Baufahrplan für den Ludwigspark

Saarbrücken. In einem ist sich die saarländische Politik weitestgehend einig: Das Saarland braucht ein zeitgemäßes Stadion. Daher beschloss die alte Regierung mit der Stadt Saarbrücken am 29. März 2011, das alte Ludwigsparkstadion (Baujahr: 1953) zu modernisieren. Auch die neue Regierung (wie immer sie auch aussehen mag) scheint hinter dem Projekt zu stehen

 Harald Schindel war zu Gast in der SZ-Redaktion. Foto: Becker & Bredel

Harald Schindel war zu Gast in der SZ-Redaktion. Foto: Becker & Bredel

Saarbrücken. In einem ist sich die saarländische Politik weitestgehend einig: Das Saarland braucht ein zeitgemäßes Stadion. Daher beschloss die alte Regierung mit der Stadt Saarbrücken am 29. März 2011, das alte Ludwigsparkstadion (Baujahr: 1953) zu modernisieren. Auch die neue Regierung (wie immer sie auch aussehen mag) scheint hinter dem Projekt zu stehen. Konzerte, Bundesliga-Fußball, Test-Länderspiele oder andere Großveranstaltungen sollen im modernen "Park" möglich sein. Die Stadt soll Bauträger sein, der Verein 1. FC Saarbrücken der Hauptmieter. 28 Millionen Euro stellen Stadt und Land insgesamt für das Großprojekt zur Verfügung. Der FCS soll Miete zahlen.Exakt ein Jahr nach dem "Ja" zum Stadion steigt die Stadt in die konkrete Planungsphase ein. Dazu hat sie sich vergangene Woche die Hilfe von "Profis gesichert", wie Saarbrückens Sportdezernent Harald Schindel (Die Linke) erklärt. Das Institut für Sportstättenberatung GmbH (IfS) hat den Auftrag erhalten, nötige Planungsarbeit zu übernehmen, eine sogenannte Machbarkeitsstudie zu erstellen (wir berichteten). "Das IfS hat hervorragende Referenzen", erklärt Schindel und verweist darauf, dass das IfS die Stadien in Frankfurt, Fürth, Mainz oder Hannover erfolgreich betreut hat. Gleichzeitig lässt die Stadt Verkehrs-, Lärm- und Baugutachten erstellen.

Die Machbarkeitsstudie enthält laut Schindel zum Beispiel eine Markt- und Bedarfsanalyse. Soll der Stadionname vermarktet werden? Wie groß soll das Stadion werden? In welchem Wettbewerb stünde das Stadion? Welche baurechtlichen Fragen sind zu beachten? Wie hoch ist das Zuschauerpotenzial? Darauf aufbauend, entwirft das IfS ein konkretes Nutzungskonzept. "Was passiert eigentlich in der Immobilie, ist hier die Frage", sagt Schindel: "Es ist wichtig, zunächst Antworten auf solche Fragen zu bekommen. Andere Kommunen haben diese Fragen auch gestellt - allerdings zu spät. Wir sind zur rechten Zeit bei den richtigen Leuten."

Neben den FCS-Spielen könnten laut Schindel Konzerte, Großveranstaltungen oder das Saarlandpokal-Finale im Stadion stattfinden. Auch Vereine wie die SV Elversberg oder der FC Homburg können dort ein Spielrecht erhalten, wenn Lizenzforderungen des DFB oder der DFL dies nötig machen sollten. "Solch ein Stadion ist eine 365-Tage-Immobilie", sagt Schindel und verweist auf das neue Mainzer Stadion, dessen Räumlichkeiten nahezu das ganze Jahr ausgebucht sind. Auch eine Betreiber-Lösung soll das IfS erarbeiten. "Eins ist aber klar", sagt Schindel, "das Stadion soll im Besitz der Stadt bleiben". Die Arena soll zum Beispiel an den FCS an Spieltagen vermietet werden: Dieser könnte wiederum zum Beispiel die Logen weitervermarkten. Die Antwort auf die Frage, ob während des Baus weitergespielt werden kann, soll das IfS liefern.

Sicher ist bereits jetzt, dass das Stadion mindestens vier Monate nicht nutzbar sein wird, wenn Rasen, Rasenheizung und Drainagen verbaut werden. In dieser Zeit müsste der FCS ausweichen. Ist er Drittligist, könnte er zum Beispiel in Elversberg spielen. Ist er Zweitligist, müsste "er nach Kaiserslautern oder Karlsruhe ausweichen, das schreibt der DFB so vor, da dort zweitligataugliche Stadien stehen. Das geht nicht anders", sagt der 50-jährige Sportdezernent. Das IfS hat auch den Auftrag, mit dem Hauptmieter zu sprechen, dort Potenziale abzuklopfen, um eine saubere Kosten-Nutzen-Rechnung aufzustellen. Aber auch, um zu sehen, ob der FCS in den Geschäftsbereichen Marketing und Vertrieb auch eine Modernisierung braucht - um ein Stadion gut zu füllen.

"Wenn das IfS im Oktober eine Studie vorlegt, wissen wir, was ins Stadion reinkommt und wie man es erreichen könnte. Wir wissen aber noch nicht, wie es im Detail aussehen wird", erklärt Schindel. Auf Grundlage der Studie wird die Stadt eine europaweite Ausschreibung vorbereiten, die der Stadtrat absegnen muss. Die Bau-Firma mit dem besten Angebot bekommt vom Stadtrat den Zuschlag. Schindel will neben dem Stadtrat auch die Fußball-Fans frühzeitig in die Planung mit einbeziehen und hofft, dass nach der Saison 2014/2015 erste Spiele im modernen "Park" stattfinden können. "Ein Stadion ist eine 365-Tage-

Immobilie."

Sportdezernent Harald Schindel

Am Rande

"Unsere Mannschaft hat sich stabilisiert und wir können auswärts eigentlich sowieso nur gewinnen", sagt Jürgen Luginger, Trainer des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken, vor dem Spiel an diesem Samstag um 14 Uhr bei RW Erfurt. Denn der FCS hat zum letzten Mal am 17. September 2011 auswärts gewonnen - 4:0 bei Arminia Bielefeld. Dass ihm mit Martin Forkel (Oberschenkelzerrung), Christian Eggert (Reizung am Fuß) und Manuel Stiefler (Fußprellung) drei angeschlagene Spieler nun doch zur Verfügung stehen, macht die Aufgabe beim Tabellensiebten nicht leichter. "Erfurt spielt nicht spektakulär, aber effektiv", sagt Luginger über den Gegner, bei dem die Ex-Saarbrücker Olivier Caillas und Julien Humbert sowie Smail Morabit, der für die Sportfreunde Köllerbach spielte, im Kader stehen. Morabits Einsatz ist wegen einer Verhärtung im Oberschenkel aber fraglich. cor

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