LSVS-Krise Aufschub nach hitziger Debatte

Saarbrücken · LSVS-Gesamtvorstand entscheidet erst in gut zwei Wochen über das Sanierungskonzept von Konsolidierungsberater Blank.

 LSVS-Konsolidierungsberater Michael Blank (links) und Innen- und Sportminister Klaus Bouillon.

LSVS-Konsolidierungsberater Michael Blank (links) und Innen- und Sportminister Klaus Bouillon.

Foto: Thomas Wieck

Klaus Bouillon korrigierte sich. „Ich sage immer wir“, sagte der Sportminister am Dienstag vor der Presse in Saarbrücken. Bouillon meinte den Gesamtvorstand des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS). Der soll morgen einen „Grundsatzbeschluss“ über jährliche Einsparungen von 2,3 Millionen Euro fällen, erklärte Bouillon. Ohne sofort dem Sanierungskonzept von LSVS-Konsolidierungsberater Michael Blank zuzustimmen. Dagegen hatte es in den vergangenen Tagen heftigen Widerstand gegeben. Deshalb hatte der Minister die Vorstände vor seinem Auftritt bei der Landespressekonferenz zum Krisengespräch in die Villa Europa eingeladen.

So ganz falsch war die Wir-Form also nicht. Auch deshalb, weil die Saar-Regierung am Vormittag beschlossen hatte, die Konsolidierung des LSVS „flankierend zu unterstützen“, wie Bouillon sagte. Er kündigte „Quersubventionen“ an: So soll die Saar-Uni eine halbe Million Euro mehr erhalten, um die Energiekosten der Hermann-Neuberger-Sportschule abzugelten. Die Sportplanungskommission darf außerdem mehr als eine halbe Million Euro, die sie bisher für die Sportschule gab, für laufende Kosten beisteuern. Die Große Koalition aus CDU und SPD möchte zudem Kredite bei der Landesbank absichern. Falls dem LSVS in Zukunft weniger als 12 Millionen Euro von Saartoto zufließen, will man Geld zuschießen. Für das laufende Darlehen müsste das Land ohnehin geradestehen, es hat eine Patronatserklärung abgegeben. „Wir müssen die Patronatserklärung verbal aufrüsten“, sagte Bouillon. Ende dieser Woche finden Gespräche zwischen LSVS und der Landesbank statt. Bei dem Kreditinstitut steht der LSVS mit rund 20 Millionen Euro in der Kreide. Zehn Millionen braucht man zusätzlich.

Die Zahlungsfähigkeit des LSVS ist laut Bouillon nur noch 14 Tage gewährleistet. Nach SZ-Informationen hängt an einem Spar-Beschluss des LSVS-Vorstandes auch ein Privatdarlehen der BSA-Akademie über 800 000 Euro. Wie verlief da das Treffen in der Villa Europa? Es war ein Schritt aufeinander zu – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nach dem zweistündigen Gespräch mit Bouillon, dessen Staatssekretär Christian Seel und Sanierer Blank glimmte Hoffnung auf bei den Vertretern der Sportfachverbände.

Zwei Stunden wurde diskutiert über das Sanierungskonzept von Blank. Joachim Meier, der Präsident des Saarländischen Tennisbundes (STB), sagte nach dem Treffen: „Es wurde vieles, was sich in den letzten Monaten bei den Verbänden aufgestaut hat, aufgearbeitet – vor allem das Thema mangelnde Kommunikation. Ich glaube, dass wir auf einem relativ guten Weg sind.“ Mit Vehemenz und Leidenschaft war um die Zukunft des organisierten saarländischen Sports gestritten worden. Seitens der Fachverbände wurde nicht mit Kritik gespart, vor allem an der Art der Kommunikation von Konsolidierungsberater Blank und Minister Bouillon. Monika Schwarz, Vize-Präsidentin des Saarländischen Leichtathletik-Bundes, hatte in einem Brief an Bouillon geschrieben: „Sie werben für Vertrauen. Gleichzeitig erklären Sie in der Presse,dass das Konzept alternativlos sei und bei einer Nichtzustimmung der LSVS „platt“ sei und „abgewickelt“ werden würde. Wir sind fassungslos über diese Aussage, bedeutet sie doch, dass eine Diskussion des Sanierungskonzeptes letztlich obsolet ist.“

Nach SZ-Informationen kam es auch zu gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen Ministerium, Gesamtvorstand und den beiden LSVS-Vizepräsidenten Franz Josef Schumann und Franz Josef Kiefer, die derzeit das LSVS-Präsidium anführen. Bouillon etwa wehrte sich dagegen, er würde mit der Abwicklung des LSVS „drohen“. „Mein Leben ist der Sport“, sagte Bouillon später der Presse, „aber ich musste doch einige mal wachmachen.“

Irgendwann dämmerte es den meisten, dass die Schuldzuweisungen niemanden weiterbringen. Sanierungsexperte Günter Staab, der das Innenministerium berät, Blank und die Fachverbände fanden eine Diskussionsebene. Nachdem Bouillon, der zur Landespressekonferenz musste, und Staatssekretär Seel die Veranstaltung verlassen hatten, soll der Ton moderater geworden sein. Wozu Blank auch beitrug, indem er die auf der Streichliste stehende Mensa der Hermann-Neuberger-Sportschule überraschend als rettbar darstellte. Die Kantine soll ein Defizit von etwa 700 000 Euro verursachen. Nach Druck aus einigen Sportverbänden und der Arbeitnehmervertretung sprach Blank gestern mit Verdi-Landeschef Thomas Müller. Im Blick ist offenbar ein Modell, wonach etwa drei Viertel des derzeitigen Mitarbeiterstabes ihre Jobs behalten können. Mit dem Küchenchef wird angeblich ein Auflösungsvertrag angestrebt.

Dass die Fachverbände mehr Informationen brauchen, um eine Entscheidung zu treffen, kam bei den beiden Sanierern an. Deswegen wird sich heute die sogenannte LSVS-Finanzkommission treffen, die bei der letzten LSVS-Gesamtvorstandssitzung gegründet wurde, die aber noch nie getagt hat. Sie soll ein deutlich informativeres Papier vorbereiten als das 15-seitige Konzept, das Blank vergangene Woche verschickt hatte. Dieses Papier ist morgen Diskussionsgrundlage für die Gesamtvorstandssitzung. „Das alte Papier war nicht einfach lesbar, Zahlen zum Teil nicht nachvollziehbar und hat viele Fragen aufgeworfen“, sagte Werner Laub, der Präsident des Saarländischen Tischtennis-Bundes, „man muss jetzt sehen, ob die weiteren Infos innerhalb der nächsten zwei Tage kommen.“ Am Ende der Sitzung soll zumindest der Grundsatzbeschluss stehen, dass der Vorstand dem Sanierungsvolumen zustimmt. „Wir machen eine Warteschleife von 14 Tagen“, sagte Bouillon – bis zur endgültigen Entscheidung.

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