Toni Schumacher feiert runden Geburtstag Zum 65. wünscht sich der „Tünn“ den Aufstieg

Köln · Harald „Toni“ Schumacher feiert an diesem Mittwoch Geburtstag. Die Legende des 1. FC Köln war einer der besten deutschen Torhüter.

 Immer noch Bock auf Bock: Ex-Nationaltorwart Toni Schumacher ist beim 1. FC Köln fast so eine Ikone wie das Wappentier der Domstädter, der Geißbock. Beim „Effzeh“ ist Schumacher Vizepräsident und Rekordspieler.

Immer noch Bock auf Bock: Ex-Nationaltorwart Toni Schumacher ist beim 1. FC Köln fast so eine Ikone wie das Wappentier der Domstädter, der Geißbock. Beim „Effzeh“ ist Schumacher Vizepräsident und Rekordspieler.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Mit der Rente setzt sich Toni Schumacher noch nicht auseinander, auch wenn er am Aschermittwoch stolze 65 Jahre alt wird. „Nein, das ist kein Thema für mich, dafür läuft mein Motor noch zu sehr auf Hochtouren“, sagte der langjährige Fußball-Nationaltorhüter und heutige Vizepräsident des 1. FC Köln. Und außerdem: „Ich habe überhaupt keine Zeit, um älter zu werden.“

Gesundheitlich geht es ihm gut. Dass mal hier und da Zipperlein plagen, dass ihm die Knie weh tun und die Finger: „Natürlich, klar, die waren mehrfach gebrochen.“ Und dass er ein gesundheitliches Problem hat, das ihm in seiner aktiven Karriere als Fußball-Weltklassetorwart sicherlich wenig Vergnügen bereitet hätte: „Ich habe permanent eingeschlafene Füße.“ Das sei wie ein durchgescheuertes Elektrokabel. „Aber das habe ich im Griff. Zu meiner Frau habe ich mal gesagt: Weißt du, Schatz, wenn ich morgens mal aufwache und keine Schmerzen mehr habe, bin ich gestorben.“

Eine große Sause ist nicht geplant. „Ich feiere mit meiner Frau alleine. Ich werde sehr wahrscheinlich mit ihr essen gehen. Ich werde eingeladen – hoffe ich.“ Eine Fete mit vielen, die ihm nahestehen, soll vielleicht in einem Jahr folgen: „66 ist ja auch noch ein gutes Datum. Im Moment steht mir der Kopf aber nicht so sehr nach großartig feiern. Wir haben eine anstrengende Zeit, auch beim 1. FC Köln. Deshalb machen wir jetzt eine kleine Lösung.“ Sein größter Geburtstagswunsch ist der Wiederaufstieg des FC.

Schumacher war unter anderm zweimaliger Vize-Weltmeister, Europameister, türkischer Meister. Der gebürtige Dürener spielte die längste Zeit seiner Laufbahn für den 1. FC Köln, ist mit 422 Einsätzen in der Bundesliga Rekordspieler des Klubs, mit dem er 1978 deutscher Meister wurde und drei Mal den Pokal gewann (1977, 1978, 1983).

Sein großes Vorbild war Sepp Maier. „Dieser Ehrgeiz, den er ausstrahlte, diese wilde Entschlossenheit“, sagte Schumacher: „Das imponierte mir, so wollte ich auch sein.“ Wie entschlossen Schumacher zu Werke ging, ist vielen noch im Gedächtnis. Im WM-Halbfinale 1982 in Sevilla gegen Frankreich sprang er Patrick Battiston mit erhobenem Knie entgegen. Mit voller Wucht, ohne Rücksicht auf Verluste – Battiston wurde bewusstlos vom Platz getragen. Der Keeper selbst kommentierte das damals lapidar, er werde Battiston die Jacketkronen bezahlen. Später bedauerte er seine Aussagen.

In diesem Spiel wurde ausgerechnet Schumacher zum Helden, als er im Elfmeterschießen zwei Schüsse der Franzosen abwehrte und das deutsche Team ins Finale führte. Erst später versöhnten sich Schumacher und Battiston, das brachte dem „kölschen Tünn“ vor allem in Frankreich viel Sympathie ein.

Seine große Liebe aber ist und bleibt der FC. „Er ist mehr als ein Klub. Er ist für mich Heimat, mein Wohnzimmer“, hat Schumacher einmal gesagt. Und: „Meine Asche soll mal im Fünfmeterraum des Müngersdorfer Stadions verstreut werden.“ Umso schmerzhafter, dass er ausgerechnet bei seinem Herzensverein vor die Tür gesetzt wurde. Aufgrund seines Buches „Anpfiff“, in dem er viele Interna und nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Dinge ausplauderte, darunter auch das Thema Doping im Fußball ansprach, folgte 1987 der Rauswurf beim FC. Auch das Kapitel Nationalmannschaft war nach 76 Länderspielen abrupt beendet.

Schumacher wurde nach seiner sportlichen Karriere Torwarttrainer und Cheftrainer bei Fortuna Köln, wo ihn der damalige Präsident Jean Löring 1999 in der Halbzeitpause eines Zweitligaspiels beurlaubte.

 1986 wurde Toni Schumacher bei der WM in Mexiko Vize-Weltmeister, nur das Endspiel gegen Diego Maradonas Argentinier ging verloren.

1986 wurde Toni Schumacher bei der WM in Mexiko Vize-Weltmeister, nur das Endspiel gegen Diego Maradonas Argentinier ging verloren.

Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb/-

Erst 25 Jahre später, am 23. April 2012, kehrte Schumacher als Vizepräsident zum FC zurück. Das Wort der FC-Ikone hat rund um das Geißbockheim Gewicht. Gut möglich, dass Schumacher eines Tages auch das Amt des Präsidenten bekleiden könnte. FC-Manager Armin Veh jedenfalls stieß am Wochenende eine öffentliche Debatte an, als er von einem wenig reparablen Problem innerhalb des Vereins sprach. Dem Vernehmen nach soll Veh, der seinen Posten vor 15 Monaten angetreten hat, damit FC-Präsident Werner Spinner meinen. Im September stehen Vorstandswahlen an, und natürlich wird dann auch Toni Schumacher anwesend sein. 65 Jahre hin, 65 Jahre her. Der „Tünn“ hat eben noch keine Zeit für die Rente.

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