„Heilfroh, dass es nur fünf Stück waren“

Prag · Nach dem peinlichen 0:5 im EM-Halbfinale gegen Portugal herrschte bei der deutschen U21 dicke Luft. Äußerungen von Abwehrspieler Matthias Ginter warfen Fragen auf. Noch am Sonntag trat das Team die Heimreise an.

Nach der Schmach von Olmütz wollte die deutsche U21 nur noch nach Hause. "Ich bin jetzt 64 Jahre alt, habe genug Klatschen bekommen. Aber diese Klatsche bleibt haften", sagte DFB-Trainer Horst Hrubesch am Morgen nach dem peinlichen 0:5 (0:3) gegen Portugal. Noch am Mittag trat das geprügelte DFB-Team die Heimreise an, der Urlaub ruft. Und aufzuarbeiten gibt es nach der bitteren Lehrstunde im EM-Halbfinale genug. Von einer "Frechheit" sprach Emre Can, Kevin Volland von "Arbeitsverweigerung" und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gar von einer "Vorführung".

Für die größte Aufregung sorgte aber Weltmeister Matthias Ginter, der nach der Pleite offen seine Mitspieler kritisierte. "Einige müssen sich fragen, ob sie in der Vorbereitung alles so professionell gemacht haben, wie man es vor einem Halbfinale machen sollte", sagte Ginter nach der höchsten Niederlage der deutschen U21-Geschichte. Ein Satz, der nicht zufällig fiel, Ginter wiederholte ihn immer wieder.

Intern wurde gerätselt, wen und was Ginter genau meinte. "Wir haben nach dem Gruppenspiel gegen Tschechien Bilder vom Pizza-Essen gepostet. Aber ich glaube, man kann sich mal was gönnen, wenn man zwei Wochen nur Nudeln isst", sagte Emre Can. Hrubesch betonte, Ginters Äußerung sei einzig der Enttäuschung geschuldet. "Es ist absolut nichts vorgefallen. Ich wäre der erste gewesen, der das erfahren hätte", sagte der Trainer.

Passende Worte fand Can für seine eigene, über weite Strecken unterirdische Leistung. "Vielleicht habe ich vor dem Spiel gedacht, dass ich der Größte bin. Ich glaube, ich muss wieder auf den Boden kommen", sagte der 21-Jährige. Can war in den vergangenen Wochen mit Lob geradezu überschüttet worden, gegen Portugal war er wie der Großteil der Mannschaft ein Totalausfall. "Was wir abgeliefert haben, war eine Frechheit", sagte Can.

Trainer Hrubesch war am Ende "heilfroh, dass es nur fünf Stück waren. Es hätte auch schlimmer ausgehen können". In der Tat war der Mitfavorit gegen die technisch starken Portugiesen von Beginn heillos unterlegen, leistete sich Fehlpass um Fehlpass und sah tatenlos zu, wie der Titeltraum zerplatzte. "Heute hätte jede andere Mannschaft gegen uns spielen können, wir hätten trotzdem nicht gewonnen", sagte Leonardo Bittencourt. Der Mittelfeldspieler schaffte in Olmütz das seltene Kunststück, 25 Minuten nach seiner Einwechslung die Gelb-Rote Karte zu sehen. Es war das i-Tüpfelchen auf eine völlig verkorkstes Partie. "Ich bin schon stinkig ins Spiel gekommen. Mein Puls war da schon bei 300", sagte Bittencourt. Nach dem Spiel habe in der Kabine eine "Totenstille" geherrscht.

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