Zweimal EM-Gold, einmal EM-Silber Ein Tag für die Badminton-Historie
Madrid/Saarbrücken · Nationalspieler vom Olympiastützpunkt in Saarbrücken gewinnen zwei EM-Titel und eine weitere Silbermedaille.
Der 30. April 2022 geht in die Geschichte des deutschen Badmintonsports ein. Der vergangene Samstag war der Tag, an dem Isabel Lohau vom 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim, der in Dudweiler geborene Marvin Seidel, sein Teamkollege Mark Lamsfuß vom 1. BC Wipperfeld und die künftig für den BCB in der Bundesliga aufschlagende Linda Efler für den größten Erfolg des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) seit 50 Jahren bei Europameisterschaften sorgten. Gold durch Lohau/Lamsfuß im Mixed, Gold durch Seidel/Lamsfuß im Herrendoppel, Silber durch Lohau/Elfer im Damendoppel – diese Ausbeute machte den DBV zur erfolgreichsten Nation bei der EM im spanischen Madrid. Alle vier trainieren am Olympiastützpunkt in Saarbrücken.
„Das ist ein unglaubliches Gefühl. Ich glaube, ich kann es noch nicht so richtig realisieren“, sagte Lamsfuß nach der zweiten Siegerehrung. Der 28-Jährige ist der erste Spieler seit 2002, der bei einer EM gleich zwei Goldmedaillen holte. Vor 20 Jahren gelang dies zuletzt dem Dänen Jens Eriksen im Herrendoppel und im Mixed. Mit Lohau gelang Lamsfuß der Triumph im Finale gegen Thom Gicquel/Delphine Delrue (Frankreich), die in der Weltrangliste als Elfte vier Plätze vor den Deutschen platziert sind. Noch nie hatten sie die Franzosen schlagen können – am Samstag beim 16:21, 22:20 und 21:16 war es dann endlich soweit. „Wir standen schon mit dem Rücken zur Wand, aber im dritten Satz hatten wir mehr Selbstvertrauen, waren mutiger, haben mehr agiert statt reagiert. Ich glaube, das hat letztlich den Unterschied gemacht“, sagte Lohau. Die 30-Jährige hatte mit Lamsfuß 2018 und 2021 schon jeweils EM-Bronze gewinnen können.
EM-Silber hatte Marvin Seidel an der Seite von Lamsfuß im Herrendoppel schon 2021 gewonnen – oder besser formuliert Gold verloren. Denn bei der EM in der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurde den beiden die Goldchance genommen, weil Lamsfuß sich vor dem Finalspiel gegen die Russen Vladimir Ivanov/Ivan Sozonov eine Corona-Infektion zugezogen hatte. Die Erinnerungen an das verpasste Finale von Kiew seien „kurz aufgepoppt“, erzählte Lamsfuß, „aber ich war einfach glücklich, dass ich diesmal die Chance hatte, zu spielen.“
Der 26 Jahre alte Seidel, der beim KV St. Ingbert das Badmintonspielen erlernt hat und vor gut einer Woche mit Lamsfuß und dem 1. BC Wipperfeld erstmals deutscher Mannschaftsmeister gegen seinen alten Verein 1. BC Bischmisheim wurde, sah es ähnlich: Es ist sehr schön, dass wir die Chance, die uns im Vorjahr genommen wurde, nutzen konnten.“ Und wie sie sie nutzten: Die Schotten Schotten Alexander Dunn/Adam Hall waren gegen die Deutschen beim 17:21, 16:21 ohne echte Chance. Als Hall sich beim Matchball von einem hohen Aufschlag von Lamsfuß überraschen ließ und den Ball ins Netz schlug, sank Seidel auf die Knie, breitete die Arme aus und schrie seine Freude mit einem lauten „Jaaaaa“ heraus.
Die Silbermedaille für Lohau und Efler im Damendoppel rundete den Historien-Samstag in Madrid ab. Gegen die bulgarischen Titelverteidigerinnen Gabriela und Stefani Stoeva, die Nummer neun der Welt, verloren Lohau/Efler mit 14:21, 10:21. „Das war eine verrückte Woche für uns“, sagte die 27-jährige Efler, „die Stoevas waren einfach besser, das war vielleicht noch ein Level zu hoch.“ Aber daran lässt sich ja arbeiten – am allerbesten offensichtlich am Olympiastpützpunkt in Saarbrücken.