DM-Finale im Ringen Badusch glaubt an das nächste Wunder

Saarbrücken · Der KSV Köllerbach muss im Final-Rückkampf gegen Wacker Burghausen am Samstagabend in Völklingen zwölf Punkte aufholen.

Die Pudelmütze tief bis über beide Ohren gezogen, die Hände zu Fäusten geballt in die Manteltaschen gestopft – so stapfte Timo Badusch am Samstag vor einer Woche durch den Neuschnee in Burghausen zum Mannschaftsbus. Wut. Enttäuschung. Ärger. Verzweiflung. All das war dem Gesicht des Vize-Kapitäns des KSV Köllerbach abzulesen. Den eigenen Kampf gegen Michael Widmayer überraschend verloren. Mit der Mannschaft auch dadurch mit zwölf Punkten gegen Wacker Burghausen im Hintertreffen. All das nagte am 28-jährigen Polizeibeamten nach der 6:18-Niederlage im Final-Hinkampf um die Deutsche Ringer-Mannschaftsmeisterschaft. „Timo hängt mit dem Herzen am Sport und am Verein“, sagt Thomas Geid, der Mannschaftsverantwortliche beim KSV, noch in der Halle, „darum schmerzen ihn solche Abende ganz besonders.“

Szenenwechsel. Dienstagvormittag, Hermann-Neuberger-Sportschule Saarbrücken. Trotz leichter Halsschmerzen trainiert Badusch wieder. Und kann auch wieder lachen. „Mach’ schnell, ich muss zum Hechelkurs“, sagt er im Hinblick auf die anstehende Geburtsvorbereitung. In sechs Wochen soll der erste Sohn geboren werden. Die Vorfreude ist spürbar. Der Ärger vom Wochenende ist aufgearbeitet. „Ich war am Samstag heftig frustriert, körperlich müde, auch im Kopf erschöpft“, erzählt der Köllerbacher, „wir hatten mit einem anderen Ergebnis gerechnet. Wir waren gut ein- und aufgestellt, aber wir haben es einfach nicht auf die Matte bekommen. Mit dieser Mannschaft kannst du einfach ein besseres Ergebnis holen.“ Doch die Kleinigkeiten, die eine Woche zuvor noch zum Halbfinal-Sieg über Adelhausen geführt hatten, liefen diesmal gegen die Saarländer. „Ein einziger Kampf, eine einzige Wertung kann im Ringen alles verändern“, sagt Badusch, „plötzlich bekommt man positive Energie, macht den nächsten Punkt. Die ganze Mannschaft spürt das, dann wird aus Depression Tatendrang.“

Dass eine derartige Eigendynamik möglich ist, weiß Badusch. Auch dass es in der Hermann-Neuberger-Halle in Völklingen möglich ist. 2007 ging an der Stelle, wo an diesem Samstag um 19.30 Uhr der Finalrückkampf beginnen wird, der Stern des Timo Badusch auf. Im Finale gegen Luckenwalde. „Die waren mit einem Starensemble angereist. Weltmeister. Europameister. Olympiateilnehmer. Nach zwei Kämpfen lagen wir zurück. Ich war dran in 66 Kilo griechisch-römisch“, beginnt Badusch zu erzählen. Mit jedem Satz steigt die Begeisterung in seinen Augen, wird die Gänsehaut beim Zuhörer größer. „Mein Gegner war Venelin Venkov, Vize-Europameister und absolute Weltklasse. Ich kam gerade aus den Kadetten. Ich wollte erst garnicht auf die Matte gehen. Doch mein Idol Albert Nourov hat mich beruhigt. Er hatte im Jahr davor knapp mit 2:3 gegen Venkow verloren.“

Die erste Runde ging überraschend mit 2:1 an Badusch, in der zweiten führte Venkov mit 3:0. „Ich kam in die Oberlage, bekam ihn zu greifen und wusste: Es geht.“ Ausheber. Überwurf. Fünf Punkte für Badusch mit einer Technik, die bis heute sein Markenzeichen ist. Dem Sieg für den „Rotzlöffel aus Köllerbach“ folgte der Titel für den KSV.

Ein zweites Wunder könnten am Samstag bis zu 3000 Zuschauer miterleben. Der Vorverkauf verlief trotz der Hinkampfniederlage ordentlich. „Resttickets gibt es an der Abendkasse“, sagt KSV-Schatzmeister Claudio Comparetto. „Die Mannschaft hat sich eine volle Halle verdient“, sagt Geid, „nicht nur, weil es das Finale ist, sondern weil wir mit einem kleinen Kader eine tolle Runde gekämpft haben.“ Und weil der „elfte“ Mann im Ringen oft entscheidend war. „Wenn du rauskommst und die Leute schreien, das ist wie Adrenalin pur in die Venen gespritzt“, sagt Badusch, „wir wollen zeigen, dass Ringen eine spektakuläre Sportart ist. Wir wollen die Zuschauer mitreißen. Und eines ist klar: abgerechnet wird nicht nach dem Hinkampf, sondern am Schluss.“

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