Beckers Jubiläum gerettet

London · Vor genau 30 Jahren feierte Boris Becker als 17-Jähriger den ersten seiner drei Titel in Wimbledon. Heute trainiert er den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic. Der Serbe rettete im Nachsitzen das Jubiläum.

Das war knapp! Zum 30-jährigen Titel-Jubiläum seines Trainers Boris Becker hat Titelverteidiger Novak Djokovic das Achtelfinal-Aus in Wimbledon nur mit sehr viel Mühe abgewendet. Der 28 Jahre alte Serbe entschied gestern das am Vorabend unterbrochene Match gegen den Südafrikaner Kevin Anderson mit 6:7 (6:8), 6:7 (6:8), 6:1, 6:4, 7:5 für sich. Der Weltranglisten-Erste hatte am Montag einen 0:2-Satzrückstand noch zum 2:2 ausgeglichen, ehe die Partie wegen Dunkelheit vertagt wurde.

Auch am Tag danach war erst einmal Geduld gefordert - zum Leidwesen des Jubilars, der eigentlich einen spielfreien Tag eingeplant hatte. Djokovic und Anderson hatten um kurz vor 13 Uhr Ortszeit gerade den nicht überdachten Court 1 betreten, als es anfing zu regnen und die Kontrahenten zurück in die Umkleide geschickt wurden.

Wie schon tags zuvor hatte Djokovic große Mühe mit den Aufschlägen des Weltranglisten-14. aus Johannesburg, der insgesamt 40 Asse servierte. "Es war eines der schwierigsten Matches, die ich überhaupt jemals gespielt habe", sagte Djokovic. Nach drei Stunden und 48 Minuten durfte sich Becker, der am 30. Jahrestag seines ersten Wimbledon-Triumphes eine weiße Kappe mit Wimbledon-Logo und wieder seine weißen Turnschuhe im Look der 80er Jahre trug, von seinem Platz erheben und seinem Schützling applaudieren.

Im Kampf um den Einzug ins Halbfinale trifft er heute auf US-Open-Sieger Marin Cilic. Nach seinem Zittersieg bei schwierigen Bedingungen mit starkem Wind, Sonne und Wolken im Wechsel kann ihm die Bilanz gegen den Kroaten Mut machen: Von zwölf Spielen hat Djokovic noch keines verloren.

Vielleicht wird Becker nach diesem Erfolg doch zumindest ein Glas Sekt trinken - auch wenn er dies zuvor noch ausgeschlossen hatte. Er sei "kein nostalgischer Mensch, der die Vergangenheit zelebriert", sagte Becker. Am 7. Juli 1985 hatte er im Alter von 17 Jahren seinen ersten Triumph in London gefeiert und damit vor allem den Tennissport in Deutschland nachhaltig verändert.

Heute sind Hüften und Sprunggelenke zerstört, Respekt und Bewunderung für den jüngsten Sieger des ältesten Tennisturniers der Welt geblieben. Das Phänomen des 17-jährigsten Leimeners auf Erden, hier im Londoner Südwesten ist es lebendig wie eh und je. Es basiert auf einer Zahlenreihe, die vor drei Jahrzehnten auch in Deutschland jedes Kind herunterbeten konnte: 6:3, 6:7, 7:6, 6:4. Der Gegner: Kevin Curren aus Südafrika. Der Jubel: unzählbare schnelle Trippelschritte, beide Arme in den Himmel gestreckt.

"Es ist ein unglaubliches Erlebnis gewesen, ein sehr einschneidendes", sagt Becker heute. Sein Schützling Djokovic strebt seinen dritten Wimbledon-Titel nach 2011 und 2014 an - und würde so mit seinem prominenten Coach gleichziehen.

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Auf einen BlickFavoritin Serena Williams hat sich ins Halbfinale von Wimbledon gekämpft. Die Weltranglistenerste aus den USA setzte sich nach 2:03 Stunden Spielzeit gegen die Weißrussin Wiktoria Asarenka 3:6, 6:2, 6:3 durch und darf weiter auf den sogenannten Serena Slam hoffen, den Gewinn aller vier Majors nacheinander. Im Halbfinale am Donnerstag trifft die fünfmalige Wimbledonsiegerin auf Maria Scharapowa aus Russland, die gegen Williams' Landsfrau Coco Vandeweghe nach 2:45 Stunden 6:3, 6:7 (3:7), 6:2 gewann. Von den bisherigen 19 Aufeinandertreffen mit "La Schara" entschied Williams 17 für sich. dpa

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