Babbels Revanche-Gelüste

Zuzenhausen · Hoffenheims Trainer Markus Babbel will nicht verbergen, dass er mit Hertha BSC eine offene Rechnung zu begleichen hat. Morgen will er dies mit einem Sieg tun. Das würde für die Berliner den Abstieg bedeuten.

Mit anhaltenden Sticheleien versucht Markus Babbel, seinen Ex-Verein Hertha BSC im Abstiegskampf zu verunsichern. Foto: Caroline Seidel dpa

Zuzenhausen. Der Blick war entschlossen geradeaus gerichtet. Dazu hat sich Markus Babbel eines sehr strammen Schrittes bedient, um in den Pressekonferenzraum des Trainings- und Geschäftsstellenzentrums von Zuzenhausen zu gelangen. Der Fußball-Lehrer und die Kicker von 1899 Hoffenheim spielen morgen am letzten Bundesliga-Spieltag für Hertha BSC "das Zünglein an der Waage" (O-Ton Babbel). Und Berlins ehemaliger Trainer hat keinen Hehl daraus gemacht, dass er das für "eine wunderbare Konstellation" hält.Babbel hat nicht verwunden, dass er nach einem bizarren Streit mit Manager Michael Preetz aus Berlin davongejagt wurde - als der Club den 39-Jährigen im Dezember vergangenen Jahres entließ, stand die "alte Dame" mit 20 Punkten bestens da. Platz elf. "Ich war überzeugt von der Mannschaft, von unserer Arbeit. Wir hatten überhaupt keine Bedenken, die Klasse zu halten", erklärt Babbel. Umso surrealer erscheinen ja die Gräben, die sich zwischen Trainer und Manager über das kommunizierte Scheitern einer Vertragsverlängerung auftaten.

Der Zwist mündete in gegenseitige Bezichtigungen der Lügen beim Bundesliga-Spiel am 17. Dezember bei der TSG 1899 Hoffenheim (1:1). Jener Club, dem Babbel seit Februar erst als Trainer, dann in einer Doppelfunktion als Trainer und Manager vorsteht: "Ich bin nicht schadenfroh, aber wir wollen in Berlin gewinnen." Deshalb betätigt sich der Mann, der sich am linken Arm einen Axt schwingenden Wikinger mit Hertha-Fahne hat tätowieren lassen, auch als Einpeitscher für jene Kicker im Kraichgau, die es sich gemeinhin gerne zur Unzeit gemütlich machen. Am Mittwoch schickte Babbel seine Spieler auf den Konditionshügel, gestern wurde geheim trainiert - was tut man nicht alles, um eine offene Rechnung zu begleichen.

Der gebürtige Münchner sagt offen, dass er zwar Intimfeind Preetz und notgedrungen auch dessen Unterstützer, Präsident Werner Gegenbauer, die Hand geben werde ("Ich bin ein höflicher Mensch"), doch zu bereden gäbe es rein gar nichts mehr. "Jedes Wort darüber ist zu viel", konstatierte Babbel nur, der bei Hertha BSC die nötige Demut vermisst: "Nach einem Sieg wird dort von der Champions League geredet, nach einer Niederlage vom Abstieg." Wenn letzteres Szenario eintritt, sind das von Preetz verantwortete Missmanagement mit der Notlösung Michael Skibbe und dem überforderten Notretter Otto Rehhagel daran schuld. "Wer nur acht Punkte in der Rückrunde holt, steigt verdient ab", sagt Babbel.

Gegenspieler Preetz hat es übrigens vermieden, verbale Gegentreffer anzubringen - angeblich wollen sich Berlins Verantwortungsträger erst bei der Mitgliederversammlung am 29. Mai erklären. Stattdessen sind Juristen in Stellung gebracht, die überwachsen sollen, dass Babbel seine Verschwiegenheitsklausel nach seiner Entlassung nicht bricht. Auch deshalb wohl hat Hoffenheims Trainer gestern insistiert, beim Hertha-Abstieg wäre er "traurig, das ist ein toller Verein".

Viel ernster dürfte es Babbel damit sein, das Ziehkind des Milliardärs Dietmar Hopp nach vorne zu bringen. Neben den begabten Zweitliga-Kräften Kevin Volland (1860 München) und Stephan Schröck (Greuther Fürth) hat er Matthieu Delpierre (VfB Stuttgart), Eren Derdiyok (Bayer Leverkusen) und Tim Wiese (Werder Bremen) zu 1899 Hoffenheim gelockt.

Meinung

Will Babbel der Hertha helfen?

Von SZ-RedakteurMichael Kipp

Markus Babbel tritt übelst gegen seinen Ex-Verein nach. Hoffenheims Trainer wünscht der Hertha den Abstieg, verspricht, dass seine Mannschaft morgen den Berlinern endgültig das Licht in Liga eins ausknipst. Die Frage nach dem "Warum" ist auf den ersten Blick leicht beantwortet: Babbel wurde im Winter bei der Hertha gefeuert. In einer unvergleichlichen Schlammschlacht drohte jegliche Glaubwürdigkeit abzusaufen, es war eine bizarre Trennung.

Und deshalb hetzt Babbel jetzt gegen ganz Berlin? Könnte sein - aber irgendwie passt dieses Verhalten nicht zu ihm. Vielleicht will er die Hertha, deren Wappen er tätowiert hat, einfach nur vereinen, will sie reizen, weil er weiß: Das ist die einzige Chance für die Hertha, den Abstieg zu vermeiden.