Bayerisches Motoren-Wunder

Hockenheim. Bruno Spengler schloss die Augen und musste erst einmal schlucken. Um ihn herum tobten seine Mechaniker und Fans. Doch der Kanadier selbst genoss den Moment ganz still. Es wirkte, als wolle er die ganze Magie des Augenblicks in sich aufsaugen

 Bruno Spengler genießt seinen vierten Saisonsieg im Deutschen Tourenwagen-Masters. Dadurch sicherte er sich zudem zum ersten Mal den Fahrertitel. Foto: dpa

Bruno Spengler genießt seinen vierten Saisonsieg im Deutschen Tourenwagen-Masters. Dadurch sicherte er sich zudem zum ersten Mal den Fahrertitel. Foto: dpa

Hockenheim. Bruno Spengler schloss die Augen und musste erst einmal schlucken. Um ihn herum tobten seine Mechaniker und Fans. Doch der Kanadier selbst genoss den Moment ganz still. Es wirkte, als wolle er die ganze Magie des Augenblicks in sich aufsaugen. Spengler hatte durch seinen vierten Saisonsieg im zehnten und letzten DTM-Rennen des Jahres die Comeback-Saison von BMW mit dem Gewinn des Fahrertitels gekrönt. Gleichzeitig sicherte er den Bayerischen Motoren-Werken den Sieg in der Hersteller-Wertung.Spengler hatte damit geschafft, was ihm noch vor wenigen Wochen niemand zugetraut hatte: 40 Punkte betrug Rückstand des Kanadiers zur Saisonhalbzeit. Doch buchstäblich auf der Zielgeraden fing er den seit Saisonbeginn führenden Mercedes-Piloten Gary Paffett noch ab. Aus den drei Punkten Rückstand vor dem Finale machte er einen Vorsprung von vier Zählern. Unmittelbar nach der Zieldurchfahrt schrie Spengler seine ganze Freude heraus. Über Funk grölte er den Queen-Klassiker "We are the Champions".

Es war ein ganz besonderer Erfolg für Spengler: Vier Mal hatte er in den vergangenen Jahren für Mercedes um den Titel gekämpft. Vier Mal hatte er ihn kurz vor dem Ziel verloren. Danach hatte er den Ruf weg, dass ihm in den entscheidenden Momenten die Nerven einen Streich spielen würden. Gestern belehrte er seine Kritiker eines besseren: Eiskalt schoss er mit einem brillanten Start an seinem großen Titel-Rivalen Paffett vorbei - und legte damit den Grundstein zum Sieg. Zwar holte Paffett im Laufe des Rennens Meter um Meter auf - doch Spengler hielt dem Druck stand und rettete trotz nachlassender Reifen einen Vorsprung von 2,2 Sekunden ins Ziel. "Es war ein sensationeller Tag", jubelte er: "Eine geile Saison. Im Moment kann ich es noch gar nicht richtig glauben. In den letzten Kurven hatte ich eine Gänsehaut am ganzen Körper."

Ausgerechnet Spengler, werden sie derweil bei Mercedes gedacht haben. Sieben Jahre saß der Kanadier in einem Mercedes, einen Titel holte er nie. Und nun fügte er seinem früheren Arbeitgeber in seiner ersten Saison für BMW eine der bittersten Niederlagen zu. Nach dem Desaster in der Formel 1 stehen die Stuttgarter auch in der DTM mit leeren Händen da. Paffett stand nach der Zieldurchfahrt völlig fassunglos neben seinem Auto: "Ich habe in der ganzen Saison einen Fehler gemacht - und das muss dann ausgerechnet beim letzten Rennen sein. Es fühlt sich furchtbar an." Beim Saisonauftakt vor einem halben Jahr hatte Mercedes das Rennen noch fast nach Belieben dominiert.

Nun aber gingen die Stuttgarter wie auch Vorjahres-Meister Audi komplett leer aus. Neben dem Fahrer-Titel gewannen die Münchner auch den Team-Titel (Schnitzer) und sicherten sich die Hersteller-Wertung - mehr geht nicht. Zumal es unmittelbar vor Saisonstart noch ganz anders ausgesehen hatte. Bei den letzten Testfahrten vor der Saison lag BMW noch so weit zurück, dass ein Renn-Ingenieur sagte: "Eigentlich brauchen wir bei den ersten Rennen gar nicht anzutreten." Dann aber gaben die Bayern Gas: Nach Volker Strycek (1984), Eric van de Poele (1987) und Roberto Ravaglia (1989) ist Spengler der vierte BMW-Fahrer, der sich die DTM-Krone sichern konnte. 1992 war der Hersteller aus der Serie ausgestiegen und erst in diesem Jahr zurückgekehrt.wip

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