Außenseiter gegen geballte Weltklasse

Saarbrücken · Die Turner der TG Saar wollen ihre starke Bundesliga-Saison morgen in Karlsruhe mit dem vierten Meistertitel krönen. Favorit im Endkampf ist aber die KTV Straubenhardt um ihren Star Marcel Nguyen.

Vize-Meister sind sie schon. Was jetzt kommt, ist Zugabe. Wenn die Turner der TG Saar morgen um 17.30 Uhr in der Karlsruher Messehalle 2 gegen die KTV Straubenhardt um den Titel kämpfen, ist die Chance auf das vierte Gold nach 1981, 1982 und 2012 da - und die Ausganglage klar: Mannschaftsgeist trifft Weltklasse. Nervenstarke Saarländer fordern den Favoriten heraus, der zum Sieg verdammt ist. Das ist genau das "Wetter" von Thorsten Michels. "Ich sehe uns in der Außenseiter-Angriffsposition gegen den FC Bayern München im Turnen. Eine Rolle, die uns liegt", sagt der TG-Saar-Vorsitzende.

Die hohe Qualität im badischen 15-Mann-Kader ist unbestritten. Trotzdem bleibt Viktor Schweizer cool. "Der Glücklichere gewinnt. Meine Aufgabe ist es, die Jungs zu bremsen. Stabile Übungen sind wichtig", betont der Trainer der TG Saar . Nationalturner Waldemar Eichorn stimmt zu und ergänzt: "Nur wenn wir weit hinten liegen, werden wir alles riskieren."

Fakt ist: Dies kann passieren. Wenn Daniel Popescu, Anton Fokin und das Nationalmannschafts-Trio Andreas Bretschneider, Lukas Dauser und Marcel Nguyen sauber durchturnen, wird es eng. Michels wollte es im Vorfeld genauer wissen. "Ich habe alle Ausgangswerte zusammengerechnet. Wenn kein Team patzt, verlieren wir mit drei Punkten", sagt der TG-Saar-Chef, aber er weiß: Das kommt im Turnen nie vor. Deshalb zählen im Finale neben Können auch Tagesform und Nervenstärke.

Und hier hatten die Saarländer gegen Straubenhardt oft die Nase vorn. Zuletzt im Mai beim 35:34-Heimsieg in der Bundesliga, aber vor allem 2012 in Berlin im Titel-Finale, als sich das Kopf-an-Kopf-Duell erst am Reck entschied. Ausgerechnet Straubenhardts Olympia-Star Nguyen verpasste damals die Stange und klatschte auf die Matte. Anton Fokin gewann das direkte Duell und sicherte der TG Saar den dritten Titel.

Mehrkampf-Ass Fokin kann auch bei der Neuauflage wichtige Impulse setzen. Mit dem Beifall der saarländischen Fans, die mit zwei Bussen anreisen, darf er nicht rechnen. Denn jetzt turnt der Usbeke für die Schwaben und direkt gegen Oleg Wernjajew, der sich auf das Duell mit seinem Vorgänger auf der Ausländer-Position freut. Dem 22 Jahre alten Mehrkampf-Europameister und Weltcup-Sieger, Barren-Vize-Weltmeister und Top-Punktesammler der Deutschen Turnliga fehlt in seiner imposanten Jahresbilanz noch eine Trophäe. "Der deutsche Meistertitel mit der Mannschaft. Und den will ich mit der TG Saar gewinnen - unbedingt", sagt Wernjajew, der seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert hat. Das hatte die TG Saar am Mittwoch bekannt gegeben. "Die Terminwahl war kein Zufall und ein psychologischer Stich für den Gegner - der ist dafür anfällig", sagt Michels. Er denkt an einen ähnlichen Schachzug im Meisterjahr 2012 zurück. Im unbedeutenden letzten Liga-Duell in Straubenhardt schonte die TG Saar damals die Leistungsträger und nahm eine 14:70-Niederlage in Kauf. Im Finale eine Woche später trat die Bestbesetzung an die Geräte. Der große Favorit war verunsichert. Der Rest ist bekannt.Marcel Nguyen ist der Star der KTV Straubenhardt, des Gegners der TG Saar morgen im Finale um die deutsche Meisterschaft. Aber Straubenhardt hat nicht nur Nguyen in seinen Reihen. Foto: von erichsen/dpa

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Auf einen BlickNeben der TG Saar hat das Saarland an diesem Samstag in Karlsruhe zwei weitere Eisen im Feuer. Ab 14 Uhr kämpfen Pauline Schäfer und Schwester Helene um den Titel bei den Frauen. Mit dem Bundesligisten TuS Chemnitz-Altendorf haben sich die Schäfers für das "Final 4" qualifiziert. "Nach einem wettkampfreichen Jahr ist die Luft etwas raus", gesteht Pauline, die bei der WM in Glasgow am Schwebebalken sensationell Bronze gewann: "Wir geben aber noch mal unser Bestes." Chancen sieht sie für die Finalisten Chemnitz, Karlsruhe-Söllingen und Mannheim nicht. Der MTV Stuttgart ist der Top-Favorit. ros

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