Handball Aus dem WM-Rausch direkt in den Alltag

Mannheim · Zehn Tage nach der Handball-WM treten die Rhein-Neckar Löwen wieder in der Champions League an. Patrick Groetzki ist genervt.

 Nationalspieler Patrick Groetzki von den Rhein-Neckar Löwen wundert sich über die vielen Verletzungen in seiner Sportart nicht mehr.

Nationalspieler Patrick Groetzki von den Rhein-Neckar Löwen wundert sich über die vielen Verletzungen in seiner Sportart nicht mehr.

Foto: dpa/Axel Heimken

Zeit, das enttäuschende Ende einer ansonsten rauschhaften Heim-WM zu verdauen, hatte Patrick Groetzki im Grunde keine. Nur zehn Tage nach der knapp verpassten Medaille mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft muss der Rechtsaußen schließlich wieder im Verein bei den Rhein-Neckar Löwen ran. Am heutigen Mittwoch (19 Uhr/Sky) beginnt gegen Vardar Skopje die heiße Phase in der Königsklasse, die zweite Saisonhälfte der Bundesliga startet einen Tag später. „Das ist deutlich zu eng, deutlich zu viel“, klagt Groetzki.

Das Thema „Überbelastung“ bleibt im Handball omnipräsent. Besonders für die Topspieler aus der Topliga in Deutschland ist der Kalender nämlich seit Jahren mit nationalen und internationalen Einsätze vollgestopft bis an die Schmerzgrenze – und teilweise auch darüber hinaus. „Wir sind sicher viel gewohnt von den letzten Turnieren und auch als Sportart generell. Aber die Verletzungen, die wir bei dieser WM gesehen haben, kommen vielleicht genau von dieser Überbelastung“, sagt Groetzki und erinnert an den Kreuzbandriss von Teamkollege Martin Strobel.

Zumal die diesjährige Weltmeisterschaft in dieser Hinsicht besonders extrem gewesen sei. Teams wie Norwegen oder Frankreich hätten pro Spiel nur 1,7 Tage Zeit gehabt, rechnet Groetzki vor: „Das ist einfach zu viel.“ Dass es nun quasi ohne Pause in der Champions League und der Bundesliga weitergehen soll, nimmt der 29-Jährige deshalb auch fast schon resigniert zur Kenntnis. „Es muss gehen, es bleibt uns ja keine andere Wahl“, sagt er.

Besserung ist immerhin teilweise in Sicht. Beim All-Star-Game in Stuttgart trafen sich zuletzt die Kapitäne der Clubs gemeinsam mit dem Mannschaftsrat des Nationalteams mit Vertretern des Ligaverbandes HBL und des Deutschen Handball-Bundes (DHB) zum Austausch über das Thema. Durch einen neuen Rahmenkalender soll außerdem die Sommerpause künftig um zwei Wochen verlängert werden. Dafür werden WM und EM ab 2020 aufgestockt – auch wenn dies durch eine Reduzierung der Anzahl an Gruppenspielen und eine Entzerrung des Spielplans nicht auf Kosten der Belastung gehen soll.

Die Rhein-Neckar Löwen müssen die Debatte nun allerdings erst einmal ausblenden. Zu wichtig ist das wegweisende Vorrundenduell mit dem Ex-Champion Skopje. Derzeit rangiert Skopje, das 2017 die Königsklasse gewann, mit 13 Punkten hinter dem souveränen Tabellenführer FC Barcelona (18). Die Mannheimer folgen dahinter – gleichauf mit Telekom Veszprem und Vive Kielce (alle 12). Der Fokus der Löwen liegt angesichts von sieben Punkten Rückstand auf Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt in der Liga und dem Aus im DHB-Pokal in diesem Jahr klar auf der Champions League.

„Das Final Four ist das Ziel – und zwar mehr denn je“, sagt Kapitän Andy Schmid. Und der im Sommer scheidende Trainer Nikolaj Jacobsen, selbst wohl gerade erst aus dem Siegestaumel nach dem WM-Triumph mit Dänemark erwacht, betonte, dass die Königsklasse „jetzt sicherlich eine höhere Gewichtung als in den vergangenen Jahren“ bekomme.

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