlossen, weil er weder in seinem Frankfurter Club noch mit dem DLV-System klar kam. "Die Leistung gibt mir Recht. Ich konnte endlich meinen Weg gehen, wie er für mich perfekt ist", urteilte er. Den gut gemeinten Rat von Verbandsexperten, auf einen Doppelstart zu verzichten, schlug der Hesse aus. "Meine Trainer haben mir gesagt, ich soll die EM machen", sagte Behrenbruch.Über 100 Meter ging Titelverteidigerin Sailer gestern als Sechste leer aus. Nach 11,28 Sekunden flitzte Iwet Lalowa aus Bulgarien über 100 Meter als Erste über die Ziellinie. "Das ist gründlich in die Hose gegangen", schimpfte Sailer. "Ich wollte hinten Gas geben, aber es ging nicht. Ich bin schon echt enttäuscht", meinte sie mit langem Gesicht. "Man hat sich denken können, dass ich eine Medaille machen wollte. Jetzt konzentrieren wir uns auf die Staffel. Mit uns Dreien ist da was drin." Tatjana Pinto (Münster) und Sailers Clubkollegin Anne Cibis (früher Möllinger) belegten im Finale die beiden letzten Plätze. Lalowa siegte vor der zeitgleichen Olessja Powh aus der Ukraine und Lina Grincikaite aus Litauen (11,32).

Im Weitsprung verpasste Sosthene Moguenara eine Medaille nur knapp, mit 6,66 Metern landete die 22-Jährige aus Wattenscheid auf dem vierten Platz hinter der Norwegerin Margrethe Renström. Europameisterin wurde die Französin Éloyse Lesueur mit 6,81 Metern.

Die dreifache Vize-Weltmeisterin Nadine Kleinert ist hingegen bei der Medaillenvergabe dabei. Der 36-Jährigen Kugelstoßerin aus Magdeburg genügte ein Versuch für 18,65 Meter, um ins Finale einzuziehen. dpa

Helsinki. Die Stabhochspringerinnen erlebten gestern eine seltene Zirkusnummer: So eine windige Qualifikation wie bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Helsinki hätten sie sich gern erspart.

Dabei schien zunächst alles nach Plan zu laufen: Elf Frauen hatten sich mit 4,40 Metern für das Finale an diesem Samstag qualifiziert - unter ihnen Silke Spiegelburg (Leverkusen), Lisa Ryzih (Ludwigshafen) und Martina Strutz (Neubrandenburg). Dazu kamen drei Springerinnen, die die Höhe von 4,35 Metern gemeistert hatten: Die Tschechin Jirina Ptacnikova (sie hatte die 4,40 Meter ausgelassen) sowie die Polin Monika Pyrek und die Griechin Stélla-Iró Ledaki, die beide an den 4,40 Metern scheiterten.

Die Jury wollte aber ein Zwölfer-Finale, wie es das Reglement vorsieht. Damit das Feld auf zwölf Springerinnen schrumpft, sollte weiter gesprungen werden. Ernsthaft hatten das die elf Springerinnen, die mit ihren 4,40 Metern schon sicher im Finale waren, aber nicht mehr vor.

Silke Spiegelburg und Co. waren stinksauer. "Das war völlig unnötig und auch gefährlich bei dieser Windlotterie", sagte die Gold-Kandidatin, die sich dann an einem nicht ganz ernst gemeinten Sportler-Streik beteiligte. Mit provozierenden Schritten marschierte sie drei Mal Richtung Latte, drei Mal machte sie den Versuch grinsend ungültig. "Jeder hatte seinen Spaß, alle haben gelacht", sagte Spiegelburg. Und Strutz sagte: "Streiken wollten wir nicht, aber dass da so ein Zirkus gemacht wurde."

 Mist, mein Titel ist weg: Verena Sailer, links, schielt zu Siegerin Ivet Lavova rüber. Foto: Thissen/dpa

Mist, mein Titel ist weg: Verena Sailer, links, schielt zu Siegerin Ivet Lavova rüber. Foto: Thissen/dpa

Nach langer Diskussion machte die Tschechin Ptacnikova dem Schauspiel ein Ende. Die 4,45 Meter meisterte die Medaillenkandidatin im ersten Versuch und schwang sich zur Qualifikations-Besten auf. dpa

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