„Außer Uwe könnt ihr alle gehen“

Hamburg · Nichts war es mit dem „Uwe-Seeler-Effekt“: Hamburg hat am 80. Geburtstag der Club-Ikone erneut eine desolate Vorstellung abgeliefert. Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang zerlegte den HSV im Alleingang.

Uwe Seeler wollte sich seinen 80. Geburtstag vom desolaten HSV nicht verderben lassen. "Hamburger geben nicht auf", sagte das Club-Idol des Bundesliga-Dinos trotzig. Seeler war an seinem Ehrentag Zeuge einer erneut abstiegsreifen Vorstellung seines Herzens-Clubs. "Ich bin natürlich enttäuscht und hätte mir ein paar weniger Geschenke für die Dortmunder in der ersten Spielhälfte gewünscht", sagte der Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach der 2:5 (0:3)-Niederlage des Hamburger SV am vergangenen Samstag gegen Borussia Dortmund .

Seeler sprach im Sinne des hilflosen Trainers Markus Gisdol. Vier Niederlagen in fünf Liga-Spielen unter seiner Leitung, kein Sieg - der Nachfolger von Bruno Labbadia fühlte sich bereits bemüßigt, beim Tabellenletzten den Überlebenskampf auszurufen. "Es ist für die Mannschaft und den Verein eine sehr schwere Situation", sagte Gisdol. Die Erwartungshaltung vor der Saison sei in einem "nicht angemessenen Maße" aufgebaut worden: "Die Realität heißt mit unserer Mannschaft nichts anderes als reiner Existenzkampf." Mit einem Kader, der für 33 Millionen Euro verstärkt worden ist.

Nichts war es gewesen mit dem "Uwe-Seeler-Effekt", auf den der Club an diesem besonderen Tag gesetzt hatte. Nach dem Schwelgen in früheren, erfolgreichen Zeiten bei der Gratulation für die HSV-Ikone vor dem Spiel, wurde den Fans danach die Brutalität der Gegenwart vorgeführt. "Es ist nicht so einfach, stabil zu bleiben und die Richtung vorzugeben", sagte Gisdol am Tag nach dem Debakel: "Wenn jetzt in Hamburg schon wieder der Trainer schuld sein soll, wäre es etwas komisch. Wir überprüfen uns aber auch täglich und wissen, dass wir es hinbekommen." Das sah am Samstag nicht so aus. Insbesondere vom Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang, der viermal traf (4., 23., 27., 48. Minute), wurde die überforderte Defensive des Tabellenletzten vor unlösbare Probleme gestellt. "Außer Uwe könnt ihr alle gehen", skandierten die HSV-Fans schon vor der Pause.

Aubameyang profitierte von Fehlern von Torhüter René Adler , Kapitän Johan Djourou, des erfahrenen Emir Spahic und von Cleber. "Ich kann ihnen nicht den Kopf runterreißen, weil sie es nicht mit Absicht machen", sagte Gisdol, dessen taktische Umstellung in der Defensive auf eine Dreierkette nicht funktionierte. Einziger Lichtblick war Nicolai Müller, der sich mit einem Doppelpack (55., 81.) wie Dortmunds Ousmane Dembélé (76.) noch in die Torschützenliste eintrug.

Selbst bei Daueroptimist Seeler schwindet die Hoffnung. Der HSV habe "keine gute Mischung, nur Suppe", hatte er zuletzt in der Analyse des Kaders gesagt: "Ich habe schon ein bisschen Fladder."

Die Verantwortung für den Niedergang trägt Dietmar Beiersdorfer , der gestern erneut den Rücktritt ausschloss. "Ich stelle mich der Verantwortung und werde es auch in Zukunft tun", sagte der Vorstandschef, dem ein Sportdirektor an die Seite gestellt werden soll. Nach der Absage von Nico-Jan Hoogma gilt Jens Todt (Karlsruher SC ) als heißer Kandidat. Horst Heldt (zuletzt FC Schalke 04 ) soll laut Medienberichten dagegen kein Thema mehr sein.

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auf einen blick Pierre-Emerick Aubameyang hat sich für seine unerlaubte Reise entschuldigt. "Ich habe eingesehen, dass ich mit meinem Trip nach Mailand einen Fehler gemacht habe", sagte der Gabuner am Samstag nach dem 5:2-Sieg von Borussia Dortmund beim Hamburger SV . Aubameyang hatte vier Tore erzielt und nach seinem ersten Treffer mit Trainer Thomas Tuchel gejubelt und ihn umarmt. Der Angreifer war am Montag mit Freunden in einem Privatjet nach Italien geflogen und offenbar verspätet am Dienstag zum Treffpunkt seiner Mannschaft erschienen. Daraufhin war er aus dem Kader für das Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen Sporting Lissabon (1:0) gestrichen worden. dpa

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