„Bach lügt die Welt an“

Hamburg · Die Kritik an Thomas Bach wird heftiger. Robert Harting und nun auch Claudia Pechstein wünschen sich den Rücktritt des IOC-Präsidenten. Unterdessen muss sich das IOC auf eine Klagewelle russischer Athleten einstellen.

Nach seiner scharfen Verbalattacke auf Thomas Bach , den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), erhält Robert Harting viel Zuspruch von anderen deutschen Olympia-Startern. Zudem legt sich nun auch Eisschnellläuferin Claudia Pechstein mit dem mächtigsten Mann des Weltsports an.

"Bach hat sich in meinen Augen politisch kaufen lassen", sagte Pechstein gestern: "Er lügt die Welt an, wenn er öffentlich predigt, es gelte für jeden Sportler die Unschuldsvermutung." Den IOC-Beschluss, Russland trotz eines systematischen und staatlich geschützten Dopingsystems in Rio de Janeiro starten zu lassen, bezeichnete die Berlinerin als "feige Entscheidung".

Zuvor hatte Harting massive Kritik geäußert und Bach direkt angegriffen. "Er ist für mich Teil des Doping-Systems, nicht des Anti-Doping-Systems", hatte der Berliner am Dienstag in seinem Trainingslager in Kienbaum gesagt. Starke Worte, die für Aufsehen gesorgt haben. "Die Heftigkeit seiner Reaktion zeigt, wie sehr den Athleten dieses Thema unter den Nägeln brennt", sagte Ruderer Christian Schreiber, Vorsitzender der Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes. Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste meinte: "Ich respektiere und mag Robert, weil er sagt, was er denkt. Das gibt es im Sport zu selten." Viele andere Athleten wollten sich nicht dazu äußern. Harting muss nach seinen Aussagen keine persönlichen Konsequenzen durch das IOC fürchten, obwohl Bach seine Aussagen als "nicht akzeptabel" bezeichnet hatte. Das bestätigte das IOC gestern.

Unterdessen hat der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) eine Sondererlaubnis zum Olympia-Start gesperrter Sportler - unter anderem Stabhochsprung-Star Jelena Issinbajewa - verweigert. Einen entsprechenden Antrag habe IAAF-Chef Sebastian Coe abgelehnt, sagte Russlands Sportminister Witali Mutko. Einzig Weitspringerin Darja Klischina erhielt die Startberechtigung, da sie schon lange in den USA lebt und nicht dem korrumpierten Kontrollsystem unterlag.

Andere russische Sportler wie Schwimmerin Julija Jefimowa wollen juristisch gegen ihren Bann vorgehen. "Wir reichen wohl am 29. Juli Klage beim Internationalen Sportgerichtshof CAS ein", sagte Anwalt Artjom Pazew. Ähnliches plane der russische Ruderverband nach dem direkten Ausschluss von drei Sportlern, teilte Verbandschef Weniamin But mit. Zudem war 19 weiteren Ruderern der Rio-Start verweigert worden. Dreispringerin Jekaterina Konewa sagte, sie wolle mit einer Klage notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Staßburg ziehen.

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