Aus dem Märchen auf die Heimatbahn

Güdingen. Es war ein Traum, "wie im Märchen", schwärmt Rennreiterin Nadine Gratz. Drei Jahre ist es her, als sie in Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, nach einem 14-stündigen Flug aus der Maschine ausstieg. "Am Flughafen wurde ich mit einer Limousine abgeholt

 2010 ritt sie nur noch zum Ausgleich im Wald, jetzt wieder auf der Pferde-Rennbahn: Nadine Gratz. Foto: SZ/Privat

2010 ritt sie nur noch zum Ausgleich im Wald, jetzt wieder auf der Pferde-Rennbahn: Nadine Gratz. Foto: SZ/Privat

Güdingen. Es war ein Traum, "wie im Märchen", schwärmt Rennreiterin Nadine Gratz. Drei Jahre ist es her, als sie in Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, nach einem 14-stündigen Flug aus der Maschine ausstieg. "Am Flughafen wurde ich mit einer Limousine abgeholt. Ich bin in einem Sechs-Sterne-Hotel untergekommen, dem größten und teuersten in Malaysia", erinnert sie sich: "Ich habe mich schon wie ein kleiner Star gefühlt. Alles war so pompös, das habe ich vorher nicht gekannt." Schließlich stammt die 25-Jährige aus Honzrath - einem winzigen Ortsteil von Beckingen, mit etwa 1500 Einwohnern. In Kuala Lumpur, zum Vergleich, leben 1,5 Millionen Menschen. Dort hatte sie ihren ersten internationalen Auftritt als Rennreiterin - und gewann auf Anhieb.Zwei Jahre lang ritt Gratz allen davon, sammelte Siege und Titel. 2009 wurde sie Weltmeisterin der Serie Fegentri. 2010 tauchte sie plötzlich unter, nahm an keinem Rennen teil. Jetzt ist Gratz wieder da - und startet am Pfingstsonntag beim Renntag des RC Saarbrücken auf der Bahn in Güdingen.

Doch was hat die so erfolgreiche Amateur-Rennreiterin dazu veranlasst, im vergangenen Jahr ihr Märchen aufzugeben?

"Das Jahr der Fegentri war schon kräftezehrend", erklärt Nadine Gratz. Durch ihre Erfolge 2008 (Europameisterin in Bratislava und Siegerin des ersten Pferderennens für Frauen in Istanbul) qualifizierte sich die Reiterin für die Weltmeisterschafts-Serie Fegentri der Amateure im Jahr 2009: 22 Wertungsläufe, über die ganze Welt verteilt, in einem Jahr.

"Angefangen hat es in Katar", erzählt Nadine Gratz, "und es hat an so viele spannende Orte geführt. Die schönsten Rennen waren in Amerika, dort habe ich zwei von drei Ritten gewonnen". Auch im letzten Wettkampf in Mauritius siegte die Saarländerin - und sicherte sich den Weltmeister-Titel.

Doch direkt nach dem Höhepunkt ihrer jungen Karriere zog sich Nadine Gratz zurück. "Ich bin an einen Punkt gekommen, an dem ich die Pause gebraucht habe", sagt die Pharmakantin: "Unter der Woche habe ich mitten im Berufsleben gestanden, an den Wochenenden bin ich Rennen geritten. Man muss sich überall konzentrieren, nach den Weltmeisterschaften war ich kräftemäßig und im Kopf einfach nur noch leer."

Zuhause in Honzrath beruhigte sich ihr Leben wieder. "Meine Schwester und ich haben zwei Pferde, ich bin mit ihnen nur noch zum Ausgleich in den Wald geritten", erzählt Nadine Gratz: "Und ich habe mein Privatleben wieder gefestigt. Meiner Schwester verdanke ich so viel, sie hat mir immer Rückhalt gegeben, wenn etwas nicht gut gelaufen ist. Mein Freund hat mich auch unterstützt. Mit ihnen habe ich wieder mehr Zeit verbringen können." Keine Limousinen, keine pompösen Hotels, keine 1,5 Millionen Menschen, keine Rennbahnen. Ein Jahr lang.

Vor fünf Monaten hatte Gratz dann aber genug von der Pause: Personen in ihrem Umfeld überredeten sie dazu, zum Pferderennsport zurückzukehren. "Und es macht wieder richtig Spaß", freut sich die Amateur-Rennreiterin, "ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch. Ich hatte mir das Ziel gesetzt, einen Titel zu gewinnen. Und das habe ich geschafft. Jetzt mache ich mir bei den Rennen keinen Druck mehr." Auf ihren ersten Sieg nach der Pause wartet Nadine Gratz noch. Der soll am Pfingstsonntag in Saarbrücken-Güdingen kommen - nicht mehr im märchenhaften Kuala Lumpur, sondern auf der Heimatbahn vor Freunden und der Familie: "Das ist das Schönste." "Nach den Weltmeisterschaften war ich kräftemäßig und im Kopf einfach nur noch leer."

Rennreiterin Nadine Gratz

Auf einen Blick

Renntag an diesem Sonntag in Güdingen: 14.15 Uhr: Preis der Stadtsparkasse Völklingen (Galopp, 1900 Meter); 14.45 Uhr: Preis der Kreissparkasse St. Wendel (Trab, 2100 m); 15.15 Uhr: Preis der LBS (Galopp, 1900 m); 15.45 Uhr: Preis der Sparkasse Neunkirchen (Trab, 2100 m); 16.15 Uhr: Preis der Sparkasse Saarbrücken (Galopp, 3000 m); 16.45 Uhr: Preis der Kreissparkasse Saarlouis (Trab, 2100 m); 17.15 Uhr: Preis der Sparkassen-Finanzgruppe Saar (Galopp, 1350 m); 17.45 Uhr: Preis der Saarland Versicherungen (Galopp, 1900 m); 18.15 Uhr: Preis der Sparkasse Merzig-Wadern (Trab, 2100 m); 18.45 Uhr: Preis der Kreissparkasse Saarpfalz (Galopp, 2450 m); 19.15 Uhr: Preis der Saar LB (Galopp, 1900 m) cjo

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