Ballas hat eine neue Schrittfolge gefunden

Saarbrücken · Der Saarbrücker zählt zu den besten Innenverteidigern der 2. Bundesliga. Bei Dynamo Dresden startet der 24-Jährige richtig durch.

Der Karriereweg von Florian Ballas erschien lange wie eine einfache Schrittfolge. Der Fußball-Profi machte einen Schritt vor, einen zurück, wieder einen vor. Mit diesem Laufweg hat Ballas viel erreicht. Derzeit gehört der 24-Jährige von Dynamo Dresden zu den besten Abwehrspielern der 2. Bundesliga.

Nürnberg, Hannover, Saarbrücken, wieder Hannover, Frankfurt, Dresden - nach wenigen Jahren als Profi hat Ballas schon einige Stationen hinter sich. Andererseits hat es ihn viel Zeit gekostet, sich durchzusetzen. "Es war schon prägend für mich, dass ich für alles ein Stückchen länger gebraucht habe als andere", sagt er.

Ballas ist Jugendspieler, als er diese Erfahrung zum ersten Mal macht. In der B-Jugend wechselt der Junge aus Scheidt vom 1. FC Saarbrücken zum 1. FC Nürnberg. Nach nur vier Monaten kehrt Ballas zurück ins Saarland. Der Club bietet ihm an, später wieder zurückzukehren. Das wird er tun, doch für eine Weile spielt Ballas wieder für den FCS.

Bis er nach Franken ging, besuchte Ballas eine Sportklasse am Rotenbühl-Gymnasium. Lothar Altmeyer kam im selben Jahr an die Schule wie er. Als Lehrer. Heute leitet Altmeyer den Sportzweig der "Eliteschule des Sports". "Florian war immer extrem ehrgeizig", erinnert sich Altmeyer: "Er wäre auch ein guter Mehrkämpfer geworden." Als 13-Jähriger gewann Ballas die Saarlandmeisterschaft in gleich zwei Disziplinen: Hoch- und Weitsprung. Altmeyer hat seinen ehemaligen Schüler nicht aus den Augen verloren: "Es geht eben nicht immer geradlinig im Sport", meint er: "Viele erleben eine Berg- und Talfahrt nach oben. Bei Florian hat die Gesamtrichtung aber immer gestimmt."

Beim zweiten Anlauf in Nürnberg geht dann alles ganz schnell. Mit 18 Jahren trainiert Ballas bei den Profis. Saarländer gibt es mehrere beim Club. Allen voran: Mike Frantz und Philipp Wollscheid, dessen wundersamer Aufstieg gerade beginnt. Auf der Position von Ballas.

Spielen wird das Talent ausschließlich bei den Junioren und in der Regionalliga-Mannschaft. Hier fördert ihn Dieter Nüssing, ein Ex-Profi, dem Ballas einst in Saarbrücken aufgefallen war. Ballas gerät in eine Zwickmühle: Der Verein will mit ihm verlängern - aber keinen Kaderplatz bei den Profis garantieren. "Ich wäre gerne in Nürnberg geblieben", sagt er im Rückblick. Aber bei Hannover 96 sieht er bessere Perspektiven.

In Niedersachsen steht Ballas nach kurzer Zeit vor dem Schritt in die Bundesliga. "Ich habe in der Vorbereitung jedes Spiel gemacht", erinnert er sich. Dann knickt der Neuzugang um, fällt länger aus. Ballas weiß: "Als junger Spieler muss man sich dann wieder ganz, ganz hinten anstellen." Vor, zurück. Eben seine Schrittfolge bis dahin. Bis zum Winter setzt ihn Trainer Mirko Slomka nicht mehr ein. Spielpraxis erhält der Verteidiger in der U23. Dann will ihn der 1. FC Saarbrücken ausleihen, für den Abstiegskampf in der 3. Liga. Es ist die legendäre Einkaufstour des damaligen Sportchefs Milan Sasic. Unter den vielen Neuzugängen sind einige verlorene Söhne: Lukas Kohler, Patrick Schmidt, Manuel Zeitz. Alles ehemalige FCS-Junioren. So wie Ballas, für den der Wechsel unerwartet zur Hängepartie wird. Denn bei Hannover 96 übernimmt Tayfun Korkut im Januar 2014 das Traineramt von Mirko Slomka. Ballas muss wieder nach Hannover. "Korkut wollte sich ein Bild von mir machen. Das kam auch für mich sehr überraschend", sagt er.

Doch Ballas kommt noch nach Saarbrücken und erlebt die Rückrunde umso intensiver. Der "Saarbrücker Junge" verpasst nur eine einzige Partie, ist "froh und stolz, die Stadt, aus der ich komme, zu vertreten". Doch der Sturz in die 4. Liga lässt sich nicht verhindern. Spricht Ballas über dieses halbe aus Vereinssicht so desaströse Jahr, tut er das zum Teil wie ein Fan: "Der Abstieg hat mir sehr, sehr wehgetan." Aber als Profi sieht er auch die andere Seite: "Für meine persönliche Entwicklung war diese Zeit Gold wert."

Zurück in Hannover, muss Ballas mit Pfeifferschem Drüsenfieber wieder lange zusehen. Er macht nur ein einziges Spiel für die Profis - im Oktober 2014, beim Pokal-Aus in Aalen (0:2). In der Winterpause geht er in die 2. Liga zum FSV Frankfurt. Mit Hanno Balitsch und Björn Schlicke hat Ballas Routiniers vor sich, deren Abschiede bevorstehen. "Ich wusste von vornherein, wo ich dran bin, dass ich auf meine Chance warten muss", sagt er.

Seitdem hat Ballas keinen Schritt mehr zurück gemacht. Im zweiten Jahr in Frankfurt etabliert sich der Saarländer in der Liga, obwohl es für seine Mannschaft nicht zum Klassenverbleib reicht. Deshalb muss er differenzieren: "Für mich ist alles nach Plan gelaufen - bis auf den Abstieg."

Der VfB Stuttgart denkt über den Abwehrspieler nach, Dynamo Dresden verpflichtet ihn. Seit August 2016 wohnt Ballas in der Dresdner Altstadt. "Die ganze Stadt lebt den Verein, egal, wo man hingeht." Mittags beim Italiener, auf der Straße, überall ist Dynamo präsent. So hat er das nirgendwo erlebt. Dass er statistisch zu den besten Verteidigern gehört? Das freut Ballas. Aber er nutzt die Daten nicht zur Eigenwerbung. Eher stellt er sie in Frage. Jeder sehe einen Zweikampf anders. Wichtiger ist: "In der 2. Liga bin ich auf jeden Fall angekommen." Und auf Dauer soll es das nicht gewesen sein. Ballas hat sich an seine neue Schrittfolge gewöhnt. Immer nur nach vorne.

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