Bamberg muss durch eine Knochenmühle
Bamberg · Auf Brose Bamberg kommen echte Strapazen zu. 30 Spiele stehen nach einer Reform in der Euroleague schon vor den Playoffs auf dem Programm – eine enorme zusätzliche Belastung für den Basketball-Bundesligisten.
Es wird ruhiger in der Trainingshalle von Brose Bamberg . Die Basketbälle bleiben an den meisten Tagen im Schrank. Mit dem Start in die Euroleague beginnt für den deutschen Meister echter Stress, Zeit für intensive Einheiten ist nach der Reform des Wettbewerbs kaum noch da.
Spielen, fliegen, spielen, wieder fliegen, mit dem Bus fahren und spielen. So in etwa sieht das Programm der Bamberger in den kommenden Wochen und Monaten aus. Ab der neuen Saison treten in Europas Königsklasse 16 Teams im Format jeder gegen jeden an. Macht allein 30 Spiele ohne Playoffs - eine Herausforderung. "Wir werden in zwei Ligen spielen und müssen lernen, wie wir das hinbekommen", sagt Geschäftsführer Rolf Beyer. Der Kader um die Nationalspieler Elias Harris und Maodo Lo ist tief. Ansonsten wäre die enorme Belastung aus Bundesliga und Euroleague nicht zu bewältigen. Mindestens sechs Spiele mehr als in der Vorsaison stehen an.
Englische Wochen sind an der Tagesordnung. Vom Auftakt in der Euroleague heute (19.30 Uhr) in der Türkei bei Fenerbahce Istanbul bis zum Ende des Monats sind die Bamberger sieben Mal gefordert. Die längste Pause zwischen zwei Spielen beträgt drei Tage, drei Mal ist nur ein Tag frei. Der Rhythmus ähnelt dem der Knochenmühle NBA.
Bamberg nimmt die Aufgabe an. Jammern kommt nicht in Frage. "Es ist, wie es ist. Wenn man ein Problem sucht, wird man ein Problem finden", sagt Trainer Andrea Trinchieri zum nicht ganz einfachen Spagat zwischen zwei Wettbewerben. Und Geschäftsführer Beyer meint: "Die Euroleague ist das Schaufenster, in dem wir uns im Konzert der Großen präsentieren wollen. Das ist der nächste Schritt für unsere gesamte Organisation." Günstig ist die Europareise mit Spielen in neun verschiedenen Ländern nicht. "Für die Verstärkung des Teams und Reisen plus Organisationsauflagen ist ein zusätzlicher Betrag von einer Million Euro erforderlich", erklärt Beyer.
Läuft es sportlich perfekt, kommt Bamberg in allen Wettbewerben ins Endspiel und muss dabei in allen Serien über die maximale Distanz gehen, ergibt die Rechnung 89 Spiele. Das wird zwar nicht passieren, zeigt aber, was auf die deutsche Nummer eins rein theoretisch zukommen kann. Trinchieri wird rotieren und möglichst viele Spieler einsetzen müssen, damit die Ziele zu realisieren sind. Diese Ziele sind im Gegensatz zu den Begleitumständen gleich geblieben. "Auch wenn ich eher für Zurückhaltung stehe, wollen wir in der Bundesliga um die Meisterschaft spielen", sagt Beyer. Das Team ist derzeit noch unbesiegt.
In Europa soll mit dem Erreichen der K.o.-Runde der besten Acht, was bisher noch keine deutsche Mannschaft geschafft hat, der nächste Schritt gelingen. Dazu muss mindestens Platz acht in der 16er Gruppe her. Ein weiter Weg mit weiten Wegen.